Episode 127: Politikberater Martin Fuchs über Scheitern und Fehlerkultur in der Politik

Episode 127: Politikberater Martin Fuchs über Scheitern und Fehlerkultur in der Politik

"Hollitzer trifft"
26 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Podcast von TA-Chefredakteur Jan Hollitzer aus dem Herzen Deutschlands

Beschreibung

vor 2 Monaten
Martin Fuchs berät Regierungen, Parlamente, Parteien, Politiker und
Verwaltungen in digitaler Kommunikation. Als Politikstratege und
Blogger hat er einige Jahre in Brüssel und Berlin gearbeitet. Seit
2008 ist er Lehrbeauftragter für Public Affairs an
der Universität Passau und Dozent für Social Media und
Politik an weiteren Hochschulen. Bei der von ihm erfundenen und von
der Start-up-Szene inspirierten Fuckup-Night für Demokratie
sprechen Spitzenpolitikerinnen und -politiker über persönliche wie
politische Fehler und was man daraus lernen kann. Im Podcast mit
TA-Chefredakteur Jan Hollitzer erklärt er, worum es ihm dabei geht.
Martin Fuchs über... ... die Geburt der Fuckup-Night: Das Format
gibt es schon länger. Der Ursprung liegt in der Startup-Szene.
Gründer treffen sich und berichten, wie sie mit Unternehmen, Ideen
oder Produkten vor den Baum gefahren sind. Das hat teilweise
unterhaltenden Charakter, soll aber vor allem dazu beitragen, dass
andere Unternehmer konstruktiv daraus lernen können. Für ein
Buchprojekt über Demokratie in krisenhaften Zeiten kam mir die
Idee, dies auf Politiker zu übertragen. Das kommt gut an. ... eine
heilsame Fehlerkultur im Politikbetrieb: Politik ist extrem
fehleranfällig. Wir sind getrieben von Krisen, Kriegen und globalen
Herausforderungen. Gerade Corona war eine Zeit mit vielen
Entscheidungen. Ich bin davon überzeugt, dass man auch in der
Politik offen darüber reflektieren muss, was man getan hat und ob
es gut oder falsch war. Aussitzen wie zu Helmut Kohls Zeiten ist
heute nicht mehr möglich. ... die Beratung von Politikern: Bei
Social Media Aktivitäten von Politikakteuren geht es meist um reine
Erfolgsmeldungen, wie toll man ist und was man wieder erreicht hat.
Mit der Lebensrealität der Menschen hat das nichts zu tun. Wir
machen jeden Tag Fehler, deswegen empfehle ich, auch zu sagen, wenn
etwas nicht gut lief, wenn eine Idee nicht durch den Landtag
gegangen ist oder von der eigenen Partei nicht weitergetrieben wird
oder wenn man Millionen versenkt hat. Natürlich muss man nicht
jeden Fehler in gleicher Breite diskutieren. ... über die
Fuckup-Night mit Thüringer Spitzenpolitikern im Superwahljahr: Es
ist meine neunte Fuckup-Night, erst die zweite in den neuen
Bundesländern – so eine hochkarätige Besetzung mit so vielen
Thüringer Spitzenpolitikern hatten wir noch nie. Ich bin sehr
gespannt auf den Abend. Bodo Ramelow zum Beispiel ist
bundespolitisch schon damit aufgefallen, dass er Fehler zugeben
kann – denken wir an sein Geständnis, dass er bei
Ministerpräsidenten-Konferenzen Handyspiele spielt. Letztlich kam
seine öffentliche Entschuldigung bundesweit gut an. So etwas hat
Ausstrahlungskraft auf andere Menschen. .... Fehler aus der
Corona-Zeit: Corona hat viel Dynamik entwickelt, auch im
politischen Bereich. Mein Eindruck ist, dass seit dem anders auf
Fehler geschaut und anders damit umgegangen wird – ohne das schon
zu hoch zu hängen, weil es erst mal nur zarte Pflänzchen sind.
Insgesamt sind wir nachdenklicher geworden. Menschen, die Politik
machen, achten auf Verwerfungen und Misstrauen in der Gesellschaft
und sind bereit, anders zu agieren. ... die Rolle der Wähler: Die
Fülle der Skandale lässt kaum Zeit, auch über Hintergründe zu
reflektieren. Wenn Politiker den Dialog suchen und sich Zeit
nehmen, sind Bürger bereit, Fehler zu verstehen und auch zu
vergeben. ... den Ablauf der Thüringer Fuckup-Night am 5. März: Im
ersten Teil werden fünf Thüringer Spitzenpolitikerinnen und
-politiker im Hörsaal der Uni Erfurt jeweils zehn Minuten Zeit
bekommen, um ganz individuell, ohne dass jemand sie unterbricht und
ohne dass wir unser Handy draufhalten, über eigene persönliche oder
politische Fehler sprechen. Dazu wünsche ich mir, dass sie auch
erzählen, was sie daraus gelernt haben. Im zweiten Teil sprechen
wir dann miteinander darüber, was sich in Politik und Gesellschaft
ändern muss. Fuckup-Night: Dienstag, 05.03.2024, 19.30 Uhr, Hörsaal
1, Kommunikations- u. Informationszentrum (KIZ) de

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