# 161 Der Tag, an dem ... sich Berthold Walter vom Dach der Finanzbehörde zu Tode stürzte

# 161 Der Tag, an dem ... sich Berthold Walter vom Dach der Finanzbehörde zu Tode stürzte

Er konnte die Ausgrenzung als Jude nicht mehr ertragen
5 Minuten
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Geschichten, die Hamburgs Geschichte prägten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Er wusste keinen anderen Ausweg mehr. War völlig verzweifelt. Es
war der 7. August 1935. Berthold Walter fuhr mit dem Paternoster
hinauf in den 7. Stock, kletterte aufs Dach. Für den wunderschönen
Ausblick auf die Stadt dort oben hatte er sicherlich keinen Sinn in
diesem Augenblick. Er hielt einen Moment inne, dann stürzte er sich
in den Lichthof der Finanzbehörde am Gänsemarkt - das Ende
jahrelanger Ausgrenzung und Erniedrigung. Um sich dem physischen
und psychischen Terror zu entziehen, nehmen sich damals in
Deutschland rund 10 000 Juden das Leben, in Hamburg sind es
mindestens 319. Berthold Walter ist einer von ihnen. Noch 1935
verfasst die sozialistische Widerstandskämpferin Hilde Meisel ein
Gedicht über Berthold Walters Tod: "Von dieser Brüstung werde ich
gleich springen. Gleich wird mein Körper auf dem Hof zerschellen.
Ich höre noch von dem Bettler drüben singen, ich höre einen Hund
ein Pferd anbellen. Gleich werde ich gestorben sein. Ich sterbe
mitten im Gewühl der Stadt, und nicht im Kämmerlein mit Veronal,
denn wer den Todessprung verschuldet hat, wer schuldig ist an
meiner Lebensqual, soll ihren schreckensvollen Ausgang sehn. Als
alter Jud, schwach und hoffnungslos, kehrt' ich zurück ins
Deutschland der Barbaren. Ich wollte arbeiten. Ich wollte bloß den
Kindern, die so lange hungrig waren, ein wenig Brot und Kleidung
noch verschaffen.“ Die ganze Geschichte von Berthold Walter hören
Sie in unserem neuen Podcast

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