Podcaster
Episoden
18.08.2006
16 Minuten
Im »Phaidros«, einem der schönsten Dialoge Platons, hält Sokrates
eine lange Rede über die Seele und den Eros: Nachdem sein
Gesprächspartner Phaidros eine Rede des Logographen Lysias
vorgelesen hatte, in der die Liebe als etwas Schädliches für den
Geliebten zur Darstellung kommt, hat sich Sokrates ebenfalls zu
einem Frevel gegen den Eros hinreißen lassen. Mit seiner zweiten
Rede nun, der sogenannten Palinodie (svw. »Widerruf«), soll dieser
Frevel wiedergutgemacht werden. Die Liebe, welche dort als ein
göttlicher Wahnsinn vorgestellt wird, der alle gewohnten Bezüge
verwandelt, kann jedoch erst dann richtig verstanden werden, wenn
zuvor das Wesen der Seele behandelt worden ist; hier beginnt der
von uns ausgewählte Text (245c-249d), dessen Übersetzung aus dem
Altgriechischen von Manuel Schölles besorgt wurde.
Wie in unserer Einführung zu lesen ist, haben wir die Idee zur
Federlese in besonderer Weise dem »Phaidros« zu verdanken;
nicht nur die gefiederte Seele des Philosophen, sondern auch die
von Platon noch tief empfundene Skepsis gegenüber der
Schriftlichkeit, die in dem platonischen Dialog zum Ausdruck kommt,
haben uns zu diesem Podcast-Projekt inspiriert. Nun soll der
»Phaidros« am Ende (und Höhepunkt) unserer Bemühungen stehen.
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01.07.2006
17 Minuten
Als »die Kunst, die Rede eines andern richtig zu verstehen« (HL
7/8) faßt der Theologe Friedrich Schleiermacher den Begriff der
allgemeinen Hermeneutik, welche von ihm zuerst entwickelt wurde.
Schleiermacher hat seine hermeneutischen Arbeiten zu Lebzeiten nie
veröffentlicht; erst 1836 wurden sie unter Zuhilfenahme von
Vorlesungsmitschriften von seinem Schüler Friedrich Lücke unter dem
Titel »Hermeneutik und Kritik mit besonderer Beziehung auf das Neue
Testament« herausgegeben.
Unser Passus über die psychologische Auslegung stammt aus
der Vorlesung von 1832. Danach spielt die Intention des Autors eine
wesentliche Rolle beim Verstehen eines Textes, insbesondere der
»Gedankencomplexus als Lebensmoment eines bestimmten Menschen« (HL
148). Schleiermacher unterscheidet zwischen der rein
psychologischen Aufgabe und der technischen; letztere ist weiter in
Meditation (das Erfassen des Entschlusses) und
Komposition (die Gestaltung des Gedankenkomplexes)
eingeteilt, während sich die rein psychologische Seite auf den
Grundgedanken eines Werkes »aus der persönlichen Eigentümlichkeit
des Verfassers« (HL 157) bezieht.
Wir haben für diese Sendung bewußt einen technischeren Text
ausgesucht, als Sie es vielleicht von uns gewohnt sind, dies jedoch
im Sinne einer Bereicherung unseres Programms.
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21.05.2006
13 Minuten
Friedrich Schillers Briefe »Über die Ästhetische Erziehung des
Menschen«, erschienen 1795, sind eine frühe Auseinandersetzung mit
den Konsequenzen der Französischen Revolution, der Aufklärung und
der Technisierung, Entwicklungen also, die in vielerlei Hinsicht
die Gesellschaft aus den Fugen zu bringen drohen. Eine Besinnung
auf die Schönheit unter Aufnahme wesentlicher Gedanken Immanuel
Kants ist der Versuch, Möglichkeiten für ein gutes, gefügtes Leben
in neuer Zeit auszuloten, dessen Gründung eben nur in einer
»ästhetischen Erziehung« des Menschen liegen kann.
Der hier vorgelesene 15. Brief mit dem im Schillerjahr viel
zitierten Homo-ludens-Satz und Schillers zentraler
Bestimmung des Schönen ist nicht nur bei Hölderlin und Hegel
wirkungsmächtig geworden, sondern bildete auch eine wichtige
Grundlage für Wilhelm von Humboldts Bildungsreformen, deren
kulturgeschichtlicher Hintergrund und Sinn besonders inmitten der
heutigen Bildungsdebatten und Universitätsreformen aufs Neue
verstanden werden will.
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22.04.2006
2 Minuten
Friedrich Nietzsche weiß, dass auch Philosophen und Schriftsteller
nur menschlich, allzumenschlich sind. Entsprechend lakonisch
handelt er die Dichter und Denker in seiner 1878 erschienenen
Aphorismensammlung ab. Denn »der beste Autor wird der sein, welcher
sich schämt, Schriftsteller zu werden.«
Literaturnachweis:
F. Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches, hrsg. v. Giorgio
Colli u. Mazzino Montinari, Berlin/New York 1999, 163-4 (KSA 2).
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08.04.2006
9 Minuten
Der Schluß von Arthur Schopenhauers Hauptwerk »Die Welt als Wille
und Vorstellung« (1818), das Kapitel Bejahung und Verneinung des
Willens zum Leben, befaßt sich mit den radikalsten Konsequenzen
seiner Philosophie des Willens; zum einen wird die endgültige
Überwindung, und das heißt Verneinung des Willens zum Leben als der
finale Schritt des Menschen auf dem Wege der Erkenntnis,
dargeboten. Ihm voraus geht die Einsicht, daß das Leben, solange es
sich als Wille zu verwirklichen drängt, immer wesenhaft vom
rastlosen Leiden einer »nie befriedigten und nie ersterbenden
Hoffnung« bestimmt ist. Somit liegt in seiner Überwindung die
einzige Möglichkeit eines wahren, heiteren Friedens, »der höher ist
als alle Vernunft«.
Zum anderen jedoch, und das ist die Kehrseite der Medaille, bedenkt
und nennt Schopenhauer dasjenige, was hinter der Überwindung des
Willens liegt, das von den Indern das Brahm und den
Buddhisten Nirvana Geheißene, auf neue, pointierte Art: denn
es ist dort weiter nichts zu finden als eben – Nichts.
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Über diesen Podcast
Philosophie für das Ohr - Klassische Texte deutscher Philosophen
wieder zum Klingen gebracht, gelesen von Fee.
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