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Episoden
27.02.2023
1 Stunde 58 Minuten
Der Kosmos der kleinsten Lebewesen auf dieser Welt ist noch
weitgehend unbekanntes Terrain. Die Wissenschaft kennt derzeit rund
19.000 unterschiedliche Arten von Mikroorganismen, aber es gibt
tatsächlich bis zu einer Milliarde. Dementsprechend vielfältig
zeigen sich die Bakterien, die mikroskopisch kleinen Pilze und
Algen – denn sie hatten vier Milliarden Jahre für ihre Evolution,
also viel, viel länger als die Tiere und Pflanzen auf dieser Erde.
Als Professor für Mikrobiologie an der TU Braunschweig und
Wissenschaftlicher Direktor der Deutschen Sammlung von
Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) erforscht Jörg Overmann
dieses mit dem bloßen Auge nicht sichtbare Reich. Die Einzeller
verhalten sich anders als größere Organismen, eben weil sie so
klein sind. Ihr Stoffwechsel läuft viel schneller ab – in ihnen, so
könnte man sagen, pulsiert geradezu das Leben. Viele Menschen
halten Mikroorganismen aber für „böse“. Tatsächlich können manche
Bakterien Krankheiten auslösen, doch viele verrichten auch für den
Menschen sehr nützliche Dinge. Sie erweisen sich zudem sehr
flexibel, wenn es darum geht, ökologische Nischen zu besetzen, und
alleine die enorme Größe einer Bakterienpopulation mit Millionen
von Milliarden Zellen sorgt dafür, dass an für sich seltene
genetische Änderungen eben doch sehr häufig auftreten und die
Evolution vorantreiben. Jörg Overmann wurde mit dem
Wissenschaftspreis „Forschung in Verantwortung“ 2022 ausgezeichnet,
den der Stifterverband auf Vorschlag der Leibniz-Gemeinschaft
vergibt.
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21.10.2022
1 Stunde 28 Minuten
Was ist eigentlich Wissen? Was auf den ersten Blick wie eine ganz
triviale Frage wirkt, berührt den Kern menschlicher Erkenntnis. Die
Philosophie, die diesen Begriff seit Jahrtausenden auslotet, bewegt
sich keineswegs nur in akademischen Sphären, sondern ist ganz
aktuell, wenn man das Problem anders formuliert und die Frage
stellt: Was sind Fake News? „Philosophie kann lebensfern wirken,
ist es aber nicht“, sagt Markus Schrenk, seit 2014 Professor für
Theoretische Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität
Düsseldorf. Gemeinsam mit einem Team aus Lehrenden und Studierenden
hat er das Projekt denXte ins Leben gerufen. Die Idee: Bürgerinnen
und Bürger ohne Vorkenntnisse für philosophische Zusammenhänge zu
begeistern. Das Mittel dazu ist ein ganzes Bündel an Aktivitäten,
von klassischen Abendveranstaltungen über Videos bis hin zu
sozialen Medien und Livechats. Philosophie, so kristallisiert sich
heraus, ist eine Art Universallehre, die – ähnlich wie die
Mathematik – verspricht, Klarheit über die Welt zu verschaffen. Bei
der Beschäftigung mit Fragen von Wahrheit, Überzeugung und Handeln
wird deutlich: Philosophie steckt im täglichen Leben. Ethik etwa
ist für politische Entscheidungen und in der Rechtsprechung
bedeutsam. Oder die Entwicklung von Computern wäre ohne das
philosophische Konzept von Logik undenkbar gewesen. Der
Stifterverband und die Deutsche Forschungsgemeinschaft haben das
Projekt denXte im Jahr 2022 mit dem Communicator-Preis für
herausragende Wissenschaftsvermittlung ausgezeichnet.
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06.09.2022
1 Stunde 18 Minuten
"Jedes Kind soll einmal programmiert haben, bevor es sich für einen
Beruf entscheidet." So lautet das Ziel, das sich die Hacker School
gesetzt hat. In Hamburg beheimatet, aber deutschlandweit aktiv,
wendet sich die gemeinnützige GmbH vor allem an Jugendliche im
Alter zwischen elf und 18 Jahren. Die Kursangebote – als Teil des
Unterrichts oder außerschulisch in Kooperation mit Unternehmen –
geben Impulse für die spätere Berufswahl. Insbesondere Mädchen
helfen sie, Barrieren zu überwinden und das Thema IT für sich zu
entdecken. Julia Freudenberg, Leiterin der Hacker School, ist Feuer
und Flamme für ihre Mission, Jugendliche fürs Programmieren zu
begeistern. Und das geht einfach durch Ausprobieren: Ohne
Notendruck können die Schülerinnen und Schüler für eine praktische
Aufgabe ihren eigenen Lösungsweg finden – eben einen Hack. Und mit
dem Erfolgserlebnis stellt sich die Erkenntnis ein, dass
Programmieren einfach eine coole Sache ist. Die Hacker School ist
2014 gestartet und wird alleine in diesem Jahr rund 12.500
Jugendliche erreichen. Sie setzt auf ein großes Netzwerk, in dem
auch zahlreiche Unternehmen mittels Corporate Volunteering
eingebunden: Oft sind es Auszubildende, die einen IT-Beruf erlernen
und als sogenannte Inspirer die Kurse leiten. Sie sprechen auf
Augenhöhe mit den Jugendlichen und zeigen: Programmieren ist mehr
als Code schreiben. Man braucht Kreativität, Kommunikation,
Kollaboration und kritisches Denken – oder kurz: Future Skills, um
die digitale Welt mitgestalten zu können. Der Stifterverband hat
die Hacker School 2021 im Rahmen der Initiative
""digital.engagiert"" gefördert und als Bildungsort des Monats
ausgezeichnet.
