SG #062: Umgangssprache

SG #062: Umgangssprache

UmgangsspracheShow Podcast Information Ich habe auf der Facebook-Seite von Slow German eine Umfrage gemacht. Dort habe ich Euch gefragt, welches Thema ich als nächstes behandeln soll. Mit großer Mehrheit habt Ihr Euch für die Umgangssprache entschi...
8 Minuten
Podcast
Podcaster
A podcast for all those who try to brush up their German and want to learn about German culture and everyday life.

Beschreibung

vor 12 Jahren
UmgangsspracheShow Podcast Information Ich habe auf der
Facebook-Seite von Slow German eine Umfrage gemacht. Dort habe ich
Euch gefragt, welches Thema ich als nächstes behandeln soll. Mit
großer Mehrheit habt Ihr Euch für die Umgangssprache entschieden.
Ich muss aber sagen, dass es gar nicht leicht ist, über die
Umgangssprache zu sprechen! Was ist eigentlich Umgangssprache?
Natürlich hat jede Region bestimmte Wörter, die man nie geschrieben
sieht, sondern nur gesprochen hört. Aber das ist doch dann eher ein
Dialekt, oder? Das wollte ich hier also eigentlich nicht zum Thema
machen, um Dialekte wird es in einer anderen Episode gehen. Dann
gibt es Anglizismen, die auch in der Umgangssprache vorkommen –
aber dafür gibt es ja schon die Folge über Denglisch. Nach langem
Überlegen dachte ich mir, ich werde Euch einfach ein paar Beispiele
für Umgangssprache nennen. Also für Wörter, Sätze oder
Formulierungen, die in der Schriftsprache eigentlich nie
auftauchen, die man aber hört, wenn man in Deutschland Menschen
belauscht. Angenommen, wir sind in einer U-Bahn. Es ist Samstag,
später Abend, und viele Leute sind unterwegs. Da sagt eine junge
Frau: „Ich werde heute nicht mehr alt.“ Das klingt eigentlich so,
als würde sie Selbstmord begehen, oder? Aber nein, keine Angst. Was
sie sagen will ist: Ich bin müde, ich gehe bald ins Bett, ich halte
nicht mehr lange durch heute. Dann hören wir zwei Teenagern zu.
Einer sagt: „Willst Du noch eine Runde daddeln?“ Damit will er
seinen Kumpel fragen, ob er noch ein wenig computerspielen möchte.
Der andere sagt: „Nee. Was kommt denn heute in der Glotze?“ Nee ist
umgangssprachlich für Nein. Und die Glotze ist der Fernseher. „Ich
will heute Abend glotzen“ heißt also: „ich will heute Abend
fernsehen“. In manchen Regionen sagen die Menschen übrigens nicht
fernsehen, sondern fernschauen. Oder noch schlimmer: Fernsehen
schauen. Wir lauschen weiter den Menschen in der U-Bahn. Ein Mann
sitzt betrunken in einer Ecke. Da hören wir eine junge Frau zu
ihrer Freundin sagen: „Schau mal, der ist total blau“. Obwohl seine
Gesichtsfarbe natürlich ganz normal aussieht. Wenn die Freundin
nicht versteht, was das bedeuten soll, sagt die junge Frau: „Du
stehst aber ganz schön auf dem Schlauch“. Das heißt, es dauert zu
lange, bis sie es versteht. Die Frau findet das nicht nett, sie
hält ihre Freundin für verrückt und sagt: „Du hast eine Meise“.
Wenn sie aber nur schlechte Laune hat, ohne Grund, dann ist sie
vielleicht mit dem falschen Fuß aufgestanden. Das sagt man so. Das
ist eine Redewendung – aber auch darüber müssen wir in einer
anderen Folge mal ausführlicher sprechen. Es gibt einige Ausrufe,
die typisch sind für die Umgangssprache. Boah ey zum Beispiel. Das
ist ein Ausdruck des Erstaunens, der hauptsächlich von Jugendlichen
zu hören ist. Sehr gebildet oder klug klingt das übrigens nicht.
Als Bestärkung kann man sagen: „Das gefällt mir eh nicht“. Das „eh“
steht dabei für sowieso. Oder ein Fragewort, das vor allem in
Süddeutschland oft gebraucht wird: „Es ist schön heute, gell?“ Das
„gell“ heißt so viel wie „nicht wahr?“ oder „meinst Du nicht
auch?“. Typisch in der Umgangssprache ist es natürlich auch, neue
Wörter zu finden. Aus dem Hund wird ein Köter oder eine Fußhupe.
Aus der Katze ein Stubentiger. Aus Brüsten werden Möpse, aus Geld
wird Kohle. Wer lernen muss, der paukt. Obwohl das nichts mit der
Pauke, also einer großen Trommel, zu tun hat. Wer schnell viel
isst, der mampft. Das ist ein schönes Wort, finde ich, da es sich
so anhört wie jemand, der mit vollen Backen kaut. Mampfen. Und weil
man in der Umgangssprache zu faul ist, lange Wörter auszusprechen,
werden sie einfach abgekürzt. Die Lokomotive wird zur Lok, das
Abitur zum Abi und die Mathematik wird zu Mathe. Natürlich
verändert sich die Umgangssprache über die Jahre. Wer früher, also
vor 50 Jahren, etwas gut fand, der sagte dazu dufte, prima oder
famos. All diese Wörter verwendet heute leider niemand mehr.

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