Höchstnote für die Diebische Elster!
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Das MusikTheater an der Wien hat als zweite
Premiere im Museums Quartier Gioachino Rossinis „La gazza
ladra“, „Die diebische Elster“ herausgebracht. radio
klassik Stephansdom Opernexperte Richard Schmitz berichtet:
Das Dienstmädchen Ninetta wird wegen des Diebstahls von Besteck
zum Tode verurteilt. Erst am Ende stellt sich heraus, dass die
Hauselster es in ihr Nest getragen hat. Dem Happy End steht dann
nichts mehr im Wege. Dieser Opernzwitter - eine ernste Oper mit
einem heiteren Schluss - enthält eine Fülle von großartiger
Musik. Rossini sprudelt vor Einfällen. Jede Situation wird
musikalisch differenziert gestaltet, es kommt einem nichts
bekannt vor, was in anderen Rossini Opern doch öfter passiert.
Die zwölf Gesangssolisten haben fast alle eine eigene Arie,
die Ensembles sind ausgefeilt und steuern auf grandiose Finali
zu. Nino Machaidze spielt und singt das
Dienstmädchen Ninetta klar im Ausdruck und berührend. Von der
Wiedersehensfreude am Anfang bis zur Bereitschaft zum Opfertod,
alles wird mit klarer, schöner Stimme geboten. Maxim
Mironov als ihr Geliebter Giannetto kann da mit
Stimmschönheit nicht ganz mithalten, liefert aber alle hohen Töne
verlässlich. Paolo Bordogna als Vater Fernando
macht den geflohenen Deserteur in all seiner Verzweiflung zum
Erlebnis. Nahuel di Piero gibt mit Hingabe die
einzige unsympathische Rolle des Abends, den Me Too-anfälligen
Podestá. Die Hosenrolle des Burschen Pippo, der aus Liebe
zu Ninetta alles zum guten Ende bringt, gestaltet Diana
Haller mit ihrem schönen Mezzo überzeugend. Auch die
übrigen Figuren sind genau ausgearbeitet und sängerisch
verlässlich. Und damit sind wir schon beim Ereignis des Abends:
Die Regie schildert den Ablauf schnörkellos wie im Libretto
vorgesehen. Warum während der Ouvertüre geplündert werden muss,
bleibt ein Rätsel. Im Laufe der Handlung macht die Brutalität des
Militärs dann aber durchaus Sinn. Tobias Kratzer
macht aus allen Figuren lebendige, mitfühlende Menschen. Im
Pausengespräch wurden Erinnerungen an Otto Schenk
laut. Rainer Sellmaier stellt einen
ärmlichen Bauernhof der Gegenwart auf die Bühne. Das passt
prächtig und erweckt Mitgefühl. Die Titelrolle, die Elster sitzt
in ihrem Bau und ihre Ausflüge werden durch raffinierte
Videoflüge sichtbar. Manuel Braun und
Jonas Dahl zeichnen dafür verantwortlich. Vor
allem die Schlusspointe, wenn die Elster die Saliera im
Kunsthistorischen Museum als Diebsbeute ansteuert, erregt noch am
Ende Heiterkeit. Das
ORF-Radio-Symphonieorchester und der
Arnold Schoenberg Chor boten unter der Leitung
von Antonino Fogliani spritzige Italianitá.
Mein Gesamteindruck wird allerdings ganz leicht getrübt, weil der
Abend mit fast 4 Stunden Dauer schon etwas lang
wird. Natürlich fällt es schwer in diesem genialen Werk Kürzungen
vorzunehmen, aber auf einige Wiederholungen hätte man verzichten
können. Das Publikum feierte die Sänger, den Dirigenten und
erleichtert über die präzise Verwirklichung des Librettos auch
die Regie. Unbedingt anschauen, es zahlt sich aus.
Wertnote: 9,2/10 Punkten.
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