Wortschatz: A_Ambiguitätstoleranz

Wortschatz: A_Ambiguitätstoleranz

Begriffe kurz erklärt
5 Minuten

Beschreibung

vor 8 Monaten
Weiter geht's mit dem neuen Tauziehen-Format! Nico und Nina
bereiten euch kleine Wortschatz-Häppchen vor. Nach unserem Start
mit dem Begriff Demonstrationen, bringen wir jetzt noch etwas mehr
Struktur rein. Es folgt A wie Ambiguitätstoleranz. In wenigen
Minuten erfahrt ihr mehr zu diesem komplexen Wort und was es mit
unserer Demokratie und auch dem Sport zu tun hat. Wenn ihr die
Folge nachlesen wollt, findet ihr hier das Text-Manuskript. Weiter
unten sind dann, wie immer, Links zu weiteren Informationen
zusammengestellt. Und, wie gefällt es euch? Text-Manuskript: A wie
Ambiguitätstoleranz Wow. Was für ein Wort, das spreche ich jetzt
kurz nochmal ganz langsam aus Ambi-Gui-Täts-Tole-Ranz. So sperrig
das klingt, so wichtig ist das, was hinter diesem Wort steht. Lasst
uns den Begriff mal auseinandernehmen. Fangen wir hinten an
„Toleranz“ das ist ein Wort, dass viele von uns kennen. Toleranz
ist kurz gesagt die Eigenschaft von Menschen Umstände, Haltungen
oder auch Meinungen auszuhalten oder zu dulden. Ambiguität
bedeutet, dass Dinge uneindeutig oder vage sein könne.
Ambiguitätstoleranz ist also die Fähigkeit von Menschen mit
Unklarheiten, Mehrdeutigkeiten oder Widersprüchen umzugehen. Der
Begriff kommt aus der Psychologie und die Fähigkeit wurde ca. 1949
von der Sozialpsychologin Else Frenkel-Brunswick in Studien
nachgewiesen. Warum der Begriff heute noch wichtig ist, erschließt
sich, wenn man sich die Debattenkultur und die politischen
Veränderungen in unserer Gesellschaft anschaut. Insbesondere
populistische und extreme Bewegungen und Parteien versuchen mit
einfachen Antworten auf komplexe Fragen zu punkten und den Diskurs
zu bestimmen. Dabei treffen sie aktuell auf eine Gesellschaft, die
durch viele Krisen und systemische Ungleichheiten verunsichert ist.
Das ist derzeit sehr gefährlich. Denn Menschen, können auf
Ambiguität in Politik und Gesellschaft reagieren, indem sie
niemandem mehr ihr Vertrauen schenken und dadurch ihr ganz eigenes
Weltbild aufrechterhalten. Also glauben sie beispielsweise an
Verschwörungserzählungen, die ihre eigene Meinung widerspiegeln.
Oder sie delegitimieren Fakten, die dieser Meinung entgegenstehen.
Im Umgang mit Ambiguität geht es sozusagen darum das Risiko zu
vermeiden, das Ergebnis einer Situation nicht schon im Voraus zu
kennen. Vermeintliche Eindeutigkeiten helfen dann dabei die Lage
einzuschätzen. Wenn man sich aber nur auf diese Stereotypen
Einschätzungen verlässt, läuft man Gefahr diskriminierende oder
ausgrenzende Denkweisen zu nutzen. Dadurch beschränken sich
Menschen, die wenig Ambiguitätstoleranz zeigen, selbst. Denn wir
kennen es doch auch aus dem Sport, die Aufregung vor einem
Wettkampf oder die Vorfreude vor einem Spiel ist so groß, weil man
nicht genau weiß, wie es ausgeht. Der Underdog kann immer gewinnen.
Je eindeutiger der Ausgang eines sportlichen Wettbewerbs ist, desto
langweiliger wird er. Genau diese Erfahrung kann man auf die
Gesellschaft übertragen. Menschliche Interaktion ist immer von
Mehrdeutigkeiten geprägt. So lädt das Nachdenken über Ambiguität zu
einem Perspektivwechsel ein. Man kann seine vorgefertigten Bilder
im Kopf hinterfragen. Ein Beispiel: im aktuellen politischen
Diskurs über Migration wird diese ausschließlich problematisiert
und die Gefühle von Konkurrenz oder Verunsicherung sehr
populistische verstärkt. Wenn man aber aus verschieden Perspektiven
auf den gesellschaftlichen Fakt schaut, dass es Migration gibt und
sich offen zeigt für die vielen positiven Wirkungen (bspw.
Kulturelle und persönliche Bereicherung von Gesellschaft; positive
und notwendige Impulse für den Arbeitsmarkt, uvm.) von ihr. Dann
eröffnen sich neue Sichtweisen, die zu einer differenzierten
Auseinandersetzung beitragen. Als Zusammenfassung ein Zitat aus
einem Deutschlandfunk Beitrag, den wir euch in den Shownotes
verlinken, Religionswissenschaftler Thomas Bauer sagt: „Demokratie
lebt davon, dass man Ambiguität in Kauf nimmt“

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