Star-Unternehmer Cornelius Boersch: "Ich bin geübt darin, Geld zu verlieren"

Star-Unternehmer Cornelius Boersch: "Ich bin geübt darin, Geld zu verlieren"

59 Minuten

Beschreibung

vor 1 Monat

Cornelius Boersch, genannt Conny, ist Serien-Unternehmer, einer
der erfolgreichsten Technologie-Investoren Europas und Buchautor.
Jedes Frühjahr lädt er zum Unternehmertag am Tegernsee, bei dem
sich die Spitzenvertreter aus Politik und Wirtschaft die Ehre
geben. Auch als Politikberater hat er sich einen Namen gemacht.


Schon als Schüler verdiente Boersch viel Geld auf dem
Trödelmarkt. Im Alter von 22 Jahren wurde er Millionär und
schaffte es nachfolgend auf die Liste der 40 reichsten Deutschen
unter 40. Allerdings war der Weg zum Erfolg nicht immer einfach.
So habe er zwar einige bedeutende Erfolge gefeiert, aber gerade
auch als Venture Capitalist eine ganze Reihe von Firmen gegen die
Wand gefahren. Mittlerweile sei er geübt darin, Geld zu
verlieren, verrät er im ntv-Erfolgspodcast "Biz & Beyond".


Die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands sieht Boersch kritisch.
In dem mit Thomas Middelhoff gemeinsam veröffentlichten Buch
"Zukunft verpasst?" moniert er, dass Deutschland den
Rückwärtsgang als Zukunftskonzept praktiziere. Das Zusammenspiel
zwischen Investoren, Politik und Konzernen habe nicht
funktioniert. Dieses kollektive Versagen sei auch der Grund
dafür, dass die ältere Generation der jüngeren einen
Scherbenhaufen hinterließe ohne Zukunftsperspektive, aber mit
vielen Schulden. Wenn es eine Lüge gibt, dann, dass die Renten
sicher seien. Ein Konzept, wie wir in den nächsten Jahrzehnten
Geld verdienen wollten, fehle. Die althergebrachten Konzerne, die
schon jetzt kaum mehr eine Rolle in der internationalen Topliga
spielten, seien zu alt, zu risikoscheu und zu wenig
digitalisiert. Um mit Startups zu kooperieren, seien sie oft zu
schwerfällig.


Jetzt rächten sich die Fehler, die vor über einem Jahrzehnt
gemacht worden seien. Angela Merkel möge er zwar persönlich, aber
sie habe einen Scherbenhaufen hinterlassen, findet der Investor.
In die Politik würden hauptsächlich diejenigen gehen, mit denen
früher auf dem Schulhof keiner gespielt habe. Die praktizierten
eine Politik, die konservativ, risikoavers, rückständig und nicht
zukunftsbereit sei.


Deutschland sei schon jetzt nicht mehr wettbewerbsfähig. Das Land
habe tolle Mittelständler, immer noch tolle Technologien und sei
die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt. Aber Deutschland habe
keine Zukunftsvision, kritisiert Boersch im Podcast. Dafür
herrsche eine unfassbar schlechte Stimmung. Demgegenüber hätten
Länder wie die USA, China und Mexiko global erfolgreiche
Unternehmen, die in den vergangenen 20 Jahren entstanden seien.
Außer Siemens und der Deutschen Telekom habe Deutschland da wenig
zu bieten. Aber gerade Deutschland benötige junge Firmen und eine
Startup-Kultur. Problematisch sei das Fehlen von Risikokapital
und Exitkanälen im Vergleich zu anderen Ländern.


Überdies herrsche in Deutschland eine Kultur des
"Mit-dem-Strom-Schwimmens". Für Menschen, die anders denken, gebe
es wenig Verständnis. Unternehmer würden für Gangster gehalten,
die Steuern hinterziehen. Einen Elon Musk könne es in Deutschland
nicht geben. Der säße hier entweder im Gefängnis oder man würde
ihn für verrückt erklären. Das läge daran, dass man in
Deutschland nicht das "Out-of-the-box-Denken" gelernt habe. Mit
solch schrägen, visionären Unternehmern könne man dort nicht
umgehen. Die meisten Startup-Unternehmer würden nicht in
Deutschland, sondern in den USA oder anderswo eine Firma gründen,
weil die Rahmenbedingungen hierzulande unfassbar schlecht seien,
kritisiert Boersch. Ein weiteres Problem in Deutschland sei das
Fundraising, das 50 Prozent der Zeit des Unternehmers
beanspruche. In den USA sei dies ganz anders. Unternehmer könnten
sich daher mehr um das Geschäft kümmern.


Bei seinen eigenen Investitionen in Startups achtet Boersch
stärker auf die Menschen als auf die Unternehmensidee. Er selbst
habe viele Dinge ausprobiert und sei immer wieder auf die Nase
gefallen. Aber wenn man lange genug in einem Markt sei und man
die nötige Energie aufbringe, fände man auch seine Nische.


Gründern gibt er zu bedenken, dass Firmen fast nie mit ihrer
ursprünglichen Idee erfolgreich geworden sind, sondern durch das
sogenannte "pivoting", einem Änderungs- und Anpassungsprozess.


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