Festung Europa vor der Haustür – Alice über Grenzgewalt, politischen Stillstand und gelebte Solidarität auf Lesbos

In dieser Folge spreche ich mit Alice, die seit 2015 auf Lesbos
lebt – einem Ort, der zum Symbol für das politische Versagen
Europas geworden ist. Was damals mit spontaner Solidarität begann,
ist heute ein Ort systematischer Abschreckung und Grenzgewalt. Seit
Jahren erleben wir, wie sich die EU und der griechische Staat aus
der Verantwortung ziehen, Rechte aushöhlen, Zuständigkeiten
abschieben und ihre Grenzpolitik in einen menschenrechtlichen
Ausnahmezustand verwandeln. Alice hat all das miterlebt – zuerst
als Helferin bei Borderline Europe, wo sie Geflüchtete direkt nach
ihrer Ankunft unterstützte, heute als Projektleiterin des Welcome
Office, das Familien aus den Camps Wohnraum in Mytilini vermittelt
und sie beim Kampf gegen ein feindliches bürokratisches System
begleitet. Während Europa weiter Mauern baut, kämpfen sie und ihr
Team für ein Minimum an Würde. Gleichzeitig hat Alice auf Lesbos
ein Zuhause gefunden. Sie hat hier eine Familie gegründet, lebt mit
ihrem Mann und ihren Kindern auf der Insel – mitten im
Spannungsfeld zwischen Alltag und Ausnahmezustand. Wir sprechen
über die Realität eines Lebens zwischen Familienleben und
Grenzgewalt, zwischen Kindergarten und Krisenpolitik. Ein Gespräch
über Durchhalten, Verantwortung und das ständige Gefühl, zu wenig
zu tun – in einem System, das von Anfang an nicht helfen wollte.
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