Untersuchung der Mikrozirkulation bei Neugeborenen als Möglichkeit zum Frühscreening von Infektionen

Untersuchung der Mikrozirkulation bei Neugeborenen als Möglichkeit zum Frühscreening von Infektionen

Beschreibung

vor 11 Jahren
Postnatale Infektionen zählen zu den gefährlichsten Komplikationen
in der Neonatologie und sind häufig schwierig zu diagnostizieren.
Im Rahmen dieser Dissertation wurde der mikrozirkulatorische
Blutfluss mittels Videomikroskop im Hinblick auf Veränderungen bei
neonatalen Infektionen untersucht. Die Fragestellung entstand vor
dem Hintergrund, dass Veränderungen der Mikrozirkulation einen
wesentlichen pathophysiologischen Mechanismus bei Infektionen
darstellen. Ziel war es, eine nicht invasive frühdiagnostische
Methode zu evaluieren und auf seine Eignung als Screeningtest zu
beurteilen. Es wurden 110 konsekutiv geborene reife und gesunde
Neugeborene zwischen 1. und 3. Lebenstag einmalig mittels
Sidestream Dark Field Imaging- einem Intravitalmikroskop-
untersucht. Der Untersucher war hinsichtlich der klinischen Befunde
der Kinder geblindet. Sidestream Dark Field Imaging kann durch die
dünne keratinarme Haut des Neugeborenen die Mikrozirkulation in
Echtzeit als Video auf den Laptop übertragen. Als Messort wurde die
obere Ohrmuschel gewählt. Die Technik funktioniert mittels
monochromatischem grünem Kaltlicht der Wellenlänge 530 nm. Dieses
Spektrum wird vom Hämoglobin der Erythrozyten absorbiert und vom
umliegenden Gewebe reflektiert und gestreut. Dabei umgeben
konzentrisch angeordnete LEDs einen Lichtleiter, der die
reflektierten Strahlen aufnimmt und auf einen Bildwandler
überträgt. In der Folge entsteht eine Darstellung der Gefäße vor
negativem Kontrast in 380facher Vergrößerung. Somit wird eine
unmittelbare Beurteilung der lokalen Gewebsdurchblutung ermöglicht.
Es erfolgten im Anschluss zwei Auswertungen der 3 besten Sequenzen
pro Kind. Die erste Beurteilung unmittelbar nach Messung am Laptop
als eine Art Bedside Test und die zweite nach Rekrutierung aller
Kinder und Verblindung mittels einer vom Hersteller für das
Videomikroskop entwickelten Software. Es wurden folgende Parameter
erhoben: Beim Bedside Test wurde eine Gesamteindruck vergeben mit
der Einteilung der Mikrozirkulation in normal, kontrollbedürftig
und auffällig. Bei der verblindeten Auswertung wurde einerseits die
Flussqualität in normal, stehend, zäh, intermittierend und
beschleunigt unterteilt. Zudem wurde die Gefäßoberfläche anhand
einer automatisierten Software berechnet. Von den 110 Neugeborenen
hatten 29 ein CrP über 0,5mg/dl, davon hatten 10 ein CrP>2. 81
Kinder mit normalem CrP bzw. ohne Messung bei unauffälliger Klinik
bildeten die Kontrollgruppe. Beim Bedside Test mit Aufteilung der
Mikrozirkulation in normal/kontrollbedürftig/auffällig waren
hochsignifikante Unterschiede beim Vergleich der Kontrollgruppe zur
Gruppe mit CrP>2mg/dl zu verzeichnen mit einem deutlich erhöhten
Anteil an kontrollbedürftigen Befunden. Bei der verblindeten
Auswertung zeigten sich große Unterschiede in der Flußqualität
zwischen den Gruppen. So zeigte sich ein hochsignifikant
schnellerer Blutfluss bei Infektion. Die Gefäßoberfläche lag in der
Infektionsgruppe signifikant unter der der Kontrollgruppe, abhängig
vom CrP Wert. So war die Gefäßoberfläche bei einem CrP>2 sogar
noch deutlicher erniedrigt. Zusammenfassend konnten mit SDF Imaging
ein beschleunigter Blutfluss in der neonatalen Infektionssituation
gezeigt werden. Zudem ist die Gefäßoberfläche bei
Neugeboreneninfektion verkleinert. Somit könnte die Technik, nicht
zuletzt wegen ihrer einfachen Handhabung, durchaus eine Rolle in
der frühen Infektionsdiagnostik spielen, wobei die Evaluierung mit
größerer Fallzahl erstrebenswert ist.

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