Kritik: Figaro in Salzburg
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Gerne hätte ich berichtet, dass alles halb so wild ist; noch in
der Pause war ich dieser Überzeugung. Burgtheaterdirektor
Martin Kušej hat doch schon interessante
Inszenierungen geliefert. Doch am Ende muss ich sagen,
die vernichtenden Medienstimmen sind berechtigt.
Die Verlegung ins Mafiamilieu ist in keiner einzigen Situation
überzeugend. Das Herumfuchteln mit den Pistolen erregt kaum
jemanden, schon gar nicht Susanne und Figaro oder das Publikum.
Negativer Höhepunkt ist das Finale des 2.Aktes, wo alle alle mit
gezogener Waffe bedrohen und dabei auch noch banales
Rampentheater liefern. Dass alle statisch den Dirigenten
angeschaut haben, hat nichts zur Präzision beigetragen. Es war
ein Chaos. Der neue Mozartstil wird diese Mischung hoffentlich
nicht werden. Ich bin überzeugt, der akkurate Nikolaus
Harnoncourt würde sich dagegen verwehren, von Raphaël
Pichon als Vorbild genannt zu werden. Die Abkehr von
zwingenden Noten hin zur Möglichkeit eigener Verzierungen wurde
kaum wahrgenommen und wenn, dann mit wenig originellen Figuren.
Überflüssig war auch das Geklimper vom Hammerklavier während der
überlangen Umbaupausen. Auch das ohne den geringsten Bezug zu
Mozarts genialer Musik. Der Asiate, der neben mir gesessen ist,
hat fast die ganze Zeit durchgeschlafen. Mehr ist zum Dirigat des
Herrn Pichon nicht zu sagen.
Gegen die Regie und den Dirigenten haben sich nur die beiden
Damen zeitweilig durchsetzen können. Zu recht kam nach der Arie
der Gräfin Jubel auf. Adriana Gonzáles
gestaltete das Seelengemälde einer enttäuschten Ehefrau mit
schöner Stimme. Auch Sabine Devieilhe als
Susanne konnte mit der Rosenarie noch Festspielniveau erreichen.
Andrè Schuen habe ich schon besser gehört,
gerade weil der Graf Almaviva sicher nicht zu seinen besten
Rollen gehört. Gesangstechnisch ist es sicher eine
Herausforderung die große Arie auf einem Bein stehend zu singen.
Da wird er von einer Nackerten angezogen. Sehr witzig!!, da kann
man sich voll auf die Empörung des Grafen konzentrieren ?! .
Krzysztof Baczyk singt den Figaro, von
Rollengestaltung keine Rede. Italienisch ist nicht seine
Muttersprache. Ansprechend ist noch Lea Desandre
als Cherubino. Alle andern Sänger können sich in dieser
Inszenierung nicht entwickeln. Keine Personenregie, aber auch
keine kleinen Ideen. Martin Kušej ist diesmal nichts
eingefallen.
Das sachkundige Publikum differenzierte beim Applaus deutlich und
feierte Adriana Gonzàles und Sabine Devieilhe. Auch der
Schussapplaus wäre wohl schnell vorbei gewesen, hätte man das
Haus für Mozart nicht lange hermetisch abgeriegelt.
Wertnote: 5,3
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