Podcaster
Episoden
05.07.2023
53 Minuten
Reiten im Nationalsozialismus – das klingt jetzt erst einmal nach
einem Spartenthema. Aber daran kann man ziemlich gut erklären, was
auf einen zukommt, wenn man bei seiner Suche nach der
NS-Beteiligung seiner Großeltern in Bereiche stößt, die nahezu
unaufgearbeitet sind. So geht es Melanie, deren Großvater in
Düsseldorf Tunierreferent in einem SA-Reitersturm war, doch in der
Stadt weiß man darüber nichts. Also haben wir die Historikerin Nele
Maya Fahnenbruck gefragt, die eine große Pferdeliebhaberin ist und
ihre Doktorarbeit über den Pferdesport im Nationalsozialismus
geschrieben hat. Zwar konzentriert sie sich speziell auf die
Hamburger Reiter, aber vieles lässt sich wohl auch auf Düsseldorf
übertragen – und da wird ziemlich schnell klar, wie leicht es
vielen Reitern fiel, sich für die NS-Ideologie zu begeistern. Und
speziell die Reiter-SS war auch an Kriegsverbrechen beteiligt. Nach
dem Krieg hatten sie kaum mit Konsequenzen zu rechnen, dafür
funktionierten ihre Netzwerke einfach zu gut. Und heute? Ist
darüber wenig bekannt – und viele Vereinen und Verbänden fehlt der
Wille zur Aufarbeitung. Diese Folge ist die vorerst letzte. Wie es
weitergeht? Wir werden sehen.
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06.03.2023
56 Minuten
Heute geht’s noch einmal um militärische Werdegänge. Dafür ist
Melanie nach Freiburg gefahren, denn da hat das Militärarchiv
seinen Sitz, eine Abteilung des Bundesarchivs – und quasi das
militärische Gedächtnis Deutschlands. Hier könnt ihr zum Beispiel
herausfinden, wo die Einheiten der Großväter genau eingesetzt waren
oder ob die an Kriegsverbrechen beteiligt waren. Hier liegen auch
die Unterlagen der Wehrmachtsoffiziere und auch die Unterlagen der
NS-Militärjustiz. Archivar Thomas Menzel öffnet Melanie manchen
Karton mit Dokumenten, hat das Wehrstammbuch ihres Großvaters
gefunden, dazu viele Recherchetipps und eine wichtige Erkenntnis:
Recherchierende Enkel*innen erwarten oft abgrundtiefe Verbrechen–
aber nicht jede Wahrheit ist einfach.
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25.01.2023
55 Minuten
Tagebuchschreiben war im Nationalsozialismus äußerst beliebt – und
zwar bei Anhänger*innen des Regimes ebenso wie bei Kritiker*innen.
Wer heute noch so ein Tagebuch seiner Großeltern hat, kann sich
glücklich schätzen, denn man kann einiges daraus erfahren. Auch
Melanies Großeltern haben ein solches Tagebuch gemeinsam für ihre
Kinder geführt. Doch wie genau geht man vor beim Lesen? Und wie
soll man sich dazu verhalten? Der Historiker Janosch Steuwer von
der Uni Halle weiß das genau. Für seine Doktorarbeit hat er 140
Tagebücher zwischen 1933 und 1939 untersucht. Er sagt: mit der
sogenannten Machtergreifung im Januar 1933 drängte sich Politik in
die Tagebücher förmlich hinein, denn das NS-Regime forderte die
Menschen auf, sich mit ihm zu beschäftigen und das eigene Leben in
dessen Ideologie einzupassen.
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20.12.2022
48 Minuten
Wenn ihr wissen wollt, wo und in welcher militärischen Einheit der
Großvater im Krieg war, seid ihr in der Abteilung "Personenbezogene
Auskünfte" des Bundesarchivs genau richtig. Aber auch, wenn ihr
nach Angehörigen sucht, die im Krieg vermisst wurden oder gefallen
sind, kann man hier Einiges herausfinden. Die Unterlagen der
Deutschen Dienststelle (ehem. WASt) sind seit 2019 ins Bundesarchiv
übergegangen. Warum genau - und was ihr sonst noch bei der
Recherche hier beachten solltet, erzählt uns die stellvertretende
Referatsleiterin Birgit Wulf - und auch über Melanies Großvater
Joachim, hat sie etwas gefunden.
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15.11.2022
49 Minuten
Im zweiten Teil zum Thema Zwangsarbeit geht es in #26 um die
Folgen. Denn nach ihrer Befreiung lebten viele zwangsverschleppte
Zwangsarbeiter*innen oft als Displaced Persons - als sogenannte
"heimatlose Ausländer" in Deutschland, weil sie nicht in ihre
Heimatländer zurückkonnten - oder wollten. So wie Florian Urbańskis
Großeltern, die aus Polen stammen. Nach jahrelangen Aufenthalten in
verschiedenen DP-Lagern wurden sie mit ihren Kindern Mitte der
1950er Jahre von einem LKW in einem Dorf auf der Schwäbischen Alb
abgeladen - und kamen doch nie recht an. Ihre Familiengeschichte
hat auch Florians Leben geprägt. Er erzählt wie - und was er daraus
macht. Die Historikerin Sarah Grandke von der KZ-Gedenkstätte
Neuengamme ordnet ein.
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Über diesen Podcast
Seit 75 Jahren ist der Nationalsozialismus Geschichte - und doch
wirkt er bis heute weiter - im eigenen Leben, in den Familien. Der
Podcast "gestern ist jetzt" erzählt von der Suche nach Antworten
darauf, wie sich unsere eigenen Großväter im Nationalsozialismus
verhalten haben. Und soll auch Dich bei Deiner Suche weiterbringen
- dank der Unterstützung vieler Historiker,
Sozialwissenschaftlerinnen, Psychologinnen und Archivare - aber und
anderer recherchierender Enkel*innen, die schon viel weiter sind
als wir. Wir, das sind Melanie Longerich und Brigitte Baetz - zwei
Journalistinnen aus Köln.
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