Der Württembergische Katechismus
nach Martin Luther und Johannes Brenz, gelesen von Pfr. Christoph Fischer
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Episoden
26.12.2022
70 Sekunden
6. Das sechste Hauptstück: Die Schlüssel des Himmelreichs Welches
sind die Schlüssel des Himmelreichs? Das Predigtamt des Evangeliums
von Jesus Christus. Zeugnis der Heiligen Schrift Jesus Christus
spricht: Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der
verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der
mich gesandt hat. Lukas 10,16 Ich will dir die Schlüssel des
Himmelreichs geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch
im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst,
soll auch im Himmel gelöst sein. Matthäus 16,19 Friede sei mit
euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nehmt hin
den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie
erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.
Johannes 20,21-23
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26.12.2022
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5. Das fünfte Hauptstück: Das Heilige Abendmahl Was ist das
Abendmahl? Das Abendmahl ist ein Sakrament und göttlich
Wortzeichen, worin uns Christus wahrhaftig und gegenwärtig mit Brot
und Wein seinen Leib und sein Blut schenkt und darreicht, und
vergewissert uns damit, dass wir haben Verzeihung der Sünden und
ein ewiges Leben. Zeugnis der Heiligen Schrift Der Herr Jesus in
der Nacht, da er verraten ward und mit seinen Jüngern zu Tische
saß, nahm das Brot, sagte Dank und brach’s, gab’s seinen Jüngern
und sprach: Nehmet hin und esset; das ist mein Leib, der für euch
gegeben wird. Das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nach dem
Mahl nahm er den Kelch, sagte Dank, gab ihnen den und sprach:
Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Neuen Bundes, das für
euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Das tut
zu meinem Gedächtnis.
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26.12.2022
4 Minuten
4. Das vierte Hauptstück: Die Zehn Gebote Das erste Gebot Ich bin
der Herr, dein Gott. Du sollst nicht andere Götter haben neben mir.
Was ist das? Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und
vertrauen. Das zweite Gebot Du sollst den Namen des Herrn, deines
Gottes, nicht unnütz gebrauchen. Was ist das? Wir sollen Gott
fürchten und lieben, dass wir bei seinem Namen nicht fluchen,
schwören, zaubern, lügen oder trügen, sondern ihn in allen Nöten
anrufen, beten, loben und danken. Das dritte Gebot Du sollst den
Feiertag heiligen. Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und
lieben, dass wir die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern
es heilig halten, gerne hören und lernen. Das vierte Gebot Du
sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass dir’s wohlgehe
und du lange lebest auf Erden. Was ist das? Wir sollen Gott
fürchten und lieben, dass wir unsere Eltern und Herren nicht
verachten noch erzürnen, sondern sie in Ehren halten, ihnen dienen,
gehorchen, sie lieb und wert haben. Das fünfte Gebot Du sollst
nicht töten. Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass
wir unserm Nächsten an seinem Leibe keinen Schaden noch Leid tun,
sondern ihm helfen und beistehen in allen Nöten. Das sechste Gebot
Du sollst nicht ehebrechen. Was ist das? Wir sollen Gott fürchten
und lieben, dass wir keusch und zuchtvoll leben in Worten und
Werken und in der Ehe einander lieben und ehren. Das siebente Gebot
Du sollst nicht stehlen. Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und
lieben, dass wir unsers Nächsten Geld oder Gut nicht nehmen noch
mit falscher Ware oder Handel an uns bringen, sondern ihm sein Gut
und Nahrung helfen bessern und behüten. Das achte Gebot Du sollst
nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Was ist das? Wir
sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsern Nächsten nicht
belügen, verraten, verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern
sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum besten
kehren. Das neunte Gebot Du sollst nicht begehren deines Nächsten
Haus. Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir
unserm Nächsten nicht mit List nach seinem Erbe oder Hause trachten
und mit einem Schein des Rechts an uns bringen, sondern ihm
dasselbe zu behalten förderlich und dienlich sein. Das zehnte Gebot
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh
noch alles, was sein ist. Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und
