Heike Adam: „Die Inflation wird hoch bleiben“

Heike Adam: „Die Inflation wird hoch bleiben“

46 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Die entscheidenden Fragen, die in dieser Folge des Scholz-Update zu
klären sind, lauten: Wie lange dauert die Inflation noch und werden
die Preise jemals wieder auf das Niveau zurückgehen, auf dem sie
vor dem Krieg Russlands gegen die Ukraine waren? „Dass wir die
vergangenen 40 Jahre mit einer vergleichsweise niedrigen Inflation
gelebt haben, war eine Ausnahmesituation und ein Glücksfall. Das
wird es so nie wieder geben“, sagt Inflations-Expertin Heike Adam.
Die Gründe für die geringen Inflationsraten der Vergangenheit seien
einerseits die Globalisierung und die Digitalisierung gewesen, die
sich in Deutschland sehr positiv auf die Preise ausgewirkt hätten.
Andererseits habe es in diesem Zeitraum kaum Katastrophen gegeben
und das politische System der Bundesrepublik sei sehr stabil
gewesen: „Diese vier Dinge werden so nicht noch einmal eintreten.“
Eher im Gegenteil, denn inzwischen gebe es drei strategische
Inflationstreiber. Das sei zum einen die von der Bundesregierung
massiv vorangetriebene Dekarbonisierung. Die Wende von Öl und Gas
zu Erneuerbaren Energien werde die Preise dafür vorerst auf einem
hohen Niveau halten: „Die Zeiten, in denen man für drei, vier Cent
die Kilowattstunde Gas heizen konnte, sind endgültig vorbei.“ Zum
anderen werde die demografische Entwicklung, also der
Fachkräftemangel, dazu führen, dass die Löhne steigen, die Menschen
dadurch mehr Geld haben, um Dinge zu kaufen – auch das treibe die
Inflation. Den gleichen Effekt würde schließlich die
De-Globalisierung haben, die aus politischen Gründen gewünscht sei,
etwa, wenn die Bundesregierung die wirtschaftliche Abhängigkeit von
China verringern will. Mit einem Satz: „Wir werden lernen müssen,
mit höheren Inflationsraten zu leben“, sagt Heike Adam. Ihr sei
kurz nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine und den dann
verhängten Sanktionen klar gewesen, dass „wir in eine lange,
sogenannte Mangel-Inflation laufen“, weil Russland als Lieferant
von billigem Gas und Öl und billiger Kohle ein für alle Mal
ausfällt. „Die Hauptaufgabe der Bundesregierung wird weiter sein,
sich um Alternativen zu kümmern. Die LNG-Terminals waren ein
richtiger Schritt, auch die Verlängerung der Atomkraft hätte uns
geholfen.“ Dass die Zentralbank bei der letzten Zinserhöhung davon
sprach, dass die Inflation zurückgehe, sich die Maßnahmen also
auszahlten, ist aus Adams Sicht zu kurz gedacht: „Wenn die
Inflation in diesem Jahr nur um fünf oder sechs Prozent steigen
sollte, dann geschieht das ja auf einem deutlich höheren Niveau als
im vergangen Jahr.“ Man dürfe nicht vergessen, dass
Preissteigerungen langfristig Auswirkungen auf alle Bereiche der
Wirtschaft haben werden. Ein Beispiel von vielen: „Wenn Eltern
wegen der hohen Energiepreise beim Geigenunterricht für ihre
Tochter sparen müssen, dann merkt das erst der Geigenlehrer und
dann der Geigenbauer - und damit Personen beziehungsweise Firmen,
die sich jetzt in ihrer Existenz vielleicht noch gar nicht bedroht
sehen.“

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