Sarah Wyss: «Das Gesundheitssystem ist krank», Feusi Fédéral, Ep. 105

Sarah Wyss: «Das Gesundheitssystem ist krank», Feusi Fédéral, Ep. 105

Die SP-Politikerin über Alain Berset, die Hoffnungen der Basler auf einen Sitz im Bundesrat, die Rolle der SP als Bundesratspartei und Oppositionskraft und wie sie die alljährlichen Kostensteigerungen im Gesundheitswesen angehen würde.
33 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
«Ich war überrascht wie viele andere auch», sagt Sarah Wyss über
die Ankündigung von Bundesrat Alain Berset, für die nächste
Legislatur nicht mehr anzutreten. Beat Jans sei eine «sehr valable
Person» findet Wyss. Aber auch ihre eigenen Ambitionen werde sie
sich über den Sommer noch überlegen. Die SP verliere mit Alain
Berset einen Bundesrat, der es geschafft habe, Mehrheiten zu
schaffen, zum Beispiel bei der AHV-Revision 2020, die dann erst in
der Volksabstimmung scheiterte. Die SP habe immer wieder solche
Bundesräte gehabt. «Einfach mit Opposition bringen wir das Land
nicht vorwärts.» Gleichzeitig kann die SP mittels Referenden in die
Opposition gehen. Berset habe im Gesundheitswesen zum ersten Mal
die Kosten angeschaut. Er sei aber von den Interessenvertretern
blockiert worden. Wie würde Sarah Wyss gegen die steigenden Kosten
vorgehen? Sie würde zuerst die Prämienlast anders verteilen. «Wir
sind eines der unsozialsten Staaten, was die Finanzierung angeht»,
findet Wyss. Sie gibt allerdings zu, dass dies nicht an den Kosten
ändert. «Positive Verstaatlichung» Dort möchte Wyss weg von der
Versorgung mit möglichst viel Leistungen, sondern viel mehr als
Qualität in der Versorgung setzen. Es müsse mehr in die Prävention
investiert werden, damit die Leute gar nicht erst krank würden –
und in die Überlegung, ob man eine Behandlung überhaupt brauche.
«Das spart Kosten.» Heute verdiene ein Leistungserbringer mehr, je
mehr er verrechne. Daran schuld sei auch die «Privatisierung» im
Gesundheitswesen zum Beispiel durch die Ausweitung der
Spitallisten. Wyss will das wieder rückgängig machen. Gesundheit
ist für Wyss «Service Public». Es brauche eine «positive
Verstaatlichung». Wyss schlägt für Ärzte einen Fixlohn vor. Wyss
will besonders die Prävention fördern. Nötig sei eine
«Gesundheitskompetenz» bei der Bevölkerung. «Niemand profitiert
heute von gesunden Menschen», kritisiert Wyss. «Das System ist
krank». Anreize für die Versicherten, auf ihre Gesundheit zu
achten, lehnt die Baslerin ab. Es brauche «Selbstmotivation» und
ein Rucksack mit Kompetenzen, damit sie sich zum Beispiel gesund
ernährten. Anreize würden eine «Gesellschaft spalten.» Sie wolle
nicht auf das Individuum zielen, sondern auf die ganze Gesellschaft
schauen.

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