lieben, dass wir unserm Nächsten nicht seine Frau, Gehilfen oder
Vieh ausspannen, abwerben oder abspenstig machen, sondern dieselben
anhalten, dass sie bleiben und tun, was sie schuldig sind. Das
Doppelgebot der Liebe Jesus Christus spricht: Du sollst den Herrn,
deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von
ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere
aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich
selbst. In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die
Propheten. Matthäus 22,37-40
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26.12.2022
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3. Das dritte Hauptstück: Das Vaterunser Die Anrede Vater unser im
Himmel. Was ist das? Gott will uns damit locken, dass wir glauben
sollen, er sei unser rechter Vater und wir seine rechten Kinder,
damit wir getrost und mit aller Zuversicht ihn bitten sollen wie
die lieben Kinder ihren lieben Vater. Die erste Bitte Geheiligt
werde dein Name. Was ist das? Gottes Name ist zwar an sich selbst
heilig; aber wir bitten in diesem Gebet, dass er auch bei uns
heilig werde. Wie geschieht das? Wo das Wort Gottes lauter und rein
gelehrt wird, und wir auch heilig, als die Kinder Gottes, danach
leben. Dazu hilf uns, lieber Vater im Himmel! Wer aber anders lehrt
und lebt, als das Wort Gottes lehrt, der entheiligt unter uns den
Namen Gottes. Davor behüte uns, himmlischer Vater! Die zweite Bitte
Dein Reich komme. Was ist das? Gottes Reich kommt auch ohne unser
Gebet von selbst; aber wir bitten in diesem Gebet, dass es auch zu
uns komme. Wie geschieht das? Wenn der himmlische Vater uns seinen
Heiligen Geist gibt, dass wir seinem heiligen Wort durch seine
Gnade glauben und danach leben, hier zeitlich und dort ewiglich.
Die dritte Bitte Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Was ist das? Gottes guter, gnädiger Wille geschieht auch ohne unser
Gebet; aber wir bitten in diesem Gebet, dass er auch bei uns
geschehe. Wie geschieht das? Wenn Gott allen bösen Rat und Willen
bricht und hindert, die uns den Namen Gottes nicht heiligen und
sein Reich nicht kommen lassen wollen, wie der Teufel, die Welt und
unsres Fleisches Wille; sondern stärkt und behält uns fest in
seinem Wort und Glauben bis an unser Ende. Das ist sein gnädiger,
guter Wille. Die vierte Bitte Unser tägliches Brot gib uns heute.
Was ist das? Gott gibt das tägliche Brot auch ohne unsere Bitte
allen bösen Menschen; aber wir bitten in diesem Gebet, dass er’s
uns erkennen lasse und wir mit Danksagung empfangen unser tägliches
Brot. Was heißt denn tägliches Brot? Alles, was not tut für Leib
und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker,
Vieh, Geld, Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen,
fromme und treue Oberherren, gute Regierung, gut Wetter, Friede,
Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und
desgleichen. Die fünfte Bitte Und vergib uns unsere Schuld, wie
auch wir vergeben unsern Schuldigern. Was ist das? Wir bitten in
diesem Gebet, dass der Vater im Himmel nicht ansehen wolle unsere
Sünden und um ihretwillen solche Bitten nicht versagen, denn wir
sind dessen nicht wert, was wir bitten, haben’s auch nicht
verdient; sondern er wolle es uns alles aus Gnaden geben, obwohl
wir täglich viel sündigen und nichts als Strafe verdienen. So
wollen wir wiederum auch herzlich vergeben und gerne wohltun denen,
die sich an uns versündigen. Die sechste Bitte Und führe uns nicht
in Versuchung. Was ist das? Gott versucht zwar niemand; aber wir
bitten in diesem Gebet, dass uns Gott behüte und erhalte, damit uns
der Teufel, die Welt und unser Fleisch nicht betrüge und verführe
in Missglauben, Verzweiflung und andere große Schande und Laster;
und wenn wir damit angefochten würden, dass wir doch endlich
gewinnen und den Sieg behalten. Die siebente Bitte Sondern erlöse
uns von dem Bösen. Was ist das? Wir bitten in diesem Gebet, dass
uns der Vater im Himmel vom Bösen und allem Übel an Leib und Seele,
Gut und Ehre erlöse und zuletzt, wenn unser Stündlein kommt, ein
seliges Ende beschere und mit Gnaden von diesem Jammertal zu sich
nehme in den Himmel. Der Beschluss Denn dein ist das Reich und die
Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Was heißt Amen? Dass
ich soll gewiss sein, solche Bitten sind dem Vater im Himmel
angenehm und werden erhört. Denn er selbst hat uns geboten, so zu
beten, und verheißen, dass er uns erhören will. Amen, Amen, das
heißt: Ja, ja, so soll es geschehen.
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26.12.2022
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2. Das zweite Hauptstück: Der Glaube Der erste Artikel: Von der
Schöpfung Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den
Schöpfer des Himmels und der Erde. Was ist das? Ich glaube, dass
mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele,
Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat
und noch erhält; dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus
und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mit allem, was
not tut für Leib und Leben, mich reichlich und täglich versorgt, in
allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt;
und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und
Barmherzigkeit, ohn all mein Verdienst und Würdigkeit: für all das
ich ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen und gehorsam zu
sein schuldig bin. Das ist gewisslich wahr. Der zweite Artikel: Von
der Erlösung Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn,
unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der
Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt,
gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am
dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird
er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Was ist das? Ich
glaube, dass Jesus Christus, wahrhaftiger Gott vom Vater in
Ewigkeit geboren und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau
Maria geboren, sei mein Herr, der mich verlornen und verdammten
Menschen erlöset hat, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode
und von der Gewalt des Teufels; nicht mit Gold oder Silber, sondern
mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden
und Sterben; damit ich sein eigen sei und in seinem Reich unter ihm
lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit,
gleichwie er ist auferstanden vom Tode, lebet und regieret in
Ewigkeit. Das ist gewisslich wahr. Der dritte Artikel: Von der
Heiligung Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche
Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen. Was ist das? Ich
glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus
Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann; sondern
der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen
Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten;
gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden beruft, sammelt,
erleuchtet, heiligt und bei Jesus Christus erhält im rechten,
einigen Glauben; in welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen
täglich alle Sünden reichlich vergibt und am Jüngsten Tage mich und
alle Toten auferwecken wird und mir samt allen Gläubigen in
Christus ein ewiges Leben geben wird. Das ist gewisslich wahr.
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Über diesen Podcast
Neben Luther verfassten auch andere Reformatoren Lernhilfen für den
kirchlichen Unterricht. In Württemberg wurden überwiegend die
Fragstücke des christlichen Glaubens für die Jugend 1535 von
Johannes Brenz benutzt. Brenz betont wie Luther die biblischen und
altkirchlichen Grundtexte, die er kurz und schlicht in der
pädagogischen Frage-Antwort-Form auslegt. Die Verbindung der
Katechismen von Luther und Brenz zum Württembergischen Katechismus
1696 prägte die württembergische Landeskirche jahrhundertelang: Auf
Brenz gehen die Reihenfolge der Hauptstücke und die Erklärungen zum
Eingang, zu Taufe, Abendmahl und Schlüssel des Himmelreichs (=
Predigtamt) zurück; die übrigen Hauptstücke stimmen mit Luthers
Kleinem Katechismus überein. Der hier gelesene Text steht im
Evangelischen Gesangbuch (Württemberg) unter der Nummer 834.
Luthers Anteil ist der gemeinsamen Textfassung der Evangelischen
Kirche der Union und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen
Kirche Deutschlands von 1986 übernommen.
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