#230 Das wirklich schlimmste an der neuen Grundsteuer sind die Software-Anbieter! Selten so viel Unsinn und Quatsch in den Web-Anwendungen gesehen!

#230 Das wirklich schlimmste an der neuen Grundsteuer sind die Software-Anbieter! Selten so viel Unsinn und Quatsch in den Web-Anwendungen gesehen!

Der ichbindochnichthierumbeliebtzusein.com PodCast
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Beschreibung

vor 1 Jahr
Das wirklich schlimmste an der neuen Grundsteuer sind die
Software-Anbieter! Selten so viel Unsinn und Quatsch in den
Web-Anwendungen gesehen!


Die Zeit rennt. Auch wenn die Politik aktuell lautstark
überlegt, was sie schön längst hätten machen sollen: die Frist
verlängern. Worum es geht? Um die neueste Auslagerung von
hoheitlichen Aufgaben auf das arme Opfer in dieser Kette: den
Bürger. Oder wie will man mir das Chaos der "neuen Grundsteuer"
sonst erklären? Wieso kann ich meine Erklärung in Bayern binnen
15 Minuten fertigstellen und auf Papier per Post schicken? Und
wieso ist gerade wieder das jämmerliche Berlin "all in"
gegangen? Ja, warum wohl? Weil in Berlin einfach niemand mehr
einen Überblick hat und sich so vom Bürger die Arbeit machen
lässt, die wir an sich durch unsere Steuern bezahlen. Und was
diese Arbeit nun noch lustiger macht, sind die beiden Anbieter,
die ich näher betrachtet habe. Kurz gesagt, schön im Internet
gelöst, aber wer dumme und sinnlose Fehlermeldungen und
keinerlei Erreichbarkeit des Supports bezahlen möchte, ist hier
richtig!


"Es ist ein Fehler aufgetreten. Wahrscheinlich." Mehr verraten
wir nicht, weitermachen geht auch nicht. Super hilfreich! /
Bild-/Quelle: WISO Grundsteuer





Grundsteuer. 31.10. ist - aktuell noch - Einsendeschluss. Oder,
wie ich es während meiner Kindheit ständig im Fernsehen gehört
habe: Stichtag für den großen Preis: Sonnabend in acht Tagen -
TSCHÜÜÜÜÜÜÜSS!


Unabhängig davon, ob das bittere Ende der Neuberechnung und
weiterer Belastungen für den Bürger nun Ende Oktober oder doch
mit Silvester durch die Böllerparade durch den Schornstein
gefegt werden, der Weg dahin ist eine Qual. Wobei - nicht ganz:
je nach Bundesland ist es mal mehr, mal weniger anstrengend.


Ich bin in der un- und glücklichen Position, für zwei Objekte
zwei dieser "Erklärungen zur Feststellung des
Grundsteuerwertes" abgeben zu müssen. Und da mein BWL-Herz nach
kurzer Rücksprache mit meinem Steuerberater beschlossen hat,
dass ich beide selbst erstellen und an die Finanzämter als
Nachhilfe der jahrzehntelangen Blindbebauung übersenden werde,
kann ich ein Liedchen singen. Ein Klagelied. Mit vielen
Strophen.





Kostenbeispiel Grundsteuer online selbst erledigen /
Bild-/Quelle: smartsteuer.de


Zum einen, und da wiederhole ich meinen Teaser-Text, sehe ich
es echt nicht ein, für Behörden, die von meiner Steuer leben,
den Job zu machen - erst recht, wenn sie durch ein oberstes
Urteil zum endlich-agieren gezwungen werden. Vor allem, weil
ich seit Jahren und auch schon mal länger immer das gleiche
Lied höre. Zu wenig Personal, zu viel Bürokratie und dann noch
die unfähige Politik obendrauf. Keine gute Gemengelage. Aber
immerhin eine Einschätzung aus Mündern, die sich
auskennen.
Zum anderen, weil unsere Bundesländer hier ein Chaos gestrickt
haben, an dem man deutlich sieht, wer seinen Laden, zumindest
dem vorstehend zitierten Gejammer folgend, noch halbwegs im
Griff hat. Beispiel gefällig?


Ich habe ein Objekt in Bayern. Dafür benötige ich Grundbuch,
meinen Anteil am Gesamt und noch ein paar Angaben, die ich
problemlos aus dem Kaufvertrag und Grundbucheintrag entnehmen
kann. Es hat mehr Zeit gebraucht, es mithilfe einer Software
unterstützend einzugeben, als das zusammenzustellen. Ich will
nicht zu viel verraten, aber für die Abgabe in Bayern habe ich
letztlich über den amtlichen PDF-Vordruck zum Am-PC-Ausfüllen
und einem Ausdruck per Kuvert in die Post mit allem in unter
einer Stunde erledigt.