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26.07.2022
1 Stunde 39 Minuten
Das Heulen eines Wolfrudels, ein frühmorgendliches Vogelkonzert,
der Gesang der Wale oder das Trommeln einer Wolfsspinne: Mit der
Art und Weise, wie die Tierwelt von sich hören lässt, befasst sich
die Bioakustik – eine Spezialdisziplin der Zoologie. Am Berliner
Museum für Naturkunde existiert eine der drei weltweit größten
Sammlungen mit ca. 120.000 Aufnahmen von Tierstimmen. Karl-Heinz
Frommolt ist wissenschaftlicher Leiter dieses Archivs. So
vielfältig die Fauna kommuniziert, so unterschiedlich erzeugen die
Tiere diese Laute. Viele Wirbeltiere modulieren mit dem Luftstrom
in einem Kehlkopf ihre Stimme, wie eben auch der Mensch. Es gibt
aber auch andere Mechanismen: Insekten etwa produzieren Schall,
indem sie Körperteile aneinanderreiben: So entsteht beispielsweise
das für Grillen typische Zirpen. Eine erstaunliche Variabilität
legen Vögel an den Tag, die auch den Gesang fremder Arten in ihr
eigenes Repertoire einbauen. Der in Australien beheimatete
Leierschwanz besitzt ein so ausgeprägtes Stimmorgan, dass er auch
Geräusche aus der menschlichen Zivilisation täuschend echt
nachahmen kann, wie etwa das Surren einer Kamera oder eine
Alarmanlage. Nützlich erweist sich das Tierstimmenarchiv
beispielsweise für die Verhaltensforschung, wenn Biologen in
Playback-Experimenten untersuchen, wie Tiere auf bestimmte Laute
reagieren. Es wird für künstlerische Zwecke sowie natürlich für
Bildung genutzt und zuletzt auch, um durch das automatische
Erkennen von Arten zum Monitoring der Biodiversität beizutragen.
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21.06.2022
1 Stunde 18 Minuten
Medizinische Erkenntnis durch Auswertung von Patientendaten aus
verschiedenen Quellen – oder Schutz sensibler, persönlicher
Informationen vor Weitergabe an Dritte: Das sind zwei berechtigte
Anliegen, die meist nur schwer unter einen Hut zu bekommen sind.
Der Weg, alle relevanten Daten in einen Topf zu werfen und
auszuwerten, ist oft aus rechtlichen Gründen verbaut. Doch es gibt
eine Alternative, die den Konflikt zwischen Kollaboration und
Datenschutz auflösen kann. Das Federated Secure Computing genannte
Verfahren setzt darauf, dass die Daten quasi ihren Heimathafen gar
nicht verlassen. Wenn etwa mehrere Forschungseinrichtungen ihre
jeweiligen Datenbestände analysieren, tun sie das für sich parallel
auf dieselbe Methode und führen dann ihre Ergebnisse zusammen. Das
ist kryptografisch abgesichert, so dass sich keine Rückschlüsse auf
einzelne Originaldaten ziehen lassen. Und die Resultate sind im
Endeffekt genauso gut wie bei einer gemeinsamen Datenbasis. Hendrik
Ballhausen von der Ludwig-Maximilians-Universität München ist einer
der Köpfe dieses innovativen Projekts, das vom Stifterverband im
Rahmen der Initiative „Wirkung hoch 100“ gefördert wird. Die
zugrunde liegenden mathematischen Verfahren gibt es schon seit den
1970er-Jahren. Neu ist der Open-Source-Ansatz, dieses verteilte
Rechnen in schlanke, effiziente Anwendungen zu verpacken, um zum
Beispiel Korrelationen in Daten zu erkennen. Dies nutzt nicht nur
der medizinischen Forschung, sondern könnte etwa auch in der
Wirtschaft zur Erstellung von Branchen-Benchmarks dienen – wenn
Unternehmen, die miteinander im Wettbewerb stehen, ihre Daten
einfließen lassen, ohne sie aus der Hand zu geben.
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Tipp der Redaktion
Von Geothermie bis zum Tierstimmenarchiv - Wer etwas lernen möchte, der ist bei 'Forschergeist' genau richtig. Der Podcast gibt Wissenschaftlern Gelegenheit, von ihren spannenden Forschungsfeldern zu berichten. Ein Podcast von und mit Tim Pritlove.
Über diesen Podcast
Horizonte für Bildung und Forschung
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