Kritik: Mamma Mia! in Mörbisch
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Beschreibung
vor 2 Jahren
„Mamma Mia! ist ein Musical, von dem wir gar nicht wussten, dass
wir es geschrieben haben!“ sagte Björn Ulvaeus, ehemaliges
Mitglied der legendären Band ABBA, einst über das nach einem
ihrer Hits benannte Musical. Haben sie ja eigentlich auch nicht,
denn die Geschichte rund um Donna und ihre Tochter Sophie, deren
bald-Bräutigam Sky und die drei Eventuell-Väter Harry, Sam und
Bill stammt von Catherine Johnson und hatte am 6. April 1999 im
Londoner Prince Edward Theatre Premiere. Michael Gmasz ist
gestern für radio klassik Stephansdom in seine Heimat gefahren.
Seit gestern liegt die fiktive griechische Insel Kalokairi nicht
in der Ägäis, sondern vor den mörbischer Ufern des Neusiedler
Sees. Nach the King and I präsentiert Alfons Haider nun also ein
Hitfeuerwerk der schwedischen Pop-Band ABBA. Und er hatte
eindeutig mehr Wetterglück als sein Kollege Daniel Serafin tags
zuvor in St. Margarethen.
Super Trooper, Dancing Queen, The Winner takes it all und
natürlich Mamma Mia, das sind nur einige der insgesamt zwanzig
ABBA Hits, die in den gut zwei Stunden geboten werden. Wobei,
ganz so einfach ist das nicht. Man hat sich in Mörbisch nämlich
für die rein Deutschsprachige Variante entschieden. Anfangs
dachte ich, schade, denn gerade bei den Liedern wäre wohl das
bekannte Englische Original eingängiger gewesen. Honey, Honey-der
kanns richtig; Honey Honey macht mich süchtig usw. war anfangs
ein wenig gewöhnungsbedürftig. Mit der Zeit hört man sich aber
gut ein, vor allem auch, weil die Liedtexte die Handlung
vorantreiben. Das wirklich witzig gelungene Chiquidita war hier
ein erster Höhepunkt.
Mit dem Regisseur Andreas Gergen hat sich Alfons Haider für einen
bereits Mörbisch erprobten und äußerst erfahrenen Musical Macher
entschieden. Er weiß die große Bühne bestens in Szene zu setzen,
aber, unterstützt durch das stimmungsvolle Lichtdesign von
Andreas Fuchs, auch intime Momente zu erzeugen. Bis auf den
Fiebertraum im griechischen Sado-Maso Olymp am Beginn des zweiten
Teils erzählt er die Geschichte sehr stringent und „im Jetzt“.
Choreograph Jonathan Huor und seine ausgezeichnete Company sorgen
für ausreichend Bewegung und Unterhaltung auf der Bühne. Apropos
- Bühnenbildner Walter Vogelweider, auch er bereits ein alter
Mörbisch-Hase, zaubert mit Strand, Taverne, Bar und Hotel im
traditionellen blau-weiß griechisches Urlaubsflair an den
Neusiedlersee. Eine überdimensionale, multifunktionale
Riesendiskokugel sorgt im zweiten Teil für Staunen.
Bettina Mönch als starke Mutter Donna dominiert das Geschehen in
vielerlei Hinsicht. Sie sieht großartig aus, genießt es
sichtlich, in ihrer Rolle zu sein und sie singt umwerfend gut.
Ihr großes Solo The Winner takes it all - also der Sieger
hat die Wahl – wird auch zum musikalischen Höhepunkt des Abends.
Ihre zwei Freundinnen Rosie und Tanja, Milica Jovanovic und Ines
Hengl-Pirker, stehen ihr in Spielfreude und Qualität um nichts
nach. Ines Hengl Pirker als Möchtegern High-Society Lady gehört
auch der Lacher des Abends, als sie in sehr Wienerischem Idiom
erzählt, welchen Tipp ihr ihr eigener Vater bei ihrer ersten
Hochzeit gegeben hat. Anna Rosa Döller, in der Rolle von Donnas
Tochter Sophie, ist ebenfalls Idealbesetzung. Jung und
unschuldig, jedoch durchaus mit allen Wassern gewaschen und
stimmlich absolut überzeugend.
Unter den vier männlichen Hauptpartien sticht der junge Timotheus
Hollweg heraus. Die drei „Väter“ Lukas Perman, Peter Lesiak und
Christof Messner spielen bei dieser Scharade gut mit, wirken dann
teilweise im Vergleich zu den Frauen doch manchmal ein bisschen
steif.
Alfons Haider ist mit Mamma Mia nicht nur ein wirtschaftlicher
Coup gelungen. Das Publikum, von Bundespräsident Alexander van
der Bellen und diversen Regierungsmitgliedern abwärts, hat die
Premiere mit Standing Ovations gefeiert.
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