SG #120: Die Trümmerfrauen

SG #120: Die Trümmerfrauen

Die TrümmerfrauenShow Podcast Information Ich spreche in Slow German selten von der Vergangenheit. Warum das so ist, kann ich Euch erklären: Weil ich die Gegenwart so spannend finde! Aber natürlich ist die Geschichte wichtig,
5 Minuten
Podcast
Podcaster
A podcast for all those who try to brush up their German and want to learn about German culture and everyday life.

Beschreibung

vor 7 Jahren
Die TrümmerfrauenShow Podcast Information Ich spreche in Slow
German selten von der Vergangenheit. Warum das so ist, kann ich
Euch erklären: Weil ich die Gegenwart so spannend finde! Aber
natürlich ist die Geschichte wichtig, also heute mal ein Thema aus
der Vergangenheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Deutschland in
Schutt und Asche. Das sagt man so. Es bedeutet: Vieles war
zerstört. Häuser waren kaputt, weil Bomben explodiert waren. Es
hatte gebrannt, übrig blieben von vielen Gebäuden nur noch Trümmer.
Trümmer sind die kaputten Einzelteile, also in diesem Fall zum
Beispiel Teile von Mauern, Balken, kaputte Fenster. Der Krieg war
vorbei, also war es Zeit, die Städte wieder bewohnbar zu machen.
Alles musste wieder aufgebaut werden. Wer Fotos von damals ansieht,
sieht meistens Frauen, die am Wiederaufbau arbeiten. Sie befreien
Ziegelsteine von Mörtel (das ist sozusagen der Klebstoff, der
Ziegelsteine zu einer Mauer verbindet) und klopfen sie zurecht, so
dass man aus ihnen neue Wände bauen kann. Sie ziehen Nägel aus
Balken, schaffen Müll beiseite. Diese Frauen nennt man
Trümmerfrauen. Stellt Euch vor, wie es damals in Deutschland
aussah. Viele Männer waren im Krieg gefallen oder schwer verletzt –
oder als Nazis verurteilt worden. Sie saßen im Gefängnis oder waren
hingerichtet worden. 1945 gab es 7 Millionen mehr Frauen als Männer
in Deutschland – normalerweise sind es ungefähr gleich viele Männer
wie Frauen. Die Alliierten hatten Deutschland unter sich
aufgeteilt. Sie hatten Befehle erteilt. Zum Beispiel mussten sich
alle Frauen zwischen 15 und 50 Jahren zum Aufbaudienst zu melden.
Natürlich bauten nicht nur Frauen Deutschland wieder auf: Ehemalige
Nazis wurden von den Alliierten zum Wiederaufbau gezwungen – wer
nicht mithalf, der bekam zum Beispiel keine Lebensmittelmarken. Mit
Lebensmittelmarken bekam man wichtige Lebensmittel von Brot bis
Zucker. Hier in Deutschland kennt jeder die Trümmerfrauen. Aber gab
es sie wirklich? Natürlich gab es Frauen, die beim Aufbau halfen.
Aber ob sie eine so wichtige Rolle gespielt haben wie wir denken,
ist nicht sicher. Manche Forscher gehen davon aus, dass an dem
Mythos der Trümmerfrauen auch vieles einfache Propaganda ist. Die
Fotos der Trümmerfrauen sollen oft gestellt gewesen sein – also
nicht echt, sondern inszeniert. Warum? Um etwas Positives zu
zeigen, um den Krieg und die Schuld am Krieg zu verdrängen, um die
Frauen als Heldinnen zu porträtieren und vom Grauen abzulenken, das
der Krieg gebracht hat. Die Trümmerfrauen packen an, sie arbeiten
hart, sie legen den Grundstein für eine bessere Zukunft.
Wahrscheinlich wollen wir deswegen daran glauben. Wie auch immer
die Wahrheit aussieht: Die Frauen waren sehr wichtig, um
Deutschland wieder aufzubauen. Sie mussten härter arbeiten denn je,
mussten ihre Kinder oft ohne die Hilfe von Männern aufziehen,
mussten vieles alleine schaffen. Es waren starke Frauen, die
während des Krieges und danach gelebt haben. Ich habe Hochachtung
vor ihnen und danke hiermit allen Frauen, die Deutschland wieder
aufgebaut haben – ob aus Trümmern oder aus Träumen ist mir egal.
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg120kurz.pdf

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