Sucht und Medikamente
Medikamentensucht wird auch als die heimliche Sucht bezeichnet, da
sie oft erst sehr spät auffällt. Frauen sind doppelt so häufig
betroffen wie Männer. Denn während eine männliche Person eher zu
Alkohol greift, um beispielsweise Stress abzubauen,
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vor 5 Jahren
Medikamentensucht wird auch als die heimliche Sucht bezeichnet,
da sie oft erst sehr spät auffällt. Frauen sind doppelt so
häufig betroffen wie Männer. Denn während eine männliche Person
eher zu Alkohol greift, um beispielsweise Stress abzubauen,
greifen Frauen vermehrt zu Substanzen, unter denen sie weiter
möglichst optimal „funktionieren“. Auch werden ihnen eher
Psychopharmaka verschrieben als Männern.
Etwa vier bis fünf Prozent aller Medikamente besitzen ein eigenes
Missbrauchs- und Abhängigkeitspotential. Der Übergang vom
bestimmungsmäßigem Gebrauch zum Missbrauch ist fließend. Eine
Abhängigkeit entsteht deshalb meist schleichend, leiste,
unauffällig und beginnt mit einem vom Arzt verschriebenen
Rezept.
Ein besonders Abhängigkeitspotential haben Schlaf- und
Beruhigungsmittel, Schmerzmittel und Weck- und Aufputschmittel,
dabei vorwiegend Amphetaminabkömmlinge wie Methylpenidat, welches
vor allem Kinder verschrieben wird.
Aber auch Nasentropfen, Abführmittel, Wachstums- und
Sexualhormone (als Dopingmittel) und alkoholhaltige Arnzeimittel
können zur Suchterkrankung führen.
Ein zusätzliches Risiko neben der eigentlichen Abhängigkeit
bilden die durch die missbräuchlich verwendeten Medikamente
erhöhten Nebenwirkungen. Je nach Medikament können dies
Beispielweise sein: Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen,
Sturzgefahr, Muskelschwäche, Sedierung, Übelkeit,
Appetitlosigkeit, Blutdruckanstieg, Herzrhytmusstörungen und
Suizidgedanken.
Je älter eine Person ist, desho höher ist die Gefahr einer
Medikamentensucht. Dabei spielen körperliche Ursachen wie ein
veränderter Stoffwechsel oder Krankheit eine Rolle, aber auch
psychische Faktoren wie der Tod nahestehender Personen und
Einsamkeit durch den Wegfall sozialer Netzwerke durch
Berentung.
Laut Deutscher Hauptstelle für Suchtfragen nehmen 20% der
pubertierenden Mädchen fast täglich Medikamente
ein. Allgemein geht der Trend zu einem vermehrtem Anstieg
des relevanten Medikamentengebrauchs seit dem Jahr 2000, allen
voran die Einnahme von Schmerzmitteln. Außerdem werden
Medikamente noch immer häufig verschrieben, ohne die eigentlich
dahinterliegende Ursache zu ergründen und zu behandeln.
Zu den entscheidenden Faktoren, damit sich eine Sucht ausbilden
kann, zählen vor allem Lernerfahrungen aus der Kindheit und der
Lern- und Konkurrenzdruck in der Gesellschaft und die daraus
resultierende Unterdrückung von Schmerz und Krankheit, um dem
psychischen Druck einer leistungsorientierten Gesellschaft
auszuhalten. Auch persönliche Faktoren wie Impulsivität und
Neugier spielen eine, wenn auch untergeordnete, Rolle. Dazu
gehört auch die Experimentierfreude in Jugendjahren.
Ein Medikamentenentzug kann zu teils starken psychischen und
körperlichen Entzugserscheinungen führen und sollte unbedingt
ärztlich und therapeutisch überwacht werden. Auch hier gilt es,
wie bei jeder Suchterkrankung, langfristig einem Rückfall
vorzubeugen, indem die zugrunde liegenden Ursachen behandelt und
alternativen zum Suchtverhalten gefunden werden.
Die drei Säulen gesunde Ernährung, Bewegung und positive,
unterstützende soziale Kontakte bilden auch hier die Grundlage
für einen erfolgreichen Verlauf.
Quelle: Drogenbeauftragte der Bundesregierung
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