HTA Ringvorlesung WS 20/21 Bettine Menke

HTA Ringvorlesung WS 20/21 Bettine Menke

1 Stunde 35 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Vortrag Bettine Menke: Die Rechts-Ausnahme des
„Flüchtlings“ – die Demokratie der Hinzu-Kommenden





Giorgio Agambens Äußerung, „Flüchtling“ sei „die einzige
Kategorie, die uns heute Einsicht in die Formen und Grenzen einer
künftigen politischen Gemeinschaft gewährt“, taugt mir zum
Ausgangspunkt. Denn „Flüchtling“ ist Figur der spezifischen,
durch staatliche Regularien erzeugten, Nicht-Zugehörigkeit:
Als Ausnahme von der vermeintlichen Normalität unter
nationalstaatlicher Vorgabe, als Ausnahme vom Recht, die
polizeilichen Maßnahmen überantwortet. Das ist, vereinfacht
gesagt, der Vogelfreie; von diesen, die der National-Staat
mit seiner Gründung ­schon (als Nicht-Zu­ge­hörige) schaffe,
spricht Arendt, deren historisch gesättigte Darstellung der
mas­senweisen Erzeugung von Flücht­lin­gen nach
Nationalstaatsprinzip im 20 Jh. gegenwärtig diagnostisch
zutrifft. Die spezifische Ausnahme, die Flüchtlinge vom Mo­ment
ihres Grenz­über­tritts an als Illegale definiert und im
„Nie­mands­land“ des Irregulären festhält, muß als dringliche
Frage nach dem Verhältnis von Demokratie und Repräsentation, bzw.
Repräsentier­barkeit aufgefasst werden. Sie erfordert, die
Unterminierung der Gewiss­hei­ten von Zu­ge­hörigkeit
(zu Gemeinschaft(en)) zu denken, wie damit der Anforderung zur
Delimitierung der Demokratie zu folgen:
„Kein numerus claususfür die Hinzukommenden“ (Derrida).





Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Krise der Demokratie
westlicher Prägung, auf die vielerorts die Rückkehr zu
autoritären Herrschaftsformen und Strukturen antwortet, lädt die
Ringvorlesung Künstler*innen und Wissenschaftler*innen aus dem
Umkreis des Theaters und der Performance sowie der mit ihnen
beschäftigten Wissenschaften dazu ein, sich über das Verhältnis
von Theater und Demokratie Gedanken zu machen. Dabei sollen
einerseits die gegenwärtigen Probleme und Krisen der klassischen
Vorstellungen von Demokratie reflektiert werden: Die nur global
zu lösenden Probleme Migration, Erderwärmung und ökonomische
Monopolisierung, die mit der Globalisierung verbundene Entwertung
der alten Akteure und Institutionen, etwa der Nation und ihres
Parlaments, die Erkenntnis der Mitverantwortung des Westens und
seiner Wirtschaftsordnung an einer großen Zahl der gegenwärtigen
Probleme. Andererseits soll aber auch gefragt werden, welcher
Mensch oder welches Subjekt auf die so beschriebenen
Herausforderungen wird antworten können?





12.11.2: Carsten Nicolai im Gespräch mit Rainer Römer





19.11.20: Ulrike Haß „Vom Eigensinn der Pluralität“





26.11.20: Gernot Grünewald im Gespräch mit Matthias Pees





3.12.20: Fiston Mwanza Mujila im Gespräch mit Friederike
Emmerling





10.12.20: Rebecca Schneider: “Appearing to Others as Others
Appear”





17.12.20: Pat To Yan und Julia Weinreich (Schauspiel Frankfurt)





14.1.20: Nature Theater of Oklahoma im Gespräch mit Nikolaus
Müller-Schöll





21.1.20: Christine Abbt: „Der antike Fremd- und Vieltuer und die
Demokratie“





26.1.20: Geumyhung Joeng – Entfällt





4.2.20: Bettine Menke: „Die Rechts-Ausnahme des „Flüchtlings“ –
die Demokratie der Hinzu-Kommenden“





11.2.20: Marc Siegel: „Vinge/Müller und das ideologische
Leitungswasser“





18.2.20: Juliane Vogel: „Die Volatilität der Szene. Potentiale
einer beweglichen Form“

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