Auf den Tag genau
Der Podcast mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Welt vor hundert Jahren
Podcaster
Episoden
10.12.2025
12 Minuten
Vom sogenannten Münchener Dolchstoßprozess haben wir in diesem
Podcast bereits am 31. Oktober berichtet: Martin Gruber,
Chefredakteur der sozialdemokratischen Münchener Post, hatte die
Süddeutschen Monatshefte wegen der Verbreitung der Dolchstoßlegende
der Geschichtsverfälschung bezichtigt, woraufhin deren Herausgeber
Paul Nikolaus Cossmann Gruber verklagte. Politisch eingefärbte
Urteile in solchen Verfahren waren in Weimarer Tagen keine
Seltenheit, der Münchener Richterspruch ging jedoch als besonders
bizarr in die deutsche Rechtsprechung ein. Zwar konstatierte er in
Cossmanns Argumentation zahlreiche historische Irrtümer und
sachliche Fehler. Da dies jedoch keine aktive Verfälschung der
Geschichte darstelle, verurteilte er Gruber dennoch zu einer
Geldstrafe von 3000 Reichsmark. Auch schon der Hamburger Anzeiger
vom 10. Dezember 1925 kommentierte das Urteil einigermaßen
verständnislos, wie wir gleich von Frank Riede erfahren werden. Ein
Nachtrag noch zur Personalie Cossmann: Diesem sollte sein
energischer Kampf gegen die Republik später unter den Nazis ebenso
wenig helfen wie seine frühe Konversion vom Judentum zum
Christentum 1905. Er wurde 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert,
wo er im selben Jahr im Krankenhaus verstarb.
Mehr
10.12.2025
12 Minuten
Vom sogenannten Münchener Dolchstoßprozess haben wir in diesem
Podcast bereits am 31. Oktober berichtet: Martin Gruber,
Chefredakteur der sozialdemokratischen Münchener Post, hatte die
Süddeutschen Monatshefte wegen der Verbreitung der Dolchstoßlegende
der Geschichtsverfälschung bezichtigt, woraufhin deren Herausgeber
Paul Nikolaus Cossmann Gruber verklagte. Politisch eingefärbte
Urteile in solchen Verfahren waren in Weimarer Tagen keine
Seltenheit, der Münchener Richterspruch ging jedoch als besonders
bizarr in die deutsche Rechtsprechung ein. Zwar konstatierte er in
Cossmanns Argumentation zahlreiche historische Irrtümer und
sachliche Fehler. Da dies jedoch keine aktive Verfälschung der
Geschichte darstelle, verurteilte er Gruber dennoch zu einer
Geldstrafe von 3000 Reichsmark. Auch schon der Hamburger Anzeiger
vom 10. Dezember 1925 kommentierte das Urteil einigermaßen
verständnislos, wie wir gleich von Frank Riede erfahren werden. Ein
Nachtrag noch zur Personalie Cossmann: Diesem sollte sein
energischer Kampf gegen die Republik später unter den Nazis ebenso
wenig helfen wie seine frühe Konversion vom Judentum zum
Christentum 1905. Er wurde 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert,
wo er im selben Jahr im Krankenhaus verstarb.
Mehr
09.12.2025
13 Minuten
Der Aufschwung des alpinen Skisports zu einem Massenvergnügen wird
gemeinhin in den Nachkriegsjahrzehnten verortet; zwischen 1950 und
1975 soll die Zahl der Skifahrer weltweit von 5 Millionen auf 35
Millionen hochgeschnellt sein. Wie so vieles hatte indes auch diese
Entwicklung offensichtlich eine Vorgeschichte in den 1920er Jahren,
die, scheint es, sogar bis in norddeutsche Tieflande ausstrahlte.
Warum sonst hätte der Hamburger Anzeiger vom 9. Dezember 1925 sonst
seine Leserschaft so ausführlich über neue Trends des Skikurs- und
Skischulwesens in den Alpen informieren sollen? Auch schon damals,
erfahren wir, scheinen soziale Gesichtspunkte beim Ausflug in die
verschneiten Berge nicht völlig nachrangig gewesen zu sein, und
auch schon damals sehnte sich manch Snob nach den ruhigeren
früheren Zeiten auf den Hängen und Pisten zurück. Rosa Leu hat sich
für uns auf die Bretter gestellt.
Mehr
08.12.2025
10 Minuten
Als Franz Kafka am 3. Juni 1924 starb, war er, trotz immerhin 46
Publikationen zu Lebzeiten, ein der Literaturwelt weithin
unbekannter Autor. Außer seinem Freund und Nachlassverwalter Max
Brod hatte kaum jemand in Kafka den Jahrhundertkünstler erkannt,
als der er später posthum auf dem Parnass einzog, und so darf der
Artikel eines Autors namens Heinrich Dreyfuß, den wir in den
Altonaer Nachrichten vom 8. Dezember 1925 fanden, wohl als echte
Entdeckung gelten. Dreyfuß, über dessen Person wir leider keine
belastbaren Erkenntnisse einzuholen vermochten, empfiehlt Kafka
nicht einfach als Geheimtipp einem neugierigen Publikum; er stellt
ihn unumwunden in Reihe mit Granden der deutschen
Literaturgeschichte wie Goethe und E.T.A. Hoffmann. Dass auch ein
Jakob Wassermann in dieser Reihe auftaucht, mag ebenso überraschen
wie der Vergleich Kafka’scher Syntax mit gotischer
Sakralarchitektur – interessant, ja brisant ist Dreyfuß‘ Argument
allemal. Frank Riede stellt es uns vor.
Mehr
07.12.2025
7 Minuten
Auf eine organisierte Form von Tierschutz stößt man in den 1920er
Jahren, jedenfalls vermittelt durch die von uns rezipierten
Tageszeitungen, eher noch nicht. Dass es, nun ja, kulturelle
Traditionen gab, die die Würde der Kreatur zutiefst verletzten –
dieses Gefühl war indes offenbar schon verbreitet, wobei die
Haltung zu dieser Problematik, bedingt eben durch diese
unterschiedlichen Traditionen, von Region zu Region, Land zu Land
stark divergierte. Der Wandsbeker Bote blickt in seiner Ausgabe vom
7. Dezember 1925 relativ verständnislos nach England, wo man zwar
Spanier und Franzosen den Stierkampf verübelte, selbst aber
ungeniert zu Tierjagden und -hetzen blies und die Tierquälerei
dabei auch noch durch flankierende Wettspiele verschlimmerte. Frank
Riede berichtet von sadistischen Praktiken, die teilweise auch
heute noch nicht ausgestorben sind. Rosa Leu ist leider aktuell
verhindert und wird erst ab dem 9.12. wieder lesen.
Mehr
Tipp der Redaktion
Der Podcast "Auf den Tag genau" liest Zeitungsmeldungen von vor 100 Jahren vor. Welche Probleme beschäftigten die Menschen damals? Manche Meldungen wirken fremde, andere aber auch allzu vertraut. Viel Spaß mit den tagesaktuellen Nachrichten von 1922.
Über diesen Podcast
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich
einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100
Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin
von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem
Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist,
als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt
vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der
Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus
Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT
STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung
Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase
des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt
für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
Kommentare (0)