Die Wirkung von Chlormadinonacetat auf humane Melanozyten

Die Wirkung von Chlormadinonacetat auf humane Melanozyten

Beschreibung

vor 14 Jahren
Die Einnahme oraler Kontrazeptiva kann zu unerwünschten
Pigmentveränderungen an der Haut, auch Melasma genannt, führen.
Histologische Kennzeichen von Melasma sind eine epidermale
Hyperpigmentierung, ein Anstieg melanogener Enzyme und ein Anstieg
der Melanozytenzahl. Pathophysiologisch bedeutsam ist, dass
Melanozyten sowohl Östrogen- als auch Progesteron-Rezeptoren
besitzen. Für die Entstehung des Melasma durch Kontrazeptiva werden
vor allem die erhöhten Östrogen-Spiegel im Serum der Patientinnen
verantwortlich gemacht. Orale Kontrazeptiva enthalten in der Regel
eine Kombination aus synthetischen Derivaten der natürlichen
weiblichen Geschlechtshormone, nämlich aus einem Östrogen
(Ethinylestradiol) und einem Gestagen (Progesteron bzw.
synthetische Gestagene). Bei der retrospektiven Auswertung einer
Zulassungsstudie eines oralen Kontrazeptivums mit den
Inhaltsstoffen Ethinylestradiol und Chlormadinonacetat wurde die
Beobachtung gemacht, dass unter Anwenderinnen des Studienpräparates
die Prävalenz von Melasma deutlich geringer war als unter Einnahme
anderer Kontrazeptiva vor Studienbeginn. Da sich die Kontrazeptiva
untereinander nicht im Östrogen-, aber im Gestagen-Anteil
unterscheiden, wurde vermutet, dass Chlormadinonacetat im Gegensatz
zu anderen Gestagenen eine hemmende Wirkung auf die
Östrogen-vermittelte Entstehung von Melasma haben könnte. Um diese
Hypothese experimentell zu untermauern, wurde in der vorliegenden
Arbeit untersucht, wie sich humane Melanozyten in vitro unter
Stimulation mit Östrogen und Gestagenen verhalten. Hierfür wurden
primäre Melanozyten aus menschlichen Hautgeweben unterschiedlicher
Spender isoliert und in Kultur gebracht. Die Melanozytenkulturen
wurden unterschiedlichen Konzentrationen von Ethinylestradiol und
Progesteron beziehungsweise Chlormadinonacetat ausgesetzt. Die
Zellvitalität wurde mittels eines fluorimetrischen Assays
ausgewertet und die Pigmentbildungsaktivität mit Hilfe eines
3H-Tyrosin-Assays bestimmt. Darüber hinaus wurden die Melanozyten
in einigen Versuchsreihen zusätzlich mit ultraviolettem Licht aus
dem UVA- und UVB-Bereich bestrahlt, da das Auftreten von Melasma
vornehmlich in sonnenexponierten Hautarealen beobachtet wird. Es
konnte gezeigt werden, dass Östrogen mit spenderabhängigen
Unterschieden eine wachstumsstimulierende und eine
pigmentbildungsfördernde Wirkung auf Melanozyten hatte. Sowohl
Progesteron als auch Chlormadinonacetat hemmten die
wachstumsstimulierenden Effekte von Östrogen, während sie keinen
Einfluss auf die Pigmentbildungsaktivität hatten. Daraus ließ sich
schlussfolgern, dass Chlormadinonacetat möglicherweise durch
Hemmung der Proliferation den Melanozyten-aktivierenden Einflüssen
von Östrogen entgegenwirkt, was in der Praxis mit einer geringeren
Inzidenz von Kontrazeptiva-assoziierten Pigmentveränderungen
einhergeht. Dies würde wiederum bedeuten, dass der Gestagen-Anteil
in einem oralen Kontrazeptivum entscheidend ist für die Häufigkeit
des Auftretens von Melasma.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: