Adele Spitzeder – Schauspielerin, Sängerin, Betrügerin – SG #239

Adele Spitzeder – Schauspielerin, Sängerin, Betrügerin – SG #239

Adele Spitzeder - Schauspielerin, Sängerin, BetrügerinShow Podcast Information Es gibt ein Bild von Adele Spitzeder. Da ist sie sehr züchtig gekleidet, mit einem hohen Kragen und einer Brosche am Hals. Um den Hals trägt sie ein großes Kreuz,
8 Minuten
Podcast
Podcaster
A podcast for all those who try to brush up their German and want to learn about German culture and everyday life.

Beschreibung

vor 2 Jahren
Adele Spitzeder - Schauspielerin, Sängerin, BetrügerinShow Podcast
Information Es gibt ein Bild von Adele Spitzeder. Da ist sie sehr
züchtig gekleidet, mit einem hohen Kragen und einer Brosche am
Hals. Um den Hals trägt sie ein großes Kreuz, die Frisur ist
akkurat gescheitelt. 1832 wurde Adele Spitzeder in Berlin geboren.
Sie war Schauspielerin und Sängerin - und vor allem war sie eine
großartige Betrügerin. Ich erzähle Dir heute ihre Geschichte. Ihr
Leben fing prunkvoll an. Ihre Eltern waren Sänger und Schauspieler
und schickten die Tochter auf teure Privatschulen. Sie wurde selbst
auch Schauspielerin und trat auf verschiedenen Bühnen auf. Anstatt
in einer Wohnung zu wohnen, lebte die Spitzeder in Hotels. Eine
Angestellte kümmerte sich um sie. Adele hatte sechs Hunde und eine
Lebensgefährtin. Das alles kostete natürlich viel Geld - und die
Einnahmen aus der Schauspielerei waren nicht hoch. Sie war kein
Star. Also musste Adele sich etwas ausdenken, um an mehr Geld zu
kommen. Sie begann mit Geldgeschäften. Sie versprach einem
Zimmermann zehn Prozent Zinsen im Monat. Das machte der Mann
natürlich sofort, es war ein gutes Geschäft für ihn. Er gab Adele
also 100 Gulden und bekam dafür jeden Monat 10 Gulden Zinsen. Und
zwar bar auf die Hand und zwei Monate im Voraus. Das war damals
alles unüblich. Der Mann erzählte anderen Leuten von diesem
Geschäft und so konnte Adele immer neue Kunden begrüßen. Sie konnte
ihre eigenen Schulden endlich abbezahlen. Gemeinsam mit ihrer
damaligen Lebensgefährtin gründete sie eine Bank in München. Die
"Spitzedersche Privatbank" wurde immer größer und erfolgreicher.
Später hieß sie "Dachauer Volksbank". Adele konnte sich sogar ein
eigenes großes Haus kaufen. Hinter den Kulissen herrschte das
Chaos. Das Geld war in Säcken verstaut und lag zum Teil einfach so
in ihrer Wohnung herum. Es gab keine ordentliche Buchführung, und
aus heutiger Sicht kennen wir solche Betrügereien als Ponzi-System
oder Schneeballsystem. Adele hatte sich ein kluges System
ausgedacht, das sie reich machte. Sie gab Journalisten Geld, damit
diese positiv über die Bank schrieben. Sie zahlte hohe Provisionen
und verteilte großzügige Spenden. Sie war beliebt bei den Menschen
und hatte einen guten Ruf, sie kümmerte sich sogar um die Armen.
Adele Spitzeder war eine beeindruckende Erscheinung, vielleicht
auch wegen ihres schauspielerischen Könnens. Die Menschen
vertrauten ihr. Sie hatte zu ihrer besten Zeit 83 Angestellte.
Adele Spitzeder fing auch an, mit Immobilien zu handeln. Lange ging
der Betrug gut und niemand kam ihr auf die Schliche. Zwei Jahre
lang konnte sie ihre Bank betreiben. Insgesamt 32.000 Menschen
legten ihr Geld dort an, für umgerechnet 400 Millionen Euro. Es
waren meist Handwerker oder Bauern, die selber nicht viel Geld
hatten. Adele Spitzeder tat das nicht, weil sie böse war. Sie war
in das Geldgeschäft hineingerutscht. Immer wieder fragte sie
Anwälte, ob ihr Tun legal war. Die Anwälte sagten ja. Adele hatte
also eine Grauzone entdeckt und diese für sich ausgenutzt. Sie
sagte den Menschen auch immer, dass sie keine Sicherheiten bieten
könne. Aber das war denen egal, sie sahen nur die hohen Gewinne.
Aber wie wir wissen geht so etwas meistens nicht lange gut. Es gab
Menschen, die den Schwindel erkannten. Als 60 Gläubiger sich ihr
Geld gleichzeitig auszahlen lassen wollten, brach die Bank von
Adele Spitzeder zusammen. Kurz darauf wurde sie wegen Betrugs
verhaftet und kam ins Gefängnis. Allerdings nur gut drei Jahre
lang. Viele Bürger sahen ihr Geld nie wieder, manche von ihnen
begingen sogar aus Verzweiflung Selbstmord. Ganze Gemeinden hatten
bei Spitzeder Geld investiert und waren nun pleite. Heute könnte so
etwas nicht mehr so leicht passieren, weil es viele
Aufsichtsgremien gibt. Außerdem ist es heute Pflicht, eine
Buchführung vorweisen zu können. Und was geschah mit Adele
Spitzeder? Nach dem Gefängnisaufenthalt ging sie ins Ausland,
kehrte dann aber nach München zurück.

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