Fritz-Kola-Gründer über Krisen und Fehler als Unternehmer: „Es ist ok, wenn man Bockmist baut“

Fritz-Kola-Gründer über Krisen und Fehler als Unternehmer: „Es ist ok, wenn man Bockmist baut“

Handelsblatt Rethink Work vom 17.01.2022
38 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Über die Jahre hat Mirco Wolf Wiegert viele Aufs und Abs beim
selbsternannten Coca-Cola-Angreifer erlebt. Und obwohl der Umsatz
im Lockdown dramatisch einbrach, ist Corona nicht die größte Krise.
Als Mirco Wolf Wiegert und sein Kumpel Lorenz Hampl 2003 als
Studenten Fritz-Kola gründeten, da hatten sie drei Dinge: 7000 Euro
aus ihren gekündigten Bausparverträgen, einen alten VW-Bus und
einen gebrauchten Golf. Heute – gut 18 Jahre und reichlich
„Bockmist“ später – ist der selbsternannte Coca-Cola-Angreifer ein
„richtiges Unternehmen“, wie Wiegert sagt, mit einem geschätzten
Umsatz von rund 50 Millionen Euro im Jahr 2019 und 280 „Fritzen“,
also Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Allerdings ohne Hampl, der
2016 bei Fritz-Kola ausgestiegen ist, was Wiegert „physisch,
psychisch und auch finanziell“ an seine Grenzen gebracht hat. Die
Trennung von seinem Mitgründer und Freund war für den 46-Jährigen
und das Unternehmen eine noch größere Krise als Corona, sagt er
nach fast zwei Jahren Pandemie. Dabei sind die Hauptabnehmer von
Fritz-Kola Gastronomen und Großveranstalter. Im März 2020 mit dem
ersten Lockdown brach quasi über Nacht der Umsatz um 80 Prozent
ein. Alles in allem sei Fritz-Kola aber „gut durchgekommen“,
resümiert Wiegert in der sechsten Folge von Handelsblatt Rethink
Work. Wobei ihm das Homeoffice, auch wenn es funktioniert, zu
schaffen macht. Das Miteinander, vor allem zwischen den
Mitarbeitern, die draußen Cola verkaufen, und denen im Büro, gehe
ein Stück weit verloren, weil die zufällige Begegnung fehle, der
Plausch. „Ich fremdele noch mit dem New Normal. Ich glaube, da
machen wir uns teilweise ein bisschen was vor.“ Neue Kollegen
tauchten nur noch virtuell auf, zu etlichen Leuten schwinde der
Kontakt und vielen falle zu Hause die Decke auf den Kopf, schreibt
Wiegert in seinem Buch „Fritz gegen Goliath“, das im vergangenen
September erschienen ist. Darin geht es um die Geschichte und den
Aufstieg von Fritz-Kola, aber auch um seine Erfahrungen und Krisen
als Unternehmer. Laut Wiegert ist das Buch auch eine Art
Start-up-Fibel, seine Inspiration für Gründerinnen und Gründer.
Deswegen spricht er viel über Fehler, denn „es ist okay, wenn man
Bockmist baut“. Das gehöre als Unternehmer dazu – und betrifft
nicht nur das Geschäft. „Ich habe gerade in der Anfangszeit einfach
schlecht geführt“, gibt Wiegert offen zu. So sei zum Beispiel die
Idee, ein Handbuch über interne Abläufe zu entwickeln, per Beamer
an die Wand zu werfen und von Mitarbeitern laut vorlesen zu lassen
„total albern“ gewesen. „Heute machen wir es besser.“ ***
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