Ukraine-Krieg und Corona: Wie VW, BMW und Co. die Lieferketten-Krise bewältigen wollen

Ukraine-Krieg und Corona: Wie VW, BMW und Co. die Lieferketten-Krise bewältigen wollen

Handelsblatt Today vom 19.04.2022
31 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Die deutsche Automobilbranche hat die jüngsten Produktionsausfälle
bewältigt. Um derartige Probleme künftig zu vermeiden, brauchen die
Hersteller einen Ausweichplan. Im vergangenen Jahr machten vor
allem die coronabedingten Lieferengpässe und der allgemeine
Chipmangel den Autobauern die Produktion der Fahrzeuge schwer.
Kurzarbeit und stillstehende Fließbänder verursachten zusätzliche
Verzögerungen bei der Autoherstellung. Dennoch verzeichneten die
Autobauer im letzten Jahr hohe Gewinne. Der Luxushersteller Porsche
beispielsweise konnte 2021 ein Wachstum von 15 Prozent im Vergleich
zum Vorjahr verbuchen. Die positive Bilanz hing unter anderem damit
zusammen, dass die Produktion günstigerer Autos reduziert wurde,
erklärt Handelsblatt-Automobilexperte Stefan Menzel im Podcast
„Handelsblatt Today“: „Die ohnehin schon knappen Chips wurden dann
eher für Audi und Porsche verwendet, während günstigere Marken wie
Seat, VW und Skoda direkt weniger bekommen haben und dadurch
weniger produzierten.“ Der Krieg in der Ukraine hat nun erneut
Verzögerungen bei den Lieferketten verursacht. Bei einem Bauteil
wird dieser Engpass besonders deutlich: Der Auto-Kabelbaum sei laut
Menzel vergleichbar mit dem Nervensystem von Lebewesen. Die
elektrische Leitungsstrecke verbindet die wesentlichen Bestandteile
des Autos und macht dieses erst fahrtüchtig. Da VW und seine
Tochtermarken überwiegend Kabelbäume aus der Westukraine bezogen
haben, hat der Ausbruch des Krieges diese deutschen Autobauer
besonders hart getroffen. „Daimler und BMW dann weniger – das war
dann einfach erst mal Glück und Pech im Leben“, sagt Menzel,
„Andere Autobauer wie Renault beziehen ihre Kabelbäume
beispielsweise aus Rumänien und Tunesien und waren somit weniger
betroffen.“ Die Produktionsausfälle seien jedoch gut aufzuholen:
Die fehlenden 100.000 bis 150.000 Teile könnten die Autokonzerne
laut Menzel gut im Laufe des Jahres produzieren. „Autohersteller
sind bestrebt, die Zulieferteile aus der Region zu bekommen“, sagt
Menzel. Da das Kriegsgeschehen jedoch so unvorhersehbar ist, haben
BMW, VW und Co. nun zunehmend damit angefangen, eine
Parallelproduktion in anderen Ländern und Standorten aufzubauen –
für den Fall, dass die komplette Produktion in der Ukraine
ausfallen sollte. Der Autoexperte gibt jedoch zu bedenken: „Asien
ist der wichtigste Produktionsstandort für Chips. Autobauer müssen
den weiteren Verlauf beobachten und abwägen.“ *** Exklusives
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