„Wir brauchen viele junge Spieler, um die Liga zu fluten“ – Hannes Schulz über Nachwuchsarbeit & Bundesliga (Teil 1)

„Wir brauchen viele junge Spieler, um die Liga zu fluten“ – Hannes Schulz über Nachwuchsarbeit & Bundesliga (Teil 1)

„Ohne breite Basis keine Spitze“ – Hannes Schulz über Nachwuchs, Ligaqualität & Nationalteam-Perspektiven
34 Minuten
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Beschreibung

vor 3 Jahren
In dieser Episode des Waterpolo Expert Talk spricht Hannes Schulz,
langjähriger Bundesligaspieler des OSC Potsdam und ehemaliger
Nationalspieler, sehr offen über eines der größten Probleme des
deutschen Wasserballs: den fehlenden Übergang zwischen Nachwuchs,
Bundesliga und Nationalmannschaft. Hannes blickt zunächst auf
seinen eigenen Werdegang zurück. Über den Leistungsschwimmsport kam
er eher zufällig zum Wasserball, nachdem ihm das reine Schwimmen
irgendwann zu eintönig wurde. Die vorhandene Grundausbildung im
Wasser erwies sich jedoch als enormer Vorteil. Schnelligkeit,
Wassergefühl und Antizipation halfen ihm, sich schnell im
Mannschaftssport zurechtzufinden. Gleichzeitig betont er, wie
wichtig das taktische Verständnis und das frühzeitige Spielen mit
Ball für eine langfristige Entwicklung sind. Ein zentrales Thema
des Gesprächs ist die Bedeutung von Spielpraxis. Für Hannes ist
klar: Man lernt Wasserball nicht im Training allein, sondern vor
allem im Spiel. Junge Spieler müssen Fehler machen dürfen,
Verantwortung übernehmen und echte Minuten bekommen – auch wenn das
kurzfristig Ergebnisse kosten kann. Genau hier sieht er eine der
größten Schwächen des Systems: Viele Talente trainieren gut,
bekommen aber nie die Gelegenheit, sich im Wettkampf zu beweisen.
Besonders kritisch spricht Hannes über die Altersphase zwischen 18
und 25 Jahren. In diesem Zeitraum gehen in Deutschland besonders
viele Spieler verloren. Schule ist beendet, Studium oder Beruf
beginnen, der Trainingsaufwand bleibt hoch – und gleichzeitig fehlt
oft eine klare Perspektive. Wer es nicht sofort in die erste
Mannschaft oder das Nationalteam schafft, fällt häufig komplett
durchs Raster. Für Hannes ist das fatal, denn Leistungssport
braucht Zeit, Geduld und individuelle Entwicklungsverläufe. Seine
zentrale Forderung lautet daher: Die Bundesliga muss mit jungen
Spielern „geflutet“ werden. Nicht nur zwei oder drei
Ausnahmetalente pro Jahrgang, sondern eine breite Masse an
Spielern, die regelmäßig auf hohem Niveau trainieren und spielen.
Nur so entsteht Wettbewerb, nur so können sich Leistungssprünge
entwickeln – und nur so bleibt genügend Spielermaterial erhalten,
um langfristig konkurrenzfähig zu sein. Ein weiterer Schwerpunkt
ist die Rolle von Kooperationen zwischen Vereinen. Hannes sieht sie
grundsätzlich positiv, warnt aber davor, junge Spieler lediglich
als Trainingspartner für Topteams zu nutzen. Kooperationen müssen
echte Perspektiven bieten, klare Absprachen enthalten und vor allem
sicherstellen, dass Spieler weiterhin Spielzeit in ihren
Heimatvereinen bekommen. Entwicklung entsteht nicht auf der Bank,
sondern im Wasser. Auch die Nationalmannschaft kommt zur Sprache.
Hannes unterstützt den aktuellen Umbruch und betont, dass junge
Spieler zwar früh integriert werden sollten, aber nicht
unvorbereitet „ins kalte Wasser“ geworfen werden dürfen.
Übergangsteams, Perspektivkader oder zweite Nationalmannschaften
könnten helfen, die Lücke zwischen U19 und A-Nationalteam zu
schließen. Trotz aller Kritik bleibt Hannes optimistisch. Er sieht
viel Talent in den aktuellen Jahrgängen und ist überzeugt, dass der
deutsche Wasserball eine bessere Zukunft haben kann – wenn es
gelingt, mehr Spieler im System zu halten, ihnen Perspektiven zu
geben und nicht zu früh auszusortieren. Diese Episode ist ein
ehrlicher, praxisnaher und konstruktiver Blick auf Nachwuchsarbeit,
Bundesliga-Strukturen und die Frage, wie man Spieler langfristig im
Leistungssport halten kann. Mehr zum Podcast:
https://www.schulzekopp.de Pflichtfolge für Trainer, Funktionäre,
Spieler und Eltern im Wasserball.

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