0. Einführung im Stall
Das Anliegen des Podcasts anhand eines recht bekannten Bibeltextes:
Der Weihnachtsgeschichte
5 Minuten
Podcast
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Beschreibung
vor 4 Jahren
<p><em>Maria gebar ihren Sohn in einem
Stall zwischen Ochs und Esel.</em></p>
Ja, so haben wir es immer wieder in Krippenspielen und auf Bildern
gesehen, in Liedern gehört, gerne auch zur kitschigen Idylle
verklärt. So muss es ja wohl gewesen sein, oder? Vielleicht ist
manchen schon aufgefallen, dass die Weihnachtsgeschichte gar keinen
Ochsen erwähnt, aber wer merkt schon, dass nicht einmal von einem
Stall die Rede ist? Maria gebar ihren Sohn in einem Stall zwischen
Ochs und Esel. Sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in
Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen
Raum in der Herberge. Lukas 2,7 Ja, von einer Krippe ist die Rede,
doch Historiker und Archäologen zeigen auf, dass damals die meisten
Menschen nur wenige Tiere oder auch nur ein einziges besaßen, die
sie dann nicht in einem Stall, sondern in einem Anbau des Hauses
hielten. Viele Häuser hatten die Krippe in einem Durchbruch zu
diesem Anbau, so dass sie vom Haus aus gefüllt werden konnte (und
die Körperwärme der Tiere das Haus wärmte). Und das griechische
Wort, das Luther hier mit Herberge übersetzt, beschreibt an anderer
Stelle keinen Beherbergungsbetrieb, sondern den Raum, in dem das
Abendmahl gefeiert wurde. Es könnte also durchaus sein, dass das
Heilige Paar gar nicht nach vergeblicher Herbergssuche in einem
Stall gelandet ist, sondern vielleicht seine Unterkunft in einem
Raum bei Verwandten von Josef hatte, wo die Krippe eben der beste
Platz für das Neugeborene war. Zugegeben, auch das ist Spekulation,
aber nicht unbedingt unwahrscheinlicher als die Stall-Geschichte.
Glücklicherweise spielt es keine große Rolle, ob es ein Stall war,
in dem Jesus geboren worden ist. Drei der vier Evangelisten kennen
die Geburtsgeschichte gar nicht oder fanden sie nicht wichtig
genug, um sie aufzuschreiben. Und ich möchte auch niemandem diese
liebgewordene Vorstellung verderben. Doch dieser Fall führt vor
Augen, dass es selbst bei einem der bekanntesten Texte der Bibel
passieren kann, dass wir eine so feste Vorstellung haben, dass wir
die Stelle immer wieder hören oder lesen können ohne zu merken,
dass es dort gar nicht so steht. Während das in diesem Fall recht
egal ist, könnten wir an anderen Stellen etwas wichtiges verpassen,
wenn wir beim Lesen die Bibel an unsere Vorstellung anpassen
anstatt umgekehrt. Ich möchte in vielen Beispielen hinterfragen,
wie Bibeltexte manchmal verstanden werden, möchte festgefahrene
Denkmuster aufbrechen, falsche Erwartungen entlarven und
Missverständnisse aufdecken. Nicht, weil ich es besser wüsste oder
die einzig wahre Deutung kenne. Ich möchte nur zum genauen Lesen
ermutigen, zum Ernstnehmen der Texte, zum Mitdenken und zum
Weiterdenken. Das kann im ersten Moment verunsichern, aber später
neue Erkenntnisse und tiefere Sicherheiten schenken. Wenn jemand
sich über manches empört, nehme ich das in Kauf. Wenn jemand ab und
zu schmunzelt, ist es mir recht. Wenn jemand stutzt und
Bibelstellen nachschlägt, freue ich mich. Wenn Neugierde und Liebe
zur Bibel geweckt werden oder sich die Freude am Bibellesen
erneuert, habe ich mein Ziel erreicht. Nur bitte ich, dass niemand
die Stellen mit anderen Bibelstellen leichtfertig beiseite wischt
oder umdeutet. Das wird wohl meistens gelingen, doch ihre Kraft
entfaltet die Bibel dort, wo sie nicht das bestätigt, was wir
ohnehin schon dachten, sondern wo sie uns herausfordert und
verändert. Ich lade ein, sich darauf einzulassen.
