Neuer Selbstwert dank Trump? Grönland erkennt sein geopolitisches Gewicht
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vor 8 Monaten
Grönland ist reich an seltenen Erden und von großer Bedeutung für
die militärische Kontrolle der Arktis. US-Präsident Donald Trump
wird nicht müde, seine territorialen Forderungen zu wiederholen.
Was die Bevölkerung der riesigen Eisinsel wollen, interessiert
ihn wenig. Bis jetzt hat er vor allem eines geschafft: Die
Grönländer sind sich über die geopolitische Bedeutung ihrer Insel
bewusster denn je.
Ebbe Volquardsen ist Associate Professor für Kulturgeschichte an
der Universität Grönlands. Er kennt sich aus mit der
Kolonialgeschichte Grönlands, das heutzutage weitgehend autonom
ist, offiziell aber zu Dänemark gehört. Trumps aktuelle
Forderungen sind für ihn ein "Bruch des Selbstbestimmungsrechts"
der grönländischen Bevölkerung. Grönland versuche, sich von der
ehemaligen Kolonialmacht Dänemark zu lösen: "Das Letzte, was man
möchte, ist, die alte Kolonialmacht durch eine neue zu ersetzen",
sagt Volquardsen im Podcast "Wirtschaft Welt & Weit".
Rund 57.000 Menschen leben in Grönland, angesichts des
internationalen Interesses kennen sie den geopolitischen Wert
ihrer Heimat inzwischen genau. Für Ebbe Volquardsen öffnet sich
dadurch "ein Fenster der Möglichkeiten", um die Unabhängigkeit
von Dänemark voranzutreiben. Kurz vor der Parlamentswahl am 11.
März beobachtet er einen Wettstreit der Parteien, um diese
"unschöne und belastende Situation" zum Wohl der grönländischen
Bevölkerung zu nutzen. Dabei, so Volquardsen, gehe es um mehr
Gleichberechtigung innerhalb des dänischen Staates oder auch um
eine völlige Neuausrichtung dieser Beziehungen.
Ergibt mehr Unabhängigkeit in der aktuellen Situation Sinn? Wäre
es strategisch klug zusammenzurücken? "Grundsätzlich sehe ich
eine gute Chance, dass diese Zeit der Unsicherheit für Grönland
auch im Verhältnis zu Dänemark Chancen eröffnet, die wir vor
einigen Jahren so noch als völlig abwegig betrachtet hätten",
sagt Volquardsen: "Nämlich einen Weg zu einer völlig neu
gestalteten Form der Zusammenarbeit, die man dann eventuell sogar
eine Föderation nennen könnte."
Ökonomisch will sich Grönland durchaus breiter aufstellen.
Aktuell ist Dänemark der mit Abstand wichtigste Handelspartner -
und Fisch das wichtigste Exportprodukt. Von daher ist der
wirtschaftliche Blick gen Westen, also Richtung Kanada und USA,
für Grönland von großem Interesse. Neben dem Ausbau des Handels
geht es dabei auch um mögliche Investitionen im Bergbau. Die
brauche es, "um das grönländische Wirtschaftssystem auf ein
vielfältigeres Fundament zu stellen", erklärt Volquardsen. Auch
die Europäische Union hat das erkannt, unter anderem eröffnete
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine Repräsentanz
in der grönländischen Hauptstadt Nuuk.
Doch bei der Auswahl seiner Partner ist Grönland wählerisch: Die
Bevölkerung stammt weitgehend von den Inuit ab, die bereits vom
Klimawandel betroffen sind. Traditionelle Jagdtechniken etwa
werden gefährlicher, wenn das Eis schmilzt. Deshalb schätzen und
schützen die Menschen in Grönland ihre Umwelt und setzen für den
Abbau seltener Erden hohe Standards. "Insofern müssen sich alle
künftigen Investoren im Klaren darüber sein, dass sie
grönländischen Gesetzen Folge zu leisten haben", fasst es Ebbe
Volquardsen zusammen.
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