Kritik: Salome an der Wiener Volksoper
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vor 2 Jahren
Mutig hat die Volksoper ein zentrales Werk des
Staatsopernrepertoires herausgebracht: „Salome“ von Richard
Strauss. Und zwar in der Salzburger Inszenierung aus dem Jahr
1992 von Luc Bondy. Unser Opernexperte Richard Schmitz berichtet.
Es ist schön in einer Stadt zu leben, in der die zweite
Opernbühne ein schwieriges Werk in dieser Qualität präsentieren
kann. Die Volksoper hat auch keine Scheu, eine Oper konventionell
zu zeigen. Luc Bondys Inszenierung wurde von seiner Witwe
Marie-Louise Bischofberger szenisch neu einstudiert. Im düsteren
Bühnenbild von Erich Wonder rollte die Handlung gemäß der
Partitur und des Textes von Oscar Wilde ab. Das war spannend vom
Anfang bis zum Ende und bot den Sängern Gelegenheit den Figuren
eigenes Profil zu geben. Sie mussten nicht im Rollstuhl
herumfahren oder im Spitalsbett liegen und auf ach so
psychologische Neudeutungen Rücksicht nehmen. Sie konnten sich
voll der Rolle hingeben. Das hat vor allem Astrid Kessler getan.
Ihr Körpereinsatz ist nahezu akrobatisch und bleibt doch
erotisch. Sie singt die vielen melodischen Stellen stimmsicher
und mit intensivem Ausdruck. Ihre Hingabe an den Text ist
beispielgebend. Begeistert erinnert man sich an große
Sängerinnen, die diese Rolle schon in Wien gesungen hatten.
Wien hat eine neue Salome.
Wolfgang Ablinger-Sperrhacke macht den zweifelhaften,
wankelmütigen Charakter des Herodes sichtbar und überzeugt auch
stimmlich. Tommi Hakala hat für den Jochanaan nicht nur eine
imponierende Gestalt sondern auch eine imponierende Stimme.
Verständlich, dass die pubertierende Salome von ihm geküsst
werden will. Eine wunderschöne Überraschung ist Ursula Pfitzner
als Herodias. Da wurde sie richtig gefordert. Auch Stephanie
Maitland beeindruckt als Page. Das übrige Ensemble bot eine
solide Leistung. Da blühten einzelne Stimmen richtig auf. Dass
Daniel Ohlenschläger stimmlich gedoubelt werden musste, wie es
Lotte de Beer anfangs ansagen musste, ist nicht weiter
aufgefallen.
Das Orchester der Volksoper war gut vorbereitet. Omer Meir Welber
könnte die vielen Melismen, die ihm die Sänger anboten, auch im
Graben zum Klingen bringen. Das könnte differenzierter klingen,
das Quintett der Juden hat man transparenter im Ohr.
Es war ein Triumph für die Volksoper. Sie hat gezeigt, dass die
Verwirklichung der Partitur größere Wirkung hervorruft, als
intellektuelle Neudeutung. Die Demut vor den Genies von Strauss
und Wilde wurde stürmisch gefeiert. Auch das Regieteam mit dem
doch schon alten Erich Wonder erntete Jubelstürme. Unbedingt
hingehen.
9,2
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