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Episoden
14.02.2022
29 Minuten
Wie Populisten die Massen gewinnen und die Gesellschaft spalten –
davon erzählt Doron Rabinovici in seinem neuen Roman «Die
Einstellung». Der österreichische Autor ist zu Gast bei Felix
Münger. Ein Fotoreporter macht sich auf, einen hetzerischen
Populisten zu entlarven. Er will ein Bild schiessen, welches die
fürsorgliche Fassade des Politikers zerstört und dessen brutalen
Zynismus für jedermann sichtbar macht. Doch das Vorhaben könnte
sich auch als kontraproduktiv erweisen. Im Roman «Die Einstellung»
rückt der österreichische Schriftsteller und Historiker Doron
Rabinovici die Relativierung von Fakten, die Faszination des
Autoritären und die Hetze als Mittel der Politik ins Licht. Und
leistet damit eine packende literarische Auseinandersetzung mit
drängenden Fragen unserer Zeit. Buchhinweis: Doron Rabinovici. Die
Einstellung. 224 Seiten. Suhrkamp, 2022.
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31.01.2022
29 Minuten
Simone Weinmann ist Astrophysikerin und Schriftstellerin. In ihrem
Debütroman «Die Erinnerung an unbekannte Städte» verbindet sie ihre
beiden Interessen und wirft einen literarisch-wissenschaftlichen
Blick auf eine bevorstehende Klimakatastrophe. Ein Gespräch mit der
Autorin. Dazu versetzt sie uns ins Jahr 2045. Die Katastrophe hat
tatsächlich stattgefunden und die Menschen in eine karge bäuerliche
Welt zurückgeworfen. Viele finden ihren Trost im Glauben.
Nathanael, ein Junge aus einem «Dorf im Norden», will sich nicht
mit der Situation abfinden und zieht – unterstützt von einer
Mitschülerin und dem Dorflehrer – nach Süden. In Mailand soll es
noch ein Polytechnikum geben, wo er Arzt werden will. Simone
Weinmann spielt in ihrem Erstlingsroman durch, was passieren
könnte, wenn der Fall der Fälle tatsächlich eintritt, und geht der
Frage nach, ob die Wissenschaft dann noch eine Chance hat.
Buchhinweis: Simone Weinmann. Die Erinnerung an unbekannte Städte.
272 Seiten. Verlag Antje Kunstmann, 2021.
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17.01.2022
29 Minuten
Nicht immer sind Literaturverfilmungen so aufregend wie Jane
Campions «The Power of the Dog» und Rebecca Halls «Passing». Die
beiden Netflix-Produktionen basieren auf fast vergessenen Romanen
und machen gesellschaftliche Gräben in den USA der 1920er Jahre
transparent für die Gegenwart. Nella Larsen («Passing», 1929) und
Thomas Savage («The Power of the Dog», 1967) untersuchen in ihren
Büchern US-amerikanische Lebensläufe – Larsen in den schwarzen
Communities von New York, Savage auf den Ranches im Westen.
Schillernd zeigen sie Homophobie und Rassismus und die
(selbst-)zerstörerischen Reaktionen der Betroffenen. Wie machen
Jane Campion und Rebecca Hall aus diesen Stoffen packend aktuelle
Filme? Und was ist allgemein das Geheimnis gelungener
Literaturverfilmungen? Darüber spricht Franziska Hirsbrunner mit
dem Film- und Literaturwissenschaftler Johannes Binotto.
Buchhinweise: Nella Larsen. Seitenwechsel. Deutsch von Adelheid
Dormagen. 220 Seiten. Dörlemann Verlag. Thomas Savage. Die Gewalt
der Hunde. Deutsch von Thomas Gunkel. 350 Seiten. btb Verlag.
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03.01.2022
27 Minuten
Mit «Mit einem Fuss draussen» hat die Schweizer Autorin Anaïs Meier
den wohl skurrilsten Roman der Saison geschrieben. Er erzählt aus
der Perspektive eines Randständigen von der Suche nach dem Besitzer
eines abgetrennten Fusses. Der Anti-Krimi ist ein hintersinniges
Porträt der Schweiz. «Mit einem Fuss draussen weiss man nicht, wo
man steht»: In Ihrem Debütroman erzählt die Schweizer Autorin und
Kolumnistin Anaïs Meier aus Sicht des Sozialhilfeempfängers
Gerhards, der eremitisch am Rand der Gesellschaft lebt. Als er in
seinem Lieblingsparks einen abgetrennten Fuss findet, beschliesst
er, den Fall aufzuklären. Was wie ein Lokalkrimi klingt, entpuppt
sich als grotesker Roman über die Schweiz von unten. Meier
bevölkert ihr Buch mit Polizisten, die lieber Obdachlose
schikanieren, als Mordfälle zu lösen, korrupten Lokaljournalisten
und depressiven Securitasangestellten. Dabei steht nicht die Lösung
des Falles im Vordergrund, sondern die präzise Erschliessung der
Schweiz von ihren Rändern her. Der Roman begeistert mit einer
ungewöhnlichen Sprache, für die sich die Autorin von zufällig
gefundenen Zetteln und Online-Kommentaren inspirieren liess. Mit
seinem Fokus auf das Kleine und vermeintlich Unbedeutende knüpft er
an grosse Schweizer Erzähltraditionen an. Im Gespräch erklärt
Meier, weshalb sie als Feministin aus der Perspektive eines
mittelalten Mannes schreiben wollte. Zudem erfährt man mehr über
das Phänomen abgetrennter Füsse, die Bedeutung von Friedrich
Glauser und Helge Schneider für ihr Schreiben, und die korrekte
Art, Altpapier zu bündeln. Buchhinweis: Anaïs Meier. Mit einem Fuss
draussen. Voland & Quist, 2021.
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20.12.2021
29 Minuten
Sie heisst Nastja, stammt aus der Ukraine und sucht in Deutschland
ihr Glück. Doch dort gerät sie in eine verhängnisvolle
Abwärtsspirale. Die deutsche Autorin Natascha Wodin erzählt im
Roman «Nastjas Tränen», stellvertretend für Millionen, von
Entwurzelung, Sprachlosigkeit und unstillbarem Heimweh. Natascha
Wodin hat in ihrem Roman «Sie kam aus Mariupol» (2017) das Leben
ihrer Mutter rekonstruiert, die von den Nazis als Zwangsarbeiterin
verschleppt wurde. Sie überlebte zwar den Krieg, überwand die
Erfahrung der gewaltsamen Entwurzelung jedoch nie. Im aktuellen
Roman verlegt die Autorin die Erfahrung ihrer Mutter in die
Gegenwart: Der Roman zeigt an der Figur der ukrainischen Putzkraft
Nastja, welches Leid mit der modernen Migration bisweilen verbunden
ist. Buchhinweis: Natascha Wodin. Nastjas Tränen. Rowohlt, 2021.
Das Hörbuch, gelesen von Martina Gedeck, ist im Argon-Verlag
erschienen.
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Über diesen Podcast
Das «Literaturfenster» geht alle zwei Wochen auf Entdeckungsreise
rund um die Bücherwelt. Die Sendung richtet sich an alle
Liebhaberinnen von Literatur und literarischer Debatte und an jene,
die neugierig sind auf Begegnungen mit Autorinnen, Übersetzern,
Literaturkritikerinnen und Büchermenschen.
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