René Pollesch: Das Theater aus dem Band-Prinzip

René Pollesch: Das Theater aus dem Band-Prinzip

Mit über zweihundert Stücken zählt der Autor René…
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Beschreibung

vor 4 Jahren
Mit über zweihundert Stücken zählt der Autor René Pollesch zu den
produktivsten Schreibern unserer Tage. Und zu den produktivsten
Regisseuren, denn er führt seine Stücke stets exklusiv selbst auf.
Das einzelne Werk ist dabei in einen andauernden Schreibprozess
eingebunden, in dem regelmäßig vertraute Textbausteine wiederkehren
und sich thematisch neu verknüpfen. Pollesch nimmt Anleihen bei der
strukturalistischen Sozialtheorie; das Nachdenken über neoliberale
Ökonomie und über Lebensformen abseits der heterosexuellen
Mehrheitsgesellschaft gehört zu den Standards seines Werkes.
Entlang solch fester Motive entstehen collagierte Texte ähnlich
einer Setliste bei Konzertmusikern, die jeden Abend neu ihre
Klassiker mit frischem Material mischen. Tatsächlich ist Polleschs
Theater oft mit Popmusik verglichen worden. Auch weil er wie in
einer Band mit einem festen Stamm an Spieler:innen wie Sophie Rois,
Martin Wuttke oder Kathrin Angerer zusammenarbeitet, die an der
Textkomposition mitwirken. Sie verkörpern in den Inszenierungen
nicht fiktive Figuren und Geschichten, sondern performen als
wiedererkennbare Spielerpersönlichkeiten die Themen und
Melodielinien des Abends. Dieses Band-Prinzip als ein Zusammenspiel
von autonomen Virtuosen will Pollesch jetzt als neuer Intendant auf
den Betrieb der Berliner Volksbühne übertragen. Seine Arbeit und
seine Arbeitsweise beleuchtet er im Gespräch
mit nachtkritik.de-Redakteur Christian Rakow. +++ René
Pollesch, geboren 1962 in Friedberg/Hessen, ist Autor und Regisseur
(ausschließlich in eigener Sache).Pollesch studierte Angewandte
Theaterwissenschaft in Gießen, bevor er sich mit Inszenierungen
eigener Texte einen Namen machte. In der Spielzeit 1999/2000 war
Pollesch Hausautor am Luzerner Theater (hier entstand seine
legendäre "Heidi Hoh"-Serie). Von 2001 bis 2007 gestaltet er das
Programm des Praters der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in
Berlin. Außerdem realisierte Pollesch seine eigenen Texte u.a. an
den Münchner Kammerspielen, am Staatstheater Stuttgart, dem
Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, am Wiener Burgtheater und in
Zürich am Schauspielhaus. Für seine Dramen, die – mit Ausnahme der
Prater-SAGA 2004/05 – einem strikten Nachspielverbot unterliegen,
gewann er 2001 (World Wide Web-Slums) und 2006 (Cappuccetto Rosso)
den Mülheimer Dramatikerpreis. Zuletzt gewann er 2018 den
Jürgen Bansemer & Ute Nyssen DramatikerpreisJürgen Bansemer
& Ute Nyssen Dramatikerpreis. Seit der Spielzeit 2021/22 ist
Pollesch Intendant der Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.
+++ Zur Serie Neue Dramatik in zwölf Positionen: Die
Video-Gesprächsreihe widmet sich Autor*innen, die mit prägenden
Arbeiten in der Gegenwartsdramatik in Erscheinung getreten sind.
Jenseits ihrer szenischen Realisierungen stehen hier die
Theatertexte selbst im Fokus. Exemplarische Schreibweisen werden
diskursiv vorgestellt und im literarischen Feld wie auch in der
gesellschaftlichen und politischen Diskussion verortet. Die Serie
stellt das aktuelle Schaffen in seiner formalen wie inhaltlichen
Bandbreite vor: von Ansätzen des Dokumentarischen über
biografisch-realistische Dramatik bis hin zu Strategien der
Aneignung von Wissens- und Populärkulturen. Jeden Monat erscheint
eine neue Folge. Foto Schauspielhaus Zürich

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