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11.11.2022
9 Minuten
Kants ‚Kritik der reinen Vernunft‘ ist wie eine Landvermessung.
Unterschieden wird das feste Land von dem ihm umgebenden Meer der
Transzendenz. Es kann nicht nach den Kategorien erkannt, wohl aber
gedacht werden. Die „Erschleichung“ der traditionellen Metaphysik
sieht Kant darin, dass Aussagen über endliche Sachverhalte und über
Transzendenz in ein und derselben Schlussfolgerung miteinander
verbunden werden. Die Abschlussgedanken der „Metaphysica
generalis“: Gott, Freiheit, Unsterblichkeit der Seele können nicht
zur Erweiterung der theoretischen Erkenntnis verwendet werden. Sie
sind aber Postulate: theoretische Grundsätze, die als
Orientierungen der praktischen Vernunft und Sinnhorizonte
menschlichen Lebens bedeutsam bleiben. Überaus bedeutsam wurde
Kants Destruktion des „ontologischen Argumentes“ Anselms von
Canterbury für das Dasein Gottes. Da „Sein kein reales Prädikat“
sei, fügt die behauptete Existenz dem Begriff Gottes nichts hinzu.
Daraus folgt aber keineswegs ein Atheismus, sondern ein der Abgrund
der Vernunft, dass die Existenz des höchsten Wesens ebenso
denkmöglich ist wie seine Nicht-Existenz. Kant zieht daraus die
Konsequenz, das Wissen einzuschränken, um dem Glauben Platz zu
geben.
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08.11.2022
9 Minuten
Kant nennt seine ‚Kritik der reinen Vernunft‘ einen Traktat. Dies
ist nicht nur mit „Abhandlung“ wiederzugeben, sondern auch mit
Vertrag. Die juristische Sprache wird im Begriff der „Deduktion“
besonders wesentlich. Kategorien werden deduziert, d.h. in ihrer
Rechtmäßigkeit angezeigt. Die metaphysische Deduktion folgt der
Logik. Die „Vollständigkeit der Kategorientafel wird aus den Formen
des logischen Urteils gewonnen. Es muss sich aber die
„transzendentale Deduktion“ anschließen. Sie begründet diese
Aussagen auf das „Ich denke, das alle meine Vorstellungen muss
begleiten können“. Nur im „Ich denke“ haben diese Vorstellungen
ihre Einheit.
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04.11.2022
9 Minuten
Kant bahnt in seinem Hauptwerk ‚Kritik der reinen Vernunft‘
(A-Auflage 1781, B-Auflage 1787) den dritten Weg jenseits von
Dogmatismus und Kritizismus, indem er Sinnlichkeit und Verstand in
ihrem grundlegenden Wechselverhältnis zeigt. Dies bedeutet nach
„synthetischen Urteilen apriori“ zu fragen: es sind Urteile, in
denen das Prädikat wesentliche Momente zum Subjekt hinzufügt und
die sich dadurch von den tautologischen Aussagen der Logik
unterscheiden. Die kategoriale Erkenntnis ermöglicht erst einen
geordneten Zugang zur Welt. Sie ist allerdings auf Raum und Zeit
bezogen, auf die Erscheinung der Welt. Raum und Zeit sind
transzendentale Anschauungsformen, die aller Erfahrung vorausgehen
und nur innerhalb ihrer Grenzen ist Erkenntnis möglich. Denken
reicht allerdings weiter und eröffnet auch den Bereich der
Transzendenz.
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31.10.2022
12 Minuten
Es gibt wenige so grundsätzliche Weichenstellungen in der
Philosophie wie bei Kant. Zu Recht setzt man ihn Platon an die
Seite. Kant geht vom „Dogmatismus“ der rationalen Metaphysik
einerseits (Leibniz, Wolff), vom Skeptizismus und Empirismus Humes
andrerseits aus. Sie verhalten sich wie die zwei entgegengesetzten,
doch tödlichen Felsen der ‚Odyssee‘, Skylla und Charybdis, zu
einander. Nur in dritter, ein kritischer Weg ist möglich. Diesen
wird Kant exemplarisch zeigen. Die große Aufgabe: Nicht nur eine
Physik des menschlichen Geistes zu untersuchen wie Hume es tat,
sondern eine „Metaphysik der Metaphysik“ zu entwickeln. Denn der
Mensch hat eine Naturanlage zur Metaphysik: Die endliche Vernunft
stellt unendliche Fragen. Dies führt zu bleibenden Asymmetrien
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06.10.2022
11 Minuten
Die französische Aufklärung war vielstimmig, gelehrt, streckenweise
radikal. Montesquieu studierte die Sitten der Menschen und
entwickelte das Prinzip der Gewaltenteilung weiter; die
Enzyklopädisten ordnen und sammeln das Wissen der Welt; der
Materialismus von Helvetius und dem Baron Holbach sieht den
menschlichen Körper als Mechanismus an, den Geist als empirisches
Phänomen. Gott wird diesen Aufklärern zu einer „viel zu starken
Hypothese“. Condorcet träumt von der Planbarkeit der Zukunft. Zu
all dem setzt Rousseau einen Gegenakzent: Der Fortschritt der
Wissenschaften und Künste verbessert den Menschen nicht. Reden über
Tugend zeigt die Entfernung von konkreter Tugend. Kann in der
Zivilisation der Naturzustand weiterwirken? Durch seinen ‚Contrat
social‘ bemüht sich Rousseau genau darum.
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Harald Seubert
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