Musikhistorischer Krimi von ARD
Putin nutzt klassische Musik als Bühne für seine Polit-Propaganda
ARD-Kultur lanciert einen neuen Doku-Podcast: ‘Klang der Macht – Dresdens Freiheitskampf & Putins Kulturagenda’. Der Podcast deckt auf, wie Putin klassische Musik für politische Propaganda nutzt.
In sechs Folgen beleuchten der Musikjournalist Axel Brüggemann und die Journalistin Jeanny Wasielewski die komplexe Verbindung zwischen Politik und Kultur. Im Mittelpunkt stehen zwei Erzählstränge: Zum einen der wachsende Einfluss Wladimir Putins auf europäische Kulturinstitutionen. Zum anderen eine historische Opernaufführung an der Dresdner Semperoper im Herbst 1989.
Zum 40. Jahrestag der DDR, inszenierte nämlich die Regisseurin Christine Mielitz Beethovens „Fidelio“, das Bühnenbild erinnerte dabei an ein DDR-Gefängnis. Ein Schrei nach Freiheit, der gleichzeitig auch auf den Straßen Dresdens widerhallte, wo die Menschen gegen das Regime demonstrierten. Ein einmaliger Moment, in dem Kunst und Wirklichkeit miteinander verschmolzen.
Recherche dauert sieben Jahre
Brüggemann und Wasielewski tauchen tief in die DDR-Geschichte ein. Sie sprechen mit Zeitzeugen wie der Opernregisseurin Christine Mielitz, dem ehemaligen Dresdner Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer, führen eines der letzten Interviews mit dem damaligen Dresdner SED-Bezirkschef Hans Modrow und recherchieren im Stasi-Archiv. Um Putins politische Entwicklung einzuordnen, sprechen sie unter anderem mit dem Investigativ-Journalisten Frederik Obermaier, der die Recherchen zu den Panama Papers mitinitiierte, sowie mit dem langjährigen Moskau-Korrespondenten Manfred Quiring.
Verknüpfung von Dresdens Freiheitskampf und Putins Kulturagenda
Der US-Podcast Wind of Change brachte Axel Brüggemann auf die Idee, mit der Recherche zu beginnen. Dieser handelt von der absurden These, dass der US-Geheimdienst CIA den gleichnamigen Song der Scorpions in Auftrag gegeben habe. Gleichzeitig kam Brüggemann zu Ohren, wie 1989 während der Inszenierung der Befreiungsoper Fidelio in der Semperoper, draußen Menschen für Demokratie und Menschenrechte protestierten. Brüggemann begann, über die Bedeutung der Kultur in russischen Netzwerken zu recherchieren.
Er stieß dabei auf die Rolle von Hans-Joachim Frey, der Putin 2009 einen Orden verlieh. Der damalige Opernball-Intendant gilt als Schlüsselfigur in dem internationalen Netzwerk, das im Namen Putins mit klassischer Musik Polit-Propaganda betreibt. „All das war so abenteuerlich, dass ich Jeanny angerufen habe – und wir haben das Gedanken-Experiment einfach verfolgt. Damals hatte die Großoffensive Russlands auf die Ukraine noch gar nicht stattgefunden – sie hat der Recherche dann um so mehr Brisanz gegeben“, sagt Brüggemann zu seinen Beweggründen für den Podcast.