Heilerziehungspflegerin Anna, 24: Wie humorvoll die Arbeit mit Menschen mit Behinderung sein kann

Heilerziehungspflegerin Anna, 24: Wie humorvoll die Arbeit mit Menschen mit Behinderung sein kann

37 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren

Wie soll man sich verhalten, wenn das Gegenüber im Rollstuhl
sitzt, die Arme durch eine Spastik verkrampft sind oder ein
Gespräch nicht möglich ist, weil er oder sie nicht sprechen kann
oder will? Welche Ansprache ist angemessen, welche Frage geht zu
weit?


Beim ersten Kontakt mit Menschen mit einer geistigen oder
körperlichen Behinderung Berührungsängste zu haben, sei völlig
normal, sagt Anna Siegert. Auch sie habe die anfangs gehabt: Nach
der Realschule absolvierte Siegert ein Berufsorientierungsjahr
und arbeitete Vollzeit in einer Werkstatt für Menschen mit
Behinderung. Dass manche Beschäftigte sie zur Begrüßung gleich
umarmt hätten, sei für sie zunächst befremdlich gewesen, erinnert
sich die heute 24-Jährige. Doch gerade dieser offene und lockere
Umgang miteinander habe schließlich dazu beigetragen, dass sie
sich in dem Beruf wohlgefühlt habe.


Inzwischen arbeitet Anna Siegert seit sieben Jahren als
Heilerziehungspflegerin. Erst war sie in einer Wohneinrichtung
angestellt, wo sie die Bewohnerinnen und Bewohner beim Anziehen,
Einkaufen und Kochen unterstützte. Jetzt leitet sie eine Gruppe
in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung an: Sie
strukturiert ihren Arbeitstag und hilft bei der Ausführung
einzelner Arbeitsschritte.


Siegerts Beruf ist noch relativ jung: Im Jahr 1958 eröffnete der
Pfarrer Ludwig Schlaich die erste Schule für
Heilerziehungspflege. Mit "heil" ist allerdings nicht heilen
gemeint. Das Wort stammt vom Griechischen "holos" und bedeutet
"ganz" oder "umfassend". Der Mensch soll also nicht auf seine
Behinderung reduziert, sondern ganzheitlich und an seinen
Bedürfnissen orientiert betreut werden. 


Wie setzt Anna Siegert diesen Anspruch in ihrer täglichen Arbeit
um? Wie viel Unterstützung im Alltag ist angemessen, damit
Menschen mit Behinderung zwar unterstützt, aber nicht bevormundet
werden? Werden die Beschäftigten in Behindertenwerkstätten
angemessen entlohnt? Und was hat Siegert durch ihre Arbeit über
sich selbst gelernt?


Über diese und weitere Fragen haben wir mit ihr gesprochen.


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