Der gute Mensch von nebenan | Von Roberto J. De Lapuente

Der gute Mensch von nebenan | Von Roberto J. De Lapuente

10 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Von Roberto J. De Lapuente. Die ganze Nacht wachte er am Bett
seiner Tochter. Sie war nicht ernstlich krank, aber er sorgte sich.
Und seiner Frau wollte er eine durchwachte Nacht nicht zumuten.
Nicht weil sie schwächelte, sondern weil er ihr Schlaf gönnte. Sie
war eine gute Frau und er wollte ihr etwas zurückgeben. Also tupfte
er dem Kind den Schweiß von der Stirn, reichte ihm Tee und fand
tröstende Worte. Die Kleine wachte mehrmals auf und er erzählte ihr
mitten in der Nacht kurze Geschichten. Meist waren es Episoden
voller Phantasie und lustigen Gestalten, die Gutes taten und sich
gegenseitig unterstützten. Sie schlief bald wieder ein und hatte
ein Lächeln auf den Lippen. Er nahm wieder auf dem Stuhl neben dem
Bettchen Platz und döste vor sich hin. Jede Regung seines kleinen
Schatzes ließ ihn hochschrecken. Zwischendrin schlich er sich ins
Schlafzimmer, sah nach seiner Frau. Sie schnarchte süßlich vor sich
hin. Er trat an sie heran, deckte sie zu und strich ihr
gedankenverloren durchs Haar. Strähnen verfingen sich zwischen
seinen Fingern und er bemühte sich, sie ohne daran zu ziehen wieder
frei zu geben. Hinüber zum Blumenladen. Zurück im Zimmer der
Tochter sann er darüber, seiner Frau eine kleine Freude zu machen.
Er wollte den Frühstückstisch vorbereiten. Danach musste er
abreisen. Die Geschäfte riefen. Eine Geste dieser Art würde die
Trennung für sie sicherlich erträglicher machen. Sie hatte es
verdient. Er liebte sie sehr und sie war ihm immer eine gute Gattin
gewesen. Er plante leise vor sich hin, wie der Tisch aussehen
sollte: Die Servietten und was er servieren wollte. Er bedauerte,
dass er keinen frischen Blumenschmuck besorgen konnte. Er wollte
seine Tochter nicht allzu lange alleine lassen. Aber Kerzen waren
natürlich fest einkalkuliert. Sie sollte es schön haben. Sie sollte
abermals sagen, dass ihr Mann ein guter Mensch sei. Ein Glücksfall.
Das Gute, das unter dem gemeinsamen Dach wohne. Je näher der
Zeitpunkt für das Frühstück kam, desto mehr störte er sich an der
Tafel, die keine Blumen tragen sollte. Noch haderte er. Sollte er
sich sputen und welche holen? Dann gab er sich einen Ruck. Er
konnte doch schnell die Wohnung verlassen, hinübergehen in den
Blumenladen und einige Tulpen holen. Die Kleine würde schon nicht
ausgerechnet jetzt aufwachen und nach ihrem Vater rufen. Morgens
schliefen Kranke immer tiefer als zu den Zeiten, da man eigentlich
im Tiefschlaf verweilen sollte. Dem Greis zur Hand. Sie liebte
Tulpen. Und so warf er sich schnell eine Jacke über und lief
hinüber. Es war noch früh, es dämmerte langsam herauf. Der Nebel
stieg aus den Kanaldeckeln. Ein Bild von einem Klischee. Wie man
sich einen Morgen ebenso zeichnet, wenn man ihn zeichnen soll. Es
wirkte, wie die billige Kulisse für einen Streifen von Michael
Curtiz oder Leo McCarey...hier weiterlesen:
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