190918 24. Woche i. Jkr. Mi Nach wessen Pfeife? Lk 7,31-35

190918 24. Woche i. Jkr. Mi Nach wessen Pfeife? Lk 7,31-35

2 Minuten

Beschreibung

vor 6 Jahren
Unsere Mutter ist eine geduldige Frau. Nur manchmal brachten wir
sie an den Rand der Geduld. Dann nämlich, wenn unseren Kinderlaunen
nichts recht war. Entweder kam das Erwünschte zur Unzeit oder zur
rechten Zeit das Unerwünschte. „Wie man’s macht, ist es falsch!“
sagte sie dann. Und heute weiß ich, dass wir sie nur nach unserer
Pfeife hatten tanzen lassen wollen. So geht es Jesus: Johannes
fastet und gilt als verrückt. Jesus isst und trinkt, und man hält
ihn für einen Fresser und Säufer und für einen Verbündeten der
Zöllner und Sünder. – Wie man’s macht, ist es falsch. Es gibt eine
Erwartung, dass Gott zu uns passt, dass er sich fließend
eingliedern lässt in unsere spießige Lebenswirklichkeit. Aber Gott
ist nicht gekommen, um unseren Erwartungen zu entsprechen oder
unseren Stimmungen zuzustimmen. Dass Anspruch und Wirklichkeit
auseinanderfallen, gehört zu ihrem Wesen. Nur wenn sie sich
unterscheiden, haben sie einander etwas zu sagen. Was soll also die
Klage? Der Mensch Gewordene tanzt nicht nach der Pfeife der
Menschen. Erst umgekehrt wird der Mensch frei. Diese Umkehrung
beschreibt Madeleine Delbrêl in „Der Ball des Gehorsams“: Wir sind
eingeladen zum Tanz zur Melodie der Wirklichkeit, mit der Gott uns
umgibt. Sie schließt: Offenbare uns das große Orchester deiner
Heilspläne, / Worin das, was du zulässt, / Einfach befremdliche
Töne von sich gibt / Inmitten der Heiterkeit dessen, was dein Wille
ist. / Wie einen Ball, / Wie einen Tanz, / In den Armen deiner
Gnade, / Zu der Musik allumfassender Liebe. / Herr, komm und lade
uns ein. Amen. Fra' Georg Lengerke

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