190822 20. Woche i. Jkr. Do Hinz, Kunz und ich Mt 22,1-14

190822 20. Woche i. Jkr. Do Hinz, Kunz und ich Mt 22,1-14

2 Minuten

Beschreibung

vor 6 Jahren
Ich bin zu einer Hochzeit eingeladen. Genauer: Ich bin nachgeladen
worden. Sonst wurmt mich das mitunter. Diesmal nicht. Mittlerweile
sind nämlich fast alle nachgeladen. Und eingeladen wird noch immer.
Alle sind eingeladen. „Gute und Böse“. Das ist mein Glück. Der
Himmel will sie alle. Und der Bräutigam meint jeden. Komische
Hochzeit. Hier heiratet der Königssohn nicht irgendeine
fremdländische Schönheit. Er heiratet sein Volk. Die Braut sind
wir. Ich gehöre dazu. Mein Herz denkt an die, die abgesagt haben.
Und ich? Habe ich eigentlich zugesagt? Oder bin ich nur so
mitgegangen? Der Mann ohne Hochzeitsgewand kommt mir wie einer vor,
der den Himmel noch so mitnehmen will. Wie die letzte von mehreren
Parties einer langen Nacht. Er meint, weil die Erstgeladenen nicht
erschienen und stattdessen Hinz und Kunz und er und ich eingeladen
sind, werde das Fest nun zur späten Stunde verramscht. Aber die
Hochzeit ist keine billige Gnade und nicht zum Discountpreis zu
haben, wie die Mitnehmsel an der Kasse von Ikea. Oft versuche ich
nachzuvollziehen, wie ich hierhergekommen bin. Und ich hole meine
Zusage nach und hole sie ein – Tag für Tag. Der Bräutigam sehnt
sich nach denen, die abgesagt haben. Auch für sie bin ich hier. Sie
wissen ja nicht, was sie verpassen. Wie können sie auch, wenn sie
nur so von außen drauf schauen, auf das alt gewordene Haus und die
müden Gäste vor der Tür. Ich gehöre zur Braut. Das Fest kostet und
schenkt der Braut alles. Sie hört und antwortet: „Ich nehme dich
an“. Fra' Georg Lengerke

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