CD der Woche: Die Kunst der Fuge
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Interpreten: Cuarteto Casals
Label: harmonia mundi
EAN: 3149020946749
Seit Jahrhunderten beschäftigt „Die Kunst der Fuge“ von Johann
Sebastian Bach die Musikwissenschaft. Abfolge der Sätze und
Instrumentierung sind dabei nur zwei der nach wie vor
diskutierten Punkte. Mozart, Beethoven, Busoni, Krenek und viele
andere haben Ausschnitte daraus für eigene Werke verwendet und
nun gibt es eine neue Aufnahme in der Version mit
Streichquartett, die das Cuarteto Casals vorgelegt hat. Wenn mit
Streichquartett, dann genau so, findet Michael Gmasz.
Weder im Bach’schen Autograph, noch im Erstdruck finden sich
Angaben zur Originalbesetzung der „Kunst der Fuge. Auch wenn sich
die Wissenschaft mittlerweile fast einig ist, dass die 14 Fugen
und vier Kanons wohl für Tasteninstrument verfasst wurden, bleibt
doch aufgrund der Notation in Partiturform eine Möglichkeit, dass
die Originalbesetzung anders gedacht war. Eine frühe Form des
Streichquartetts könnte man sich dabei durchaus vorstellen und so
haben sich in den vergangenen Jahrzehnten auch immer wieder
namhafte Quartettformationen mit dieser „Geburt des aberwitzigen
Altertums“ (Marpurg im Vorwort des Erstdrucks) beschäftigt. Auf
beeindruckende Weise hier das spanische Cuarteto Casals.
Ganz im Goethe’schen Sinn sehen die vier Musikerinnen und Musiker
dieses Werk als „geistvolle Unterhaltung von vier Leuten“, bei
der alle gleichberechtigt agieren. Und trotzdem ist es natürlich
kein gefühlloses reines Abspielen von Tönen. Es ist ein
Hervortreten und Zurücknehmen, dynamische Steigerungen und ein
Zurückkehren zum pianissimo. Das Fugenthema ist immer irgendwo
präsent, ohne mit dem Vorschlaghammer präsentiert zu werden. Der
Einsatz von Vibrato ist äußerst dezent bzw. fast nicht vorhanden,
was eine absolute Reinheit in der Intonation bedingt, die hier
vollauf gegeben ist. Klang wird somit vorwiegend über die
Geschwindigkeit des Bogenstrichs erzeugt. Absolut hohe Kunst des
Streichquartettspiels! Ist man der Kunst der Fuge bisher eher
skeptisch gegenübergestanden, kann man es spätestens nach dem
Anhören dieser Aufnahme fast nur mit Alban Berg halten, der
seiner Frau Helene nach einer Aufführung 1928 in Zürich
geschrieben hat: „Gestern Kunst der Fuge gehört. Herrlich!! Ein
Werk, das bisher für Mathematik gehalten wurde. Tiefste Musik!“
(mg)
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