Stall zwischen Ochs und Esel.</em></p>
Ja, so haben wir es immer wieder in Krippenspielen und auf Bildern
gesehen, in Liedern gehört, gerne auch zur kitschigen Idylle
verklärt. So muss es ja wohl gewesen sein, oder? Vielleicht ist
manchen schon aufgefallen, dass die Weihnachtsgeschichte gar keinen
Ochsen erwähnt, aber wer merkt schon, dass nicht einmal von einem
Stall die Rede ist? Maria gebar ihren Sohn in einem Stall zwischen
Ochs und Esel. Sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in
Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen
Raum in der Herberge. Lukas 2,7 Ja, von einer Krippe ist die Rede,
doch Historiker und Archäologen zeigen auf, dass damals die meisten
Menschen nur wenige Tiere oder auch nur ein einziges besaßen, die
sie dann nicht in einem Stall, sondern in einem Anbau des Hauses
hielten. Viele Häuser hatten die Krippe in einem Durchbruch zu
diesem Anbau, so dass sie vom Haus aus gefüllt werden konnte (und
die Körperwärme der Tiere das Haus wärmte). Und das griechische
Wort, das Luther hier mit Herberge übersetzt, beschreibt an anderer
Stelle keinen Beherbergungsbetrieb, sondern den Raum, in dem das
Abendmahl gefeiert wurde. Es könnte also durchaus sein, dass das
Heilige Paar gar nicht nach vergeblicher Herbergssuche in einem
Stall gelandet ist, sondern vielleicht seine Unterkunft in einem
Raum bei Verwandten von Josef hatte, wo die Krippe eben der beste
Platz für das Neugeborene war. Zugegeben, auch das ist Spekulation,
aber nicht unbedingt unwahrscheinlicher als die Stall-Geschichte.
Glücklicherweise spielt es keine große Rolle, ob es ein Stall war,
in dem Jesus geboren worden ist. Drei der vier Evangelisten kennen
die Geburtsgeschichte gar nicht oder fanden sie nicht wichtig
genug, um sie aufzuschreiben. Und ich möchte auch niemandem diese
liebgewordene Vorstellung verderben. Doch dieser Fall führt vor
Augen, dass es selbst bei einem der bekanntesten Texte der Bibel
passieren kann, dass wir eine so feste Vorstellung haben, dass wir
die Stelle immer wieder hören oder lesen können ohne zu merken,
dass es dort gar nicht so steht. Während das in diesem Fall recht
egal ist, könnten wir an anderen Stellen etwas wichtiges verpassen,
wenn wir beim Lesen die Bibel an unsere Vorstellung anpassen
anstatt umgekehrt. Ich möchte in vielen Beispielen hinterfragen,
wie Bibeltexte manchmal verstanden werden, möchte festgefahrene
Denkmuster aufbrechen, falsche Erwartungen entlarven und
Missverständnisse aufdecken. Nicht, weil ich es besser wüsste oder
die einzig wahre Deutung kenne. Ich möchte nur zum genauen Lesen
ermutigen, zum Ernstnehmen der Texte, zum Mitdenken und zum
Weiterdenken. Das kann im ersten Moment verunsichern, aber später
neue Erkenntnisse und tiefere Sicherheiten schenken. Wenn jemand
sich über manches empört, nehme ich das in Kauf. Wenn jemand ab und
zu schmunzelt, ist es mir recht. Wenn jemand stutzt und
Bibelstellen nachschlägt, freue ich mich. Wenn Neugierde und Liebe
zur Bibel geweckt werden oder sich die Freude am Bibellesen
erneuert, habe ich mein Ziel erreicht. Nur bitte ich, dass niemand
die Stellen mit anderen Bibelstellen leichtfertig beiseite wischt
oder umdeutet. Das wird wohl meistens gelingen, doch ihre Kraft
entfaltet die Bibel dort, wo sie nicht das bestätigt, was wir
ohnehin schon dachten, sondern wo sie uns herausfordert und
verändert. Ich lade ein, sich darauf einzulassen.
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