Und dann kommt das Berliner Objekt. Und wem es noch so ergeht,
wie mir, mit Baustelle zwei für die jämmerlichste Hauptstadt
der Welt, der ist nur um Brechreizverdrängen. Volles Programm.
Dafür, dass alle Ämter hier ständig das gleiche Klagelied
anstimmen: zu wenig Personal, zu viel Arbeit. Ja, danke! Selbst
schuld, man hätte auch den einfachen Weg gehen können.
Allerdings beschleicht mich in der
Berlin-Brandenburg-Vetternwirtschaft immer mehr der Gedanke,
dass es niemanden gibt, der ahnungsloser sein könnte, als die
jeweiligen Behörden. Und das klärt auch, warum ich in Berlin
bis zum Kaufvertrag, der als vierstelliges Datum noch die
19-Hundert trägt, wirklich alles an Unterlagen benötigte, was
sich rund um eine Immobilie so ansammelt.


Was liegt also, gerade für das
Länderfinanzausgleichaufsaugeloch, näher, als sich durch eine
Software Unterstützung zu holen. Im Funktionsumfang sind die
beiden, die ich bemüht habe, identisch: knapp unter 30 Euro für
drei Objekte. Durch Abfragen wird der Nutzer langsam an das
Thema und den Ernst der fehlenden Daten bei Berliner Behörden
rangeführt, um dann, nach Kauf, über die Elster-Schnittstelle
die finale Version verschicken zu können. Aber auf dem Weg
dahin finden sich ebenso lächerliche wie dumme Fehlermeldungen,
die für mich vorrangig eines bedeuten: Finger weg von den
beiden Anbietern dieser Lösung!


Wobei man an sich nicht viele Fehler machen kann: Man benötigt
die Steuernummer und die persönliche Identifikationsnummer.
Beides sollte man problemlos griffbereit haben, falls nein,
hilft die letzte Steuererklärung, beides zu entdecken. Dann die
Angaben zu dem Grundstück, sowohl die Wiso als auch die
smartsteuer finden dies wahlweise über die Anschrift des
Grundstücks oder per Zugriff auf staatliche Informationen. Die
Zahlen werden, mal mehr mal weniger zuverlässig und korrekt
übernommen und automatisiert in die Eingabemaske übernommen.


Wer übrigens für ein Grundstück in Berlin verzweifelt ein
Aktenzeichen sucht: Es ist die Steuernummer eines vormals
jährlichen Grundsteuererlasses.


In der Theorie berücksichtigen beide von mir getestete Produkte
auch "Sonderfälle", etwa die Angabe von Erbengemeinschaften.
Ebenso können Grundstücke, die mehr als einer Gemeinde und
Gemarkung zugeordnet sind, problemlos hinterlegt werden - in
smartsteuer werden diese Daten automatisch durch die
automatisierte Lage per Adresse oder manuell über die
Grundbuchdaten übernommen. Bei WISO wird ebenfalls über die
Adresse im Grundbuch nach den benötigten Informationen gesucht.


smartsteuer hat mich, ehrlich gesagt, von Anfang an mehr
angesprochen. Allerdings stellte sich während der Eingabe
heraus, dass das Produkt noch nicht fertig und in Teilen mit zu
heißer Nadel auf schnell-schnell gestrickt wurde. Als ich zum
Grundstück noch ein weiteres hinzufügen musste, da sich dort
eine Garage befindet, führte dies zu Fehlern. Auch konnte ich
bei meiner Adresse einen Buchstaben zur Hausnummer hinzufügen,
dies aber nicht bei allen weiteren Feldern, die später
abgefragt wurden. In Summe hatte ich per E-Mail diverse Fehler
und Kleinigkeiten reklamiert, die ohne Antwort nun auch
größtenteils korrigiert oder durch Schieberegler implementiert
wurden. 


Ein Fehler, der mir seit meinem Test der Online-Lösung von der
ersten bis zur jetzigen Version aufgefallen ist, dass bei
Erbengemeinschaften immer von einer fehlenden Empfangsvollmacht
die Rede ist, auch wenn die Angaben hinterlegt sind. Aber
solche Systemfehler verhindern, dass man über ELSTER nach
Fertigstellung kein Absenden auslösen kann.


smartsteuer wirkt modern, übersichtlich und einfach. Schade,
dass Programmfehler und wirre Fehlermeldungen das kaputt machen
/ Bild-/Quelle: smartsteuer.de


Kurz gesagt: Meine Eingaben bei smartsteuer geben bei der
Prüfung für die Freigabe an das ELSTER-Modul bis heute eine
fehlerhafte Steuernummer aus. Da diese von einem entsprechenden
früheren Bescheid stammt und nun mehrfach auf Tippfehler und
Zahlendreher geprüft wurde, ein sehr lästiger Fehler. Auch die
Texte zu den vom Programm gezogenen Flächen und
Grundbuchinformationen, die jetzt in Summe nicht passen sollen
und in Berlin für dieses Testgrundstück keinen Zähler und
Nenner haben, sondern eben einen Zähler, verbieten eine
ELSTER-Übergabe. Schön auch, dass zwei Grundstücke gewählt und
angegeben wurden und die Auswertung jedoch einen Fehler
auswirft, dass "zwei" als Angabe hinterlegt wurde, aber eben
nicht als Grundstücke ausgewählt wurden.


Aber: einen Vorteil hat smartsteuer, wenn auch mit gebührender
Bearbeitungszeit von Service-Anfragen: hier kommen tatsächlich
Antworten. Hier wird einem geholfen. Und seltsamerweise wurde
eine meiner Anfragen tatsächlich "hochpriorisiert". Und:
Fehlermeldungen führen zu Anpassungen. Aber: man sollte nicht
auf den letzten Drücker mit der Erstellung loslegen! Und das
gilt neben smartsteuer erst recht für WISO.


Wesentlich katastrophaler wirkt die WISO Grundsteuer auf mich:


Undurchdringliche Fehlermeldungen ohne handfeste Hinweise - und
keine Erreichbarkeit des Kundenservices! / Bild-/Quelle:
buhl.de


Zwar wird, gleich vor Beginn, mit einem fiktiven "Beispiel" aus
Rheinland-Pfalz auf die Datenquelle der Informationsschreiben
der Finanzbehörden hingewiesen - allerdings scheint auch nur
das Rheinland einen solchen Service zu bieten. Für meine beiden
Testgrundstücke in Bayern und Berlin - identisch mit den Daten,
die ich in smartsteuer benutzt habe - musste ich erst wieder
die Daten aus diversen Quellen recherchieren, bevor ich
überhaupt anfangen konnte.


Aber: es hatte vom Start weg weniger Fehler. Hausnummern
durften ohne Fehlermeldung in dem jeweiligen Feld einen
Buchstaben am Ende haben, als "1a". Auch die Bestimmung, um
welche Art von Grundstück es sich handelt, ist umfangreicher,
deshalb aber nicht unbedingt einfacher zu verstehen. Nun gut,
man hat es mit einer Steuererklärung zu tun, was habe ich auch
erwartet.


Die Daten des Grundstücks in der Software zu ermitteln und
automatisiert zu übernehmen, ist mir in smartsteuer leichter
gefallen. Auch, da ich mich nicht entscheiden musste zwischen
"Ich habe sie griffbereit" oder "Ich muss sie online
ermitteln". Ich konnte auch einfach verproben, ob die
vorliegenden korrekt sind. Bei WISO muss ich wählen, danach ist
der andere Weg verbaut.


Auch wenn mich WISO mit sinnlosen und ebenso nutzlosen
Fehlermeldungen bis Ende September geärgert hat und ich nicht
weiterkam, mit meiner Testgrundstücksteuer in Berlin - das
System ist ausgereifter. Es hat seine Macken, ist aber in Summe
günstiger. Und, auch wenn ich davon keinen Gebrauch mache, es
bietet für 99 € eine 45-minütige Sitzung mit einem steuerlichen
Fachmann. Er sichtet den bisherigen Fortschritt und hilft mit
Tipps bei der Erstellung und Übernahme der Daten aus den
schriftlichen Unterlagen, die allerdings, logischerweise,
vorliegen müssen.


In beiden Programmen konnte ich, wahlweise in Abhängigkeit
meiner Servicetickets oder auch der voranschreitenden Zeit, die
Evolution erkennen. Ich gebe zu: Ich habe mich am Ende für die
WISO-Lösung entschieden. Und am 30.09., als ich noch ein paar
Screenshots zu den belanglosen und überflüssigen
Fehlermeldungen machen wollte, gab es da plötzlich einen Link.
Der brachte einen nicht mehr zum Start des jeweiligen Kapitels,
sondern auf die passende Unterseite. Und schon tauchte unter
dem Link auf der rechten Seite eine oder mehrere neue Boxen
auf, mit konkreten Hinweisen, den Fehler zu finden und
auszubessern. 


Und ja, auch wenn ich es nicht weiter genutzt habe, auch
smartsteuer bessert nach. In Summe erleben wir also auf beiden
Seiten eine Beta-Version. Mit heißer Nadel gestrickt. Und durch
Hinweise und Anmerkungen als auch Fehlerberichten durch die
zahlende Kundschaft verbessert. Bleibt zu hoffen, dass bis zum
31.10.2022 alle Fehler raus sind.


Wenn ich nun auf die aktuelle Version von meiner Wahl, also
WISO, blicke, endlich mit sinnvollen, nennen wir es Anmerkungen
statt Fehlermeldungen, was denke ich dann. Ich ärgere mich
immer noch, dass seitens des technischen Supports keinerlei
Rückmeldung zu meinen Anmerkungen kann, auch wenn meine Kritik
der "sinnlosen und dummen" Fehlermeldungen mittlerweile
brauchbar und verständlich als auch wirklich hilfreich
umgesetzt wurden. Ich finde es im Vergleich zu smartsteuer
immer noch altbacken - aber es war weit hilfreicher in der
Nutzung, zumindest für mich armen alten Mann, der sonst einen
Steuerberater für seine jährlichen Abgaben einsetzt.


Einzig offen ist für mich die Frage, wie ich den beiden
Finanzämtern klarmache, dass die Grundstücke nur ein Test für
einen Blogartikel und einen Podcast sind. Und ich eben nicht
doppelte Grundsteuer in zwei Bundesländern abdrücken möchte...
aber jeder Test hat auch immer seine wahren Seiten, ich bin
gