Gstaad Menuhin Festival Podcast - Die Geschichten hinter den Meisterwerken der klassischen Musik
Podcaster
Episoden
16.02.2023
11 Minuten
Er hätte einen Schlussstrich unter seine noch junge Karriere ziehen
und von seinen Renten leben können – sein Vater war einer der
«Barone» der österreichisch-ungarischen Eisen- und Stahlindustrie
–, doch Paul Wittgenstein beschloss, dass dieser verhängnisvolle
Tag im Ersten Weltkrieg, an dem sein rechter Arm an der polnischen
Front dem russischen Kugelhagel anheimfiel, nicht der Schlussakkord
seines Pianistenlebens sein sollte. Und so beschliesst er trotz
dieses Schicksals mit aussergewöhnlicher Demut, weiterzuspielen,
nur mit seiner linken Hand. Da ein solches Repertoire quasi nicht
vorhanden ist, setzt Wittgenstein sein Vermögen ein, um die grossen
zeitgenössischen Komponist*innen um ihre Unterstützung zu bitten.
Viele von ihnen machen sich mit Begeisterung ans Werk. Neben
Britten, Prokofjew, Strauss, Hindemith und Korngold gehört Maurice
Ravel zu denjenigen, die mit dem heute legendären Klavierkonzert
D-Dur für die linke Hand einen berühmten Beitrag leisten. Yuja Wang
wird uns hier ein wenig von Paul Wittgensteins Geschichte erzählen,
bevor es mit einem anderen Werk von Maurice Ravel, dem
Klavierkonzert in G-Dur – für beide Hände – weitergeht und uns nach
der Pause Tarmo Peltokoski und das Orchestre Philharmonique de
Radio France auf eine Entdeckungsreise durch eine imaginäre
Gemäldeausstellung mitnehmen.
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16.02.2023
9 Minuten
Khatia Buniatishvili, eine der «Lieblinge» und immer
wiederkehrenden Künstlerinnen des Festivals, lädt das Publikum zu
einem aussergewöhnlichen Klavierabend ins Festival-Zelt Gstaad ein.
Bei diesem Konzert konzentriert sich die Künstlerin nicht auf zwei
oder drei grosse Sonaten oder Zyklen, sondern knüpft ihr
thematisches Netz wie eine Miniaturmalerin oder Sterneköchin, indem
sie Geschmäcker und Farben, Stimmungen und Überraschungen
abwechselt und die Zuhörer*innen auf unerwartete Wege führt, Chopin
an Satie reiht und Couperin in einen Dialog treten lässt mit Bach,
neu interpretiert durch Liszt, wenn nicht sogar mit Liszt, neu
interpretiert durch Horowitz ... und sie selbst!
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16.02.2023
7 Minuten
Johannes Brahms hat sich stets in Demut geübt, sowohl gegenüber
seinen grossen Vorbildern (allen voran Bach) als auch gegenüber
seinesgleichen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Entstehungsprozess
seines Violinkonzerts, bei dem er, der doch kein Geiger, sondern
Pianist ist, mit einer grossen Portion Selbstverleugnung den klugen
(und manchmal strengen) Ratschlägen seines Freundes Joseph Joachim
folgt, um das Werk zu vollenden – mit dem bekannten Erfolg. Noch
heikler ist die grosse «Entblössung», die durch die Konfrontation
mit Beethovens (von vielen als unübertrefflich angesehenem)
Vermächtnis in den grossen klassischen Formen des Konzerts, des
Streichquartetts, vor allem aber der Sinfonie entsteht … oder wenn
die Demut den Ausdruck der eigenen Kreativität ausbremst. Trotz des
äusserst mühsamen Prozesses, der sich über 15 Jahre ziehen sollte,
stellt sich am Ende des Weges und der Mühsal der Erfolg ein, und es
ist tatsächlich eine Sinfonie von Brahms, auch wenn einige, wie der
Dirigent Hans von Bülow, ihm schmeicheln wollen, indem sie sie als
Beethovens Zehnte bezeichnen. Der Komponist ist bis an sein Ende
bescheiden geblieben und traf im Hinblick auf das Urteil der
Nachwelt entsprechende Vorsichtsmassnahmen, indem er sich nicht
gleich zu Beginn selbst in der Wiener «Löwengrube» präsentierte,
sondern die Uraufführung dem Dirigenten Felix Otto Dessoff und der
Grossherzoglich Badischen Hofkapelle Karlsruhe überliess.
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16.02.2023
12 Minuten
Die halbszenische Aufführung der Oper Tosca bildet für die
Musikerinnen und Musiker des Gstaad Festival Orchestra den
krönenden Abschluss ihrer reichhaltigen Sommersaison. Auf ein und
derselben Bühne mit einigen der herausragendsten Stimmen der
Gegenwart – wir dürfen uns schon auf Sonya Yonchevas «Vissi d'arte»
und Riccardo Massis «E lucevan le stelle» freuen – treffen sie hier
unter der fachkundigen Leitung von Domingo Hindoyan auf eines der
atemberaubendsten Dramen der Operngeschichte: die tragische Romanze
zwischen einer berühmten Sängerin und einem idealistischen Maler,
die in den Strudel grosser historischer Ereignisse in der
kurzlebigen Römischen Republik geraten, die von Napoleon nach der
Französischen Revolution errichtet wurde. Schnallen Sie sich an...
und holen Sie schon einmal Ihre Taschentücher heraus!
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16.02.2023
7 Minuten
Es ist kein Zufall, dass die Zweite eine der beliebtesten Sinfonien
von Mahler ist: Sie handelt von uns, von unserem Leben, von der
ständigen Spannung tief in unserem Inneren zwischen dem Diesseits
und dem Tod, dieser dunklen, untrennbaren Gegenseite ein und
desselben Wesens. Vom ersten Satz, dem Allegro maestoso der
«Totenfeier», bis zum Finalsatz der «Auferstehung», der darin
gipfelt, dass der Chor in einer Art Ode an die Freude mit Mahlers
Worten verkündet: «Sterben werd’ ich, um zu leben!», gelangt man
über das nach ländlicher Idylle klingende Andante moderato, den
«Schrei der Verzweiflung» des Scherzos und die feierliche
Schlichtheit des berühmten «Urlichts», bei dem die Altstimme
«plötzlich die ersten Sätze erhellt» (so drückte es der Komponist
selbst aus), und durchläuft auf diese Weise alle Zustände und
Rätsel unserer Existenz, mitgerissen vom Strom dieser absolut
unwiderstehlichen sinfonischen und Chorkomposition. Eine echte
Herausforderung für das Gstaad Festival Orchestra und seinen
Dirigenten Jaap van Zweden, die auf ihrer Odyssee von erstklassigen
Solist*innen und Chorsänger*innen begleitet werden.
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Über diesen Podcast
Herzlich Willkommen zum Podcast von Gstaad Menuhin Festival &
Academy! Hier werden die Geschichten zur Musik hörbar: Wer waren
die Komponistinnen und Komponisten, die so einzigartige
Meisterwerke geschrieben haben? Welche Lebensumstände waren prägend
für die beim Festival gespielten Werke? Dafür spricht der Podcast
über Zeiten, in denen so eindrucksvolle Musik geschrieben wurde,
dass uns noch heute der Atem stockt, wenn wir sie hören – und so
manche Geschichte aus dem Konzertsaal wird auch erzählt. Gstaad
Menuhin Festival & Academy ist seit seiner Gründung im Jahr
1957 zu einem der grössten Musikfestivals Europas geworden und
nimmt sein Publikum jeden Sommer mit auf eine musikalische Reise
durch die Zeit. Mit dem Gstaad Menuhin Festival Podcast können Sie
sich schon jetzt auf das besondere Konzerterlebnis inmitten der
Schweizer Alpen vorbereiten! Sprecher: Christoph Betulius Autor:
Antonin Scherrer Bearbeitung: Michael Poganiatz Produzent: Max
Frankl
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