Podcasts ohne Seele?
Alle Podcasts sollen aus der KI kommen
Das Startup Inception Point AI lässt wöchentlich Tausende Podcast-Episoden von KI produzieren. Gründerin Jeanine Wright ist überzeugt, KI wird zum Standardwerkzeug der Content-Erstellung. Diese Aussage darf auch kritisch betrachtet werden.
Podcasts ohne menschliche Hosts? Das Startup Inception Point AI produziert über 4000 Podcasts und erreicht damit über 10 Millionen Menschen – ohne je einen Menschen vor das Mikrophon zu stellen. Jeanine Wright, CEO von Inception Point AI, sagt im Gespräch mit James Cridland im Podcast Podnews Weekly Review: „Ich veröffentliche 3.000 Episoden pro Woche und habe acht Leute im Team. In weniger als 12 Monaten wird KI das Standardwerkzeug zur Erstellung von Inhalten sein.“ Damit entfacht sie eine Debatte über die Zukunft der Podcast-Welt.
Quantität vor Qualität?
Kann die Qualität der Inhalte gewährleistet werden, wenn die Erstellung der Inhalte automatisiert ist? Wright gibt im Interview zu, es sei unmöglich, sich alle Inhalte anzuhören. Doch politische und nachrichtliche Inhalte würden vor der Veröffentlichung einer menschlichen Kontrolle durchzogen werden. Ihr und ihrem Team sei bewusst, dass KI nicht immer in der Lage ist, die nötige "Sensibilität" aufzubringen.
Nichtsdestotrotz sieht Wright die KI-Produktion als unumgängliches Zukunftsmodell: „Traditionelle Modelle haben hohe Kosten für Produktion, Marketing und Distribution. Das hat dazu geführt, dass viele Unternehmen wie Stitcher oder Wondery keine nachhaltigen Geschäftsmodelle finden konnten.“
Skepsis gegenüber KI
Tom Webster, Audio-Analyst bei Sounds Profitable, gibt einen Einblick in zwei Studien, die sich auch mit Podcasts und KI-Stimmen befassen. Aus den studienergebnissen schließt er auf eine Skepsis unter Akademikern gegenüber KI-produzierten Inhalten. KI gefährdet insbesondere Jobs mit höherem Bildungsgrad, was Webster zu der Vermutung führt, Akademiker könnten der Technologie insbesondere deshalb skeptisch gegenüberstehen. „Wer mit KI-gesprochenen Podcasts erfolgreich sein will, braucht daher nicht nur perfekte Umsetzung, sondern auch eine Strategie, wie man dieser Skepsis begegnet“, sagt er.
Der Wunsch nach einer Zukunft voller KI-Podcasts
Egal ob KI als Bedrohung oder Chance gesehen wird, KI-Stimmen haben bereits einen festen Platz in der Podcast-Welt. Wrights Aussage, dass KI zum Standardwerkzeug wird, darf durchaus ernst genommen werden. Obwohl nicht alle Inhalte automatisiert von KI erstellt werden, dient sie heutzutage vielen Produzenten als Hilfsmittel. Gleichzeitig darf Wrights Prognose aber auch kritisch betrachtet werden - schließlich steht sie selbst an der Spitze eines Unternehmens, das ausschließlich von KI-Content lebt. Ihre Prognose ist somit womöglich auch Ausdruck eines Wunsches.