Ressourcenallokation in der hausärztlichen Versorgung

Ressourcenallokation in der hausärztlichen Versorgung

Beschreibung

vor 9 Jahren
Mit dieser bundesweiten Umfrage unter niedergelassenen
Allgemeinmedizinern in Deutschland wurden erstmals umfassende
empirische Erkenntnisse zum Umgang von Hausärzten mit knappen
Ressourcen gewonnen. Qualitative Interviews mit Hausärzten dienten
im Vorfeld der Studie zur Hypothesengenerierung. Nach inhaltlicher
Validierung durch kognitive Interviews mit Hausärzten und durch
eine Pilottestung, wurde die Befragung in Form einer Onlineumfrage
durchgeführt. Insgesamt liegen aus dieser Untersuchung Angaben von
1.921 Hausärzten (Rücklaufquote 6,8 Prozent) aus dem gesamten
Bundesgebiet zu vier übergeordneten Themenbereichen vor: Im
derzeitigen budgetierten Vergütungssystem in der hausärztlichen
Versorgung wenden nach Einschätzung unserer Interviewpartner die
Hausärzte verschiedene Strategien an, um unter den gegebenen
Rahmenbedingungen erfolgreich wirtschaften zu können. Unsere
Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass diese Strategien in der
täglichen Praxis tatsächlich Anwendung finden. Die Ergebnisse
bestätigen die schon in anderen Untersuchungen festgestellte
Beobachtung, dass Hausärzte in Deutschland im internationalen
Vergleich durchschnittlich sehr wenig Zeit für einen
Patientenkontakt aufwenden. Die Gründe für den ärztlichen
Zeitmangel sind vielfältig. Die Mehrheit der befragten Hausärzte
bewertet ärztlichen Zeitmangel durchaus als problematisch.
Regressforderungen werden in der öffentlichen Debatte sehr
kontrovers diskutiert. Die Ergebnisse legen nahe, dass
Wirtschaftlichkeitsprüfungen und damit gegebenenfalls verbundene
Regressforderungen bislang die Besonderheiten des
Patientenkollektivs eines Hausarztes zu wenig berücksichtigen.
Dadurch würden Regressforderungen ihre Aufgabe als
Steuerungsinstrument gegen unwirtschaftliche Arbeitsweise nicht nur
verfehlen, sondern durch die potentielle Sanktionierung einer
„vernünftigen“ Verordnungsweise auch das medizinisch Notwendige
beschneiden. Im Allgemeinen Interesse scheint überdies dringend
eine Veröffentlichung der Prüfstatistiken zu den
Wirtschaftlichkeitsprüfungen geboten. Bislang ist das Prüfsystem zu
intransparent. Hinsichtlich möglicher Leistungsbegrenzungen
(Rationierungen) belegen unsere Ergebnisse die Annahme
verschiedener Studien aus Deutschland, dass bereits heute den
Patienten medizinisch nützliche Leistungen aus Kostengründen
vorenthalten werden (Rationierung). In der hausärztlichen
Versorgung ist dies möglicherweise sogar stärker ausgeprägt als im
stationären Bereich.

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