#67 Einen Luftfahrtgeburtstag der es in sich hat - Happy Birthday, Airbus! (und hier gratuliert ein Boeing-Fan!)

#67 Einen Luftfahrtgeburtstag der es in sich hat - Happy Birthday, Airbus! (und hier gratuliert ein Boeing-Fan!)

Der ichbindochnichthierumbeliebtzusein.com PodCast
9 Minuten
Podcast
Podcaster

Beschreibung

vor 4 Jahren
Einen Luftfahrtgeburtstag der es in sich hat - Happy Birthday,
Airbus! (und hier gratuliert ein Boeing-Fan!)


Lange ist es her, dass aus Europa Firmen kommen, die in
irgendeiner Form marktbeherrschend ein Segment besetzen. Am
wenigsten hätte man das bei der offiziellen Gründung von Airbus
29.05.1969 gedacht: das Zweckbündnis zwischen Deutschland und
Frankreich und den zuvor abgesprungenen Briten stand irgendwie
nicht unter einem guten Stern. Auch die erste Idee, die
Namensgeber für die Firma wurde, musste wegen nicht zu
bewältigenden Umbaumaßnahmen an den Flughäfen begraben werden:
Airbus als ein Bus, in dem quasi im Vorbeifahren ein- und
ausgestiegen werden kann. Verrückt, oder?
Happy Birthday Airbus! 50 Jahre - und auf dem Weg, Boeing zu
überholen! Da kann man schon mal eine A380 zur Feier umlackieren
und fliegen lassen! / Bild-Quelle: airbus.com

50 Jahre! Respekt! Und Glückwunsch, Airbus! Und auch, danke
Concorde!


Klar, die Pläne von Frankreich und Deutschland waren nicht
schlecht. Ein Gegengewicht zum Marktführer zu schaffen, der
natürlich aus dem Land kam, in dem das Fliegen erfunden wurde,
also den USA. Und da dies nicht alleine zu schultern war, da
Boeing im Gründungsjahr schon fast ein halbes Jahrhundert
Vorsprung hatte, mussten eben Partner gesucht werden - um gegen
ein eigentlich deutsches Unternehmen in den USA anzutreten.


An sich ging es schon 1965 los - allerdings nur auf deutschem
Boden, als alles, was in der Fliegerei Rang und Namen hatte,
sich zur "Arbeitsgemeinschaft Airbus" zusammenschloss. Boeing
und McDonnell Douglas hießen die Gegner. Allerdings war die
damalige Vision, einen echten Air-Bus zu schaffen, der
gleichzeitiges Ein- UND Aussteigen realisieren sollte, eine
teure Schnapsidee, die sich nicht verwirklichen lies. Die
anderen Ansätze, niedrige Flugpreise und schnelle Betankung
sind zumindest zur Hälfte heutzutage Wahrheit geworden.


Aber dann sprangen die Briten bei der "Aérospatiale" ab, die
für die Concorde die Zellkonstruktion planen und bauen sollte -
und nun ging die Suche nach einem Partner los. Also steckten
Frankreich und Deutschland die Köpfe zusammen und besiegelten,
europäisch Staats-tragend, die Gründung von "Airbus" - am
29.05.1969.


Nur zur Erinnerung: Die Geburtsstunde von Boeing schlug bereits
am 15.07.1916!


Nun hieß es für die Europäer aber erst mal, die Russen
abzuhängen. Deren Konkurrenzmodell zur Concorde, die Tupolew
TU-144, war - auch hier streiten die Protagonisten und Fanclubs
der Luftfahrtgeschichte heftig! - der europäischen Concorde
überlegen - erlitt aber bei der offiziellen Vorstellung bei
einer Flugschau einen spektakulären Crash und war damit aus dem
Rennen. Und das, wo die Tupolew einen Flug VOR der Concorde
hatte und damit als Gewinner fest stand.


Airbus benannte Toulouse, was bis heute fortdauert, als
Firmensitz. Das Credo war seit jeher, dass Können zählt mehr
als die Staatsbürgerschaft, die bei jedem im Pass steht. Und so
fanden auch die Spanier noch den Weg zu Airbus - und die
Entwicklung des ersten Modells, des A300, konnte beginnen.
Gleich ein großes Brett, da diese Maschine im "kleinsten" Fall
Mittel- und im besten Fall Langstrecke bieten sollte.


Die Presse selber lies kein gutes Haar an Airbus und der A300:
Provinz-Jet war damals eine beliebte Beleidigung. Und jeder
Journalist, der gegen die A300 wetterte, sollte Recht behalten
- der wahlweise 250 oder 300 Sitzplätze bietende Flieger wollte
am Markt keinen Käufer finden.


Bis das Telefon klingelte und gerade American Airlines der
Erstkunde von Airbus und dem einzigen Modell A300 wurde! Was
für eine Klatsche! Eine US-Airline, die bei Airbus in Europa
Flugzeuge orderte!


Man muss es allerdings neidlos aussprechen: Airbus hat viele
Innovationen in die Luftfahrt gebracht, die Boeing etliche
Jahrzehnte der Umsetzung gekostet haben: Erstgenannt sei hier
die "fly-by-wire"-Technik, die Stahlseile und Rollen in den
Rümpfen und quer durch den Flieger, vom Steuerknüppel des
Piloten bis zum jeweiligen Flügelelement, überflüssig
machten... da dies nun per Kabel als elektrischer Impuls durch
die Zelle geschickt wurde.


Oder auch das aktuelle Problem von Boeing: die Airbus Flight
Envelope Protection: ein Rechner, der zwischen Boden und Flug
unterscheidet und somit die maximalen Ausschläge der
Steuerelemente verwaltet. Vorbei die Zeiten, wo ein Überziehen
katastrophale Folgen nach sich zog - der Rechner drücke
entgegen dem Steuerknüppel die Nase einfach nach unten, bis
Fahrt aufgenommen wurde und setzte dann den Steigflug
automatisch innerhalb der Parameter fort.


Airbus hat also früh heutige Standards gesetzt - wurde aber für
diese Techniken oder den frühen Übergang von Aluminium und
Nieten zu "Plastik" und "Kleben" auch hart kritisiert.


An EADS erinnert sich heute wohl kaum noch jemand - auch diese
kurze Umstrukturierung hat Airbus nur wie Phoenix aus der Asche
steigen lassen.


Und was ist aus Airbus geworden!
Auch wenn sie ihn mangels Nachfrage, im Jahr 2021 einstellen,
sie haben sich gegen Boeing gestemmt und mit der A380 aus
meiner Sicht den hässlichsten aber auch einen neuen
doppelstöckigen Giganten an den Himmel gezaubert - der für
Boeing und Erstkunde Lufthansa für die schnell modernisierte
B747-8 das aus dieser Königin der Lüfte bedeutete.


Auch Piloten-seitig hat Airbus viele Trümpfe in der Hand:
vielleicht nicht unbedingt Steigraten und Agilität, die doch
zusehr von der Envelope Protection gehütet werden - aber wer in
eine A318 oder A380 steigt, kann in der Theorie sofort los
fliegen: das Cockpit-Design ist auf minimale Umschulung, wenn
überhaupt, ausgelegt! Ganz anders hier bei Boeing: teilweise
wurde in der 737-Reihe schon zwischen einer -400 und dem
Nachfolger, der -500, soweit im Design eingegriffen, dass ein
neues "Type Rating" für das neue Modell erworben werden musste.


Und Airbus arbeitet Meilenstein für Meilenstein ab: Kurz
nachdem wir alle "Y2K" und damit den Beginn des neuen
Jahrtausends überwunden hatten, sammelte Airbus erstmals mehr
Bestellungen ein als Boeing. Und im Jahr 2018 hätten sieben
Maschinen mehr in der Auslieferung Boeing erstmals auf Platz 2
verdrängt... nun gut, dank dem 737-Max-Debakel, schnell
abgewürgten Qualitätsproblemen und den wohl locker bis
Jahresende andauernden Flugverboten, disponieren erste Airlines
um - da werden Bestellungen bei Boeing storniert und bei
Airbus, der mit der Übernahme der Bombardier CSeries 1000 als
A220 ein weiteres Zugpferd im Portfolio hat, neu platziert.


Auch hat Airbus, da sie kein "Erbe" wie Boeing mit der
737-Linie mitschleppen müssen, aktuell mit der A320neo und der
neuen A330neo die Nase vorn. Während Boeing die 737-Max erst
neu gestalten musste, um die größeren Triebwerke, die nun vorne
und nicht mehr unter den Flügeln "aufgehängt" sind,
unterzubringen, konnte Airbus bei dem jüngeren und durchgehend
digital geplanten A320 mit ein paar Mausklicks die neo
realisieren.


Auch wird wohl demnächst, wenn auch erst mal als
Versuchsballon, die neue A321neo auf "direkten" Routen wie
Paris-New York über den Atlantik fliegen. Dem hat Boeing
aktuell nichts entgegen zu setzen, das Grounding bremst hier
die komplette 737-Linie aus.


Neben der Tatsache, dass Airbus ein gelungenes Europäisches
Gemeinschaftsunternehmen aus Großbritannien, Frankreich,
Spanien und Deutschland geworden ist nun bereits seit
Jahrzehnten ein ernst zu nehmender Player auf dem Markt ist,
ist Airbus gerade für Deutschland ein wichtiger Arbeitgeber:
das weltweit zweitgrößte Werk, nicht zuletzt ob der
öffentlichen Genehmigung zur umstrittenen Runway-Verlängerung
für die A380, steht in Hamburg - Finkenwerder, um genau zu
sein. Über 13.000 Mitarbeiter schrauben (oder kleben?) hier
täglich an diversen Modellen, zum Beispiel der
Kabinenausstattung oder Rumpfteilen für die A380.


Vor lauter Feierlaune könnte man jetzt ganz die Skandale
vergessen: zum Beispiel die aus dem Ruder gelaufenen
Fertigungskosten bei der A380 oder dem Beta-Modell der A400M
oder aktuelle Korruptionsermittlungen innerhalb Europas.


Aber, ich wage mal eine Prognose: das wird den zivilen
Flugzeugen von Airbus nicht schaden - die sind, auch dank dem
Durchhänger von Boeing, aktuell ein Verkaufsschlager! Und mit
Sicherheit sollte man Innovationen künftig erst mal von Airbus
erwarten. Boeing ist, auch auf Grund des doppelten Alters, nun
ein wenig träge und altersmüde geworden - eine Lücke, die
Jungspund Airbus sicherlich gerne zu füllen vermag - Boeing-Fan
zu sein fällt aktuell nicht leicht, ich gebe es offen und
ehrlich zu!


Happy Birthday Airbus - auf die nächsten mindestens 50 Jahre!
Und: weiter so!


 


 
Meinen PodCast abonnieren: | direkt | iTunes | Spotify |
Google |

 

Folge direkt herunterladen

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: