Klosett-Klausur im Sommerloch

Die Klausurtagung im Porzellan-Palast beginnt, wie sie enden
wird: mit einem Drama. Ein ohrenbetäubender Spül-Tsunami mit
alpinem Hall erschüttert die heiligen Kacheln. „Bei allen Göttern
der Entkalkung, Peter!“, lamentiert Manuel. „Du unterbrichst
meine transzendentale Kanal-Kommunikation! Ich versuche hier, die
akustische Signatur des Siphons zu deuten, und du spielst
‚Untergang der Titanic‘!“


Peter, unbeeindruckt, fordert verwertbare Sommerloch-Themen. Das
Einzige, was er zu bieten hat: eine Beobachtung von gestern, als
das notorisch kriminelle Eichhörnchen, bekannt als „Freifräulein
Fritzi“, einer Rentnerin eine ganze Packung Vanillekipferl vom
Rollator entwendete.


Peter, der die Absurdität kaum noch fassen kann, vollzieht einen
diagnostischen Kontroll-Druck auf den Spülhebel. Doch statt eines
reinigenden Sturzes ertönt nur ein trauriges, asthmatisches
Röcheln. Die Leitung verstummt. Ein Verrat.


Für Manuel ist dies kein Defekt, sondern eine Offenbarung. „DAS
IST ES!“, proklamiert er mit der Inbrunst eines Propheten. „Wir
senden live! Ein sanitärer Exorzismus! Peter, du bist jetzt unser
Krisenreporter im Epizentrum der feuchten Apokalypse! Berichte!
Was sind die Frequenzen?“


Peter blickt in die Tiefen der Keramikschüssel, als würde er die
Zukunft deuten. „Die Frequenzen“, sagt er mit todernster Stimme,
„sind... mau.“


„GENIAL!“, jubelt Manuel. „Wir sind durch den Abfluss des Alltags
getaucht und als reinere Ideen wieder aufgestiegen! Das ist ‚Hose
runter‘ in seiner reinsten Form!“ Er greift zur leeren
Klopapierrolle, dem Zepter ihrer Macht, und stößt einen
schrillen, triumphalen Ton aus, der das Versagen der Zivilisation
und den Beginn ihrer besten Sendung aller Zeiten markiert.