Das kosmische Gleichgewicht

Das kosmische Gleichgewicht

Wie durch ein Wunder ist das Stromnetz immer ausgepegelt. Aber hinter dem Wunder steckt ein komplizierter Mechanismus aus Markt und Physik.
45 Minuten

Beschreibung

vor 6 Monaten
Kosmische Kräfte streben nach Gleichgewicht. In kommunizierenden
Röhren ist der Wasserstand immer gleich hoch. Beim Ying und Yang
ergänzen sich „Gut“ und „Böse“ zu einem harmonischen Saldo, der
irgendwie ganz okay ist. Und die arg strapazierte
„Work-Life-Balance“ sagt aus, dass Arbeit allein nicht glücklich
macht. Nur Freizeit allerdings auch nicht. Allerdings muss man
diesen Gesetzen manchmal auf die Sprünge helfen. Das ist zum
Beispiel beim Stromnetz der Fall, bei dem Strom-Angebot und
Strom-Nachfrage immer schön auf der Frequenz 50 Hertz ausbalanciert
sein müssen, sonst droht ein Stromausfall. Doch wie stellt man
dieses Gleichgewicht eigentlich her? Zwischen dem Handel mit Strom
und anderen Produkten wie zum Beispiel Tomaten gibt es einen
entscheidenden Unterschied. Ist im Supermarkt die Auslage leer,
dann hat man eben Pech gehabt. Man geht dann woanders einkaufen
oder wartet auf den nächsten Tag. Und umgekehrt: wenn die
Tomatenauslage bei Geschäftsschluss immer noch gefüllt ist, dann
wandern die Tomaten eben ins Kühllager und werden am nächsten Tag
verkauft. Beim Strom geht das nicht. Strom ist ein Produkt, das man
nicht lagern kann. Es muss zu jeder Sekunde genauso viel Strom
erzeugt werden wie verbraucht wird. In ganz Europa, weil alle
Länder miteinander vernetzt sind. Und die Übertragungsnetzbetreiber
achten darauf, dass das Saldo stimmt. Gradmesser dafür ist die
Frequenz 50Hertz. Wie das genau funktioniert, dieses Austarieren
von Angebot und Nachfrage, das bespreche ich in dieser Folge mit
meinen Kollegen Vivien Bensch und Christian Linnemann. Die eine ist
Expertin für das sogenannte Bilanzkreismanagement, der andere
Experte für Regelenergie bei 50Hertz. Für das Ausgleichen der
Strommengen ist in erster Linie der Markt selbst verantwortlich.
Jeder Stromzähler ist einem sogenannten Bilanzkreis zugeordnet.
Jeder Bilanzkreis hat einen Bilanzkreisverantwortlichen. Und jeder
Bilanzkreisverantwortliche muss einen Vertrag mit dem für ihn
zuständigen Übertragungsnetzbetreiber abschließen. Darin
verpflichtet er sich, die Menge Strom, die er dem System entnimmt,
durch Kauf oder Produktion auszugleichen. Diese Bilanz wird rund um
die Uhr im 15-Minuten-Takt fortgeführt. Ist die eigene Bilanz nicht
ausgeglichen, müssen sogenannte Ausgleichsenergiezahlungen
geleistet werden. Ergibt sich aus dem Saldo aller Bilanzkreise ein
Plus oder Minus, also ein Zu-viel oder Zu-wenig Strom im Netz,
setzt permanent eine Kaskade physikalischer Maßnahmen ein, die
sogenannte Regelleistung. Was vorher nur als rechnerische Bilanz
existierte, wird nun innerhalb von Millisekunden bis Minuten zu
echtem Strom. Regelleistung ist also der physikalische
Stromausgleich. Ausgleichsenergie ist die kaufmännische Abrechnung.
Mehr Informationen: https://www.regelleistung.net/de-de/Grundlagen
https://www.50hertz.com/Vertragspartner/Bilanzkreiskunden
Impressum:    Der Podcast „Strom zum Anfassen“ ist eine Produktion
von Klangkantine Studios im Auftrag von 50Hertz.     50Hertz
Transmission    Bereich Kommunikation & Politik    Heidestraße
2    10557 Berlin   http://www.50hertz.com/  podcast@50hertz.com   

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