Vom Straßenkämpfer zum Präsidenten

Vom Straßenkämpfer zum Präsidenten

Seit dem Ende des Kalten Krieges hat sich die Welt verändert. Befreit von Krisen wurde sie jedoch nicht.
41 Minuten
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Seit dem Ende des Kalten Krieges hat sich die Welt verändert. Befreit von Krisen wurde sie jedoch nicht.

Beschreibung

vor 2 Jahren
Unter den Staatslenkern der Gegenwart wird über keinen so viel
gerätselt wie über Wladimir Putin. Katja Gloger hat als
Moskau-Korrespondentin eines deutschen Wochenmagazins ihn aus der
Nähe beobachtet. Ist er waghalsig? Ist er mehr Schachspieler oder
eher Muskelmann? Eine ganze Spezialabteilung von Image-Buildern und
Propagandisten umgibt ihn täglich und begleitet ihn auf allen
Wegen. Wenn er bei seinem Besuch in Griechenland das Klostergelände
auf dem Berg Athos besucht und auf dem Weg dahin neben dem von ihm
gesteuerten Geländewagen ein Esel herläuft, der wie von Gott
gesandt stehenbleibt, wenn Putins Fahrzeug anhält und dann mit ihm
weiterläuft, darf man nicht annehmen, dass das Zufall ist oder
spontan geschieht. Es ist inszeniert. Im Hintergrund der
Inszenierungen aber steht ein "Mann mit Eigenschaften". Der
Ursprung von Putins Temperament liegt, so Katja Gloger, bereits in
der Art wie er aufwuchs. Sein Vater, Arbeiter und später
Funktionär, gehörte zu den Verteidigern von Leningrad im Zweiten
Weltkrieg. Seine Mutter, Hauswartsfrau und später Leiterin einer
Organisation, hat ihn stark geprägt. Als junger Straßenkämpfer
musste er sich im Leningrader Milieu - im Körperbau kleinwüchsig
und kompakt wie sein Vater - bei Gleichaltrigen mit Energie und mit
Fäusten durchsetzen. Man sieht den jungen Putin während der Wende
in Deutschland. Er versteht es - im Stich gelassen von der
Westgruppe der Roten Armee, die er herbeiruft, weil Demonstranten
die Niederlassung des KGB stürmen wollen - den Sturm abzuwenden
durch Überredung. Mit einem Eisschrank und einem Schrottauto (als
Entgelt seiner Arbeit in Deutschland) gelangt er 1991 nach St.
Petersburg. Er gehört und bekennt sich zu der Gruppe, die damals
nicht in die Wirtschaft ging und Oligarch wurde, sondern die -
ähnlich wie die deutschen Offiziere in der Reichswehr nach 1918 -
sich untereinander verbanden, um weitere Verluste des Landes
abzuwehren. Diese Seite seines Charakters ist nicht inszeniert,
sondern echt. Sie macht ihn für Gegner gefährlich. In unserer
politisch unruhigen Zeit ist es wichtig, die Akteure gut zu kennen.
Man muss den Fehler von 1914 vermeiden, als sich die "Schlafwandler
des Jahrhundert" gegenseitig falsch einschätzten. Zu solcher
besserer Kenntnis ist Katja Glogers kritischer Blick auf Putin ein
guter Beitrag. Erstausstrahlung am 02.03.2016

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