Podcaster
Episoden
06.03.2023
4 Minuten
Als Kind fand ich das immer etwas komisch, wenn meine Oma gesagt
hat: „Der liebe Gott sieht alles!“. Ich habe mich gefragt, ob Gott
denn nichts Besseres zu tun hat, als mich in jeder Sekunde zu
beobachten. Meine Oma wollte mir ein schlechtes Gewissen einreden
und deutlich machen, dass auch wenn sie selbst mich nicht erwischt
hat, Gott es gesehen hat. Das heißt: Gott schaut hin, wenn ich in
der Nase popel. Gott schaut hin, wenn ich mir Schokolade stibitze.
Das fühlt sich gar nicht gut an. „Der liebe Gott sieht alles.“,
kann man aber auch freundlich sagen. Dann heißt es auch: Gott
schaut hin, wenn ich geärgert werde. Gott schaut hin, wenn ich
traurig bin. Das fühlt sich schon besser an. Gott sieht alles. Auch
das, was im Verborgenen geschieht, was wir gar nicht sehen können.
Er öffnet seine Augen sogar dort, wo wir sie lieber verschließen.
Jetzt beunruhigt mich dieser Satz nicht mehr. Er macht mir vielmehr
Hoffnung darauf, dass niemand alleingelassen ist und dass
irgendwann einmal Gerechtigkeit herrschen wird. Mehr Informationen
und Textformen unter
https://kirchenjahr.landesjugendpfarramt-oldenburg.de/infoportal/12-03-2023-okuli/
Impulse und Gebete: Anne Schrader, Landesjugendpfarramt Oldenburg
Produktion: Lucas Söker, Landesjugendpfarramt Oldenburg
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13.02.2023
4 Minuten
Kennt ihr diese kleinen „Liebe ist…“- Zeichnungen? Die Künstlerin
Kim Casali hat eine Reihe Comics gezeichnet, das ein (nacktes)
Pärchen zeigt, das sich in einer Alltagssituation befindet. Darüber
dann ein lustiger Spruch, der mit „Liebe ist…“ beginnt. Auf einem
Bild ist das Pärchen im Bett unter einer dicken Herzdecke
eingekuschelt zu sehen. Darüber steht: „Liebe ist… unter einer
Decke zu stecken.“ Diese zweideutige Anspielung gefällt mir. Wenn
man unter einer Decke steckt, ist das erst einmal gemütlich. Man
ist sich nah, kann vertrauensvoll kuscheln, ist geschützt vor den
Blicken anderer. Es kann unter der Decke aber auch mal heiß her
gehen, positiv wie negativ. Es kann auch passieren, dass der eine
dem anderen die Decke wegnimmt – und dass man sich die Decke dann
doch wieder teilt. Im übertragenen Sinn heißt „unter einer Decke
stecken“, dass man gemeinsame Sache macht. Da haben sich zwei
abgesprochen, verfolgen ein gemeinsames Ziel, verlassen sich
aufeinander. Für mich ist das ein schönes Bild für eine gelungene
Liebesbeziehung. Wenn sich Menschen untereinander lieben, dann
können wir etwas von dem erahnen, wie Gott uns liebt. Eine tiefe
Verbundenheit, in der wir uns fallen lassen können. Da brauchen wir
uns nicht verstecken und können uns auch draußen in der Welt sicher
sein, dass Gott mit uns gemeinsame Sache macht. Mehr Informationen
und Textformen unter
https://kirchenjahr.landesjugendpfarramt-oldenburg.de/infoportal/19-02-2023-estomihi/
Impulse und Gebete: Anne Schrader, Landesjugendpfarramt Oldenburg
Produktion: Lucas Söker, Landesjugendpfarramt Oldenburg
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06.02.2023
5 Minuten
Mayra, fünf Jahre alt, kommt zielstrebig auf mich zu gelaufen. Ich
sitze auf einer Bank in der Sonne, an einem kleinen Spielplatz. Sie
stapft mit ihren nackten Füßen durch den Sand. Ihre Lippen sind
fest aufeinandergepresst, ihr Blick starr auf mich gerichtet. Ich
lasse mein Buch sinken und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Mayra: „Anne, was issn vastocken? Meine Mama hat gesagt da soll ich
dich fragen.“ Ich: „Hmm verstocken. Wie kommst du da denn drauf?“
Mayra: „Das war mit dem Pharao gestern Abend in der Bibel.“ Ich:
„Ah, das war mit Moses in Ägypten, oder? Gott hat das Herz des
Pharaos verstockt, damit der Mose mit seinem Volk nicht gehen
lässt. Meinst du das?“ Nicken. Ich schaue mich hilfesuchend um, ach
je, verstocken. Hinter der Bank wächst ein Busch, der junge Triebe
hat. „Mayra, wie fühlen sich denn die frischen Blätter an?“ Mayra:
„Weich. Und flauschig.“ Ich: „Und, wie fühlt sich der Ast, also der
Stock, daran an?“ Mayra: „Hart. Wie Holz.“ Ich: „Das Herz des
Pharaos wurde verstockt. Also hart und holzig.“ Theologisch ist
dieses Bild sicher streitbar, aber nun. Etwas Besseres ist mir in
diesem Moment nicht eingefallen. Mayra: „Aber aus einem harten
Stock können Flauschblätter wachsen. Flauschige Herzen. Das weiß
Gott.“ Mayra hüpft zufrieden davon, bevor ich ihr etwas antworten
kann. Besser hätte ich es auch nicht sagen können. An diesem Tag
habe ich etwas von Mayra gelernt. „Heute, wenn ihr seine Stimme
hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.“ Hebräer 3,15 Mehr
Informationen und Textformen unter
https://kirchenjahr.landesjugendpfarramt-oldenburg.de/infoportal/12-02-2023-sexagesimae/
Impulse und Gebete: Anne Schrader, Landesjugendpfarramt Oldenburg
Produktion: Lucas Söker, Landesjugendpfarramt Oldenburg
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30.01.2023
4 Minuten
Als Kind hatte ich ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden. Wenn
ich mich unfair behandelt fühlte habe ich protestiert. Wenn eine
meiner Freundinnen ungerecht behandelt wurde, bin ich für sie
eingestanden. Rückblickend sehe ich, dass ich es mir ziemlich
leicht gemacht habe mit meinem Urteil, was gerecht und was
ungerecht sei. Ich habe die Situationen nicht differenziert
betrachtet, sondern nur in schwarz und weiß. In der Bibel sind
Situationen beschrieben, die auf den ersten Blick ungerecht wirken.
Bei den Arbeitern im Weinberg beispielsweise, die alle den gleichen
Lohn bekommen, obwohl sie ganz unterschiedlich lang gearbeitet
haben. Oder wenn Jesus sich zu den Sündern setzt, anstatt sich mit
vorbildlichen Menschen zu umgeben und diese in ihrem Handeln
anzuerkennen. Gott hat keinen kindlichen Blick auf uns. Er sieht
das große ganze, seine Gerechtigkeit geht weiter als unsere.
Trotzdem gibt es Situationen, in denen wir uns ungerecht behandelt
fühlen. Gott weiß das. Er kennt unsere Sorgen und unseren Ärger,
auch unsere Stärken und Schwächen. Und manchmal sieht er sogar, was
in uns steckt, von dem wir noch gar nichts ahnen. Wie kann ich mich
für Gerechtigkeit in dieser Welt einsetzen? Mehr Informationen und
Textformen unter
https://kirchenjahr.landesjugendpfarramt-oldenburg.de/infoportal/05-02-2023-septuagesimae/
Impulse und Gebete: Anne Schrader, Landesjugendpfarramt Oldenburg
Produktion: Lucas Söker, Landesjugendpfarramt Oldenburg
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23.01.2023
4 Minuten
Heute endet im Kirchenjahr die Weihnachtszeit. Echt jetzt?
Weihnachten ist doch schon längst vorbei, der Baum ist entsorgt und
die letzten Süßigkeiten wurden aufgefuttert. Der Alltag hat mich
wieder. Vielleicht kommt diese Erinnerung an das Weihnachtsfest
jetzt genau richtig. Ich bin nämlich voll im „Gute-Vorsätze-Wahn“.
Täglich eine Viertelstunde Yoga, eine Viertelstunde Staubwischen,
eine Viertelstunde Kisten sortieren, eine Viertelstunde
Italienisch-Vokabeln lernen, eine Viertelstunde einen
wissenschaftlichen Text lesen – ganz ehrlich, das sind zusammen
genommen doch ganz schön viele Viertelstunden. Das stresst mich und
es gibt kaum einen Tag, an dem ich meine Vorsätze durchhalte. Wieso
sieht es bei den anderen immer so aus, als wäre es ganz leicht sich
selbst zu optimieren? Fröhlich lächelt mich auf YouTube die perfekt
gestylte Sportikone an, nachdem sie die 15 min
„Bauch-Beine-Po“-Routine erledigt hat. Ich stehe verschwitzt vor
dem Spiegel und betrachte kritisch meine Weihnachtsessen-Röllchen.
Das kann nicht viel zu tun haben mit dem Licht und der Liebe, von
der ich an Weihnachten geredet habe! Ich beschließe mich in einem
anderen Licht zu sehen. Einem gnädigen Licht. Mehr Informationen
und Textformen unter
https://kirchenjahr.landesjugendpfarramt-oldenburg.de Impulse und
Gebete: Anne Schrader, Landesjugendpfarramt Oldenburg Produktion:
Lucas Söker, Landesjugendpfarramt Oldenburg
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Über diesen Podcast
Das Kirchenjahr sieht etwas anders aus als unser Kalenderjahr. Es
beginnt am ersten Advent. Für jeden Sonntag gibt es Texte, wie z.B.
einen Wochenspruch, eine Geschichte aus dem Evangelium oder einen
bestimmten Psalm. Innerhalb eines Jahres durchlaufen wir im Kleinen
die Lebensgeschichte Jesu: Es geht los mit den Vorzeichen Jesu
Geburt. An Weihnachten feiern wir dann, dass der Heiland endlich
geboren ist. Wir denken an verschiedene Stationen in seinem Leben
und gehen in der Passionszeit zusammen mit ihm zum Kreuz. An Ostern
feiern wir Christi Auferstehung und an den Sonntagen danach
verfolgen wir die Geschehnisse bis zu Himmelfahrt und Pfingsten.
Über den Sommer hören wir Geschichten aus der ganzen Bibel, bis es
im November an den letzten Sonntagen auch um unsere letzten Dinge
geht. So können wir das ganze Leben Jesu in einem Jahr
nachvollziehen. Hier kannst Du für jeden Sonntag erfahren, was
diese Texte sind. Wir geben jedem Tag ein Motto. Dann kannst Du
zusätzlich noch einen kurzen Impuls und ein passendes Gebet dazu
lesen oder anhören. Zum Schluss geben wir Dir auch noch ein paar
Aktionsideen mit auf den Weg.
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Bad Liebenzell
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