Leben in Weiden

Ausgerechnet ein Arbeiterkind schaffte es an der OTH Weiden-Amberg, den Bachelor in Medizintechnik zu erringen – ein Umstand, der in Weiden wohl schon als soziale Revolution gelten dürfte. Kaum diplomiert, zog es sie nach München, wo sie sich innerhalb weniger Wochen einen Freundeskreis zulegte, als hätte die Stadt nur auf sie gewartet, um endlich kulturell ernst genommen zu werden. Dort genießt sie Konzerte, Theater und das urbane „Work & Live“-Gefühl, während Weiden weiterhin den Marktplatz als kulturellen Nabel der Welt inszeniert. Doch die Heimatstadt lässt sie nicht los. Immerwieder taucht die absurde Idee auf, man könne in Weiden leben. Theoretisch. Praktisch jedoch steht dem eine ganze Armada graumelierter Entscheidungsträger entgegen, die Gewerbegebiete für Teufelswerk halten und den Flugplatz für eine apokalyptische Bedrohung der Stadtkasse. Die Frage bleibt: Kann Weiden mit dem Talent mithalten, das die OTH unermüdlich in die Welt hinausspült? Oder ist es, wie die Absolventin lakonischformuliert: „Die alten Männer machen alleskaputt.“