It’s my Kiez and I plant if I want to

It’s my Kiez and I plant if I want to

In Hannover startet mit dem Nordstadtgarten ein Projekt, das die Bewohner des Universitätsstadtteils näher zusammenbringen soll. Imke und Savannah berichten von der Kick-off-Veranstaltung.
8 Minuten
Podcast
Podcaster
Campusradio Hannover: Laut. Leise. Läuft.

Beschreibung

vor 8 Jahren
Wer schon länger Hannover sein Zuhause nennen darf, der weiß, dass
man auf die Frage „Wo wohnst du?“ nicht einfach mit „Hannover“
antwortet. Echte, passionierte Hannoveraner wohnen nicht in
Hannover, sie wohnen in Kleefeld, in der Südstadt, der List oder
Linden-Limmer. Diese Art der Stadtteilliebe sollte jeden ereilen,
der nur lange genug durch seinen Bezirk geirrt und seinem Charme
verfallen ist. Wir alle haben diese Liebe mal erlebt. Bei den
meisten von uns zeichnet sie sich wohl vor allem, wie jede
anfängliche Flirterei, durch bedingungslose Zuneigung aus, trotz
der offensichtlichen Fehler. Da werden schon mal die schlechte
Bahnanbindung oder die dreckigen Straßen übersehen. Aber wahre,
leidenschaftliche Stadtteilliebe, das wirklich ernste Ding, sieht
ganz anders aus. Die haben Savannah und Imke nämlich vor einigen
Wochen selber miterleben können. Wilhelm lebt seit fast 20 Jahren
in der Nordstadt, und er möchte seine Nachbarschaft noch
idyllischer gestalten. Zusammen mit anderen Nordstadtfreunden
bildete er vor einiger Zeit den Nordstadtgarten – eine Initiative,
die den Stadtteil Stück für Stück in Hannovers
Urban-Gardening-Eldorado verwandeln soll. Palettengarten in Linden
2012 hat Linden mit einem Palettengarten den Anfang gemacht (Bild),
nun zieht die Nordstadt nach. (Nifoto, CC-BY-SA 4.0) Das Urban
Gardening, ein Trend der in Großbritannien seinen Anfang nahm,
erobert seit Längerem auch deutsche Großstädte. Vor allem der
Wunsch nach regionaler Ernährung und dem kurzweiligen Entkommen des
Großstadttrubels scheint der Grund für die große Bewegung zu sein.
Dabei setzt der Nordstadtgarten aber ganz andere Prioritäten.
Natürlich ist es ein netter Nebeneffekt, wenn die Luft etwas
frischer wird, wenn unsere Straßen grüner und die Tomaten auf
unseren Tellern pestizidfrei sind. Wilhelm und seine Freunde suchen
aber vor allem den Austausch mit anderen Bewohnern, die hier
genauso gerne wohnen wie sie. Ein bisschen weniger Anonymität, ein
bisschen mehr Vorstadtcharme. Wilelm: „Wenn man es in einem
Stadtteil schaff, dass man seinen Nachbarn kennt und auch beim
Namen nennt, dann wird es noch ein Stück weit lebenswerter. Das ist
es, was wir erreichen wollen.“ Während des ersten
Urban-Gardening-Workshops, den der Nordstadtgarten veranstaltete,
wurden Berliner Beispielprojekte wie das im Görlitzer Park genannt.
Bei Keksen und Kaffee, zwischen Theaterrequisiten und Bühnenteilen,
baute sich die Gruppe einen kleinen Stuhlkreis zusammen. Das
Treffen fand an einem regnerischen Sonntag Ende Februar im Atelier
UnArtig statt. An diesem Tag fanden sich acht Teilnehmer zusammen,
von der Studentin bis zur Bezirksbürgermeisterin. Doch hinter ihnen
stehen noch viele weitere Nordstadtenthusiasten, die theoretisch
gerne zur Schippe greifen würden, wenn da nicht die Planerei und
Verantwortung wäre. Die größte Herausforderung sieht Wilhelm in der
Aktivierung dieser Menschen: „Wie kriegt man Anwohner dauerhaft zu
einem Engagement für ihren Stadtteil und für ihr Wohnumfeld, um
auch ihre Nachbarn kennenzulernen? Da kam die Idee mit dem Urban
Gardening auf.“ Um das zu schaffen, hat sich die Gruppe bereits
drei Projekte für 2016 vorgenommen, bei denen sich jeder problemlos
einbringen kann. Eines davon betrifft die Patenschaften der
Baumscheiben am Engelbosteler Damm. Die kleinen Grünflächen
zwischen Straße und Bürgersteig sollen in Zukunft von
Privatpersonen gepflegt und nach eigenen Wünschen gestaltet werden.
Eine witzige Idee für Hausgemeinschaften etwa, die sich noch näher
kennenlernen möchten. So erhofft es sich zumindest die Gruppe.
Daneben arbeitet der Nordstadtgarten bereits am Aufbau von
Hochbeeten, in denen später einmal Holunder, Quitte und Beeren
wachsen sollen. Initiator dieses Projekts war der Betreiber von
Hannover Gin, der eines Tages die Erträge auch zu Gin verarbeiten
möchte. Was allerdings nicht bedeuten soll, dass die Bewohner leer
ausgehen. Neben Hannover Gin sind auch die Betreiber vom Café 24
Grad am E-Damm Freunde des Projekts. Schönere Straßen und aktive
Nachbarn sorgen schließlich auch für mehr Leben und mehr Geschäft
im Gebiet. Drittens berichtete Wilhelm von der geplanten
Bepflanzung der Asternwiese. Wenn alles nach Plan läuft, soll hier
einmal ein gemeinschaftlicher Garten entstehen, an dem nicht nur
die Nordstadtgärtner, sondern auch Kita-Kinder oder die Bewohner
von Flüchtlingsheimen ihren Spaß haben werden. Bis dahin müssen
allerdings noch Genehmigungen eingeholt, die Wasserversorgung
geklärt und Materialien gesammelt werden. Ziel des Workshoptages
war es, die großen Fragen zur Umsetzung der Projekte 2016
zusammenzutragen: Was brauchen wir? Wo bekommen wir die Hilfe oder
die Ressourcen? Welche Gewerbetreibende können wir mit ins Boot
holen? Womit fangen wir an? Schon im März machten sich die Gärtner
dann an den Aufbau der Hochbeete. Wer Lust hat, mit in der Erde zu
wühlen und die Nordstadt zu begrünen, wendet sich am besten an die
Facebook-Seite vom Nordstadtgarten, dort findet ihr Infos zum Stand
der Projekte und künftige Termine:
https://www.facebook.com/Nordstadtgarten/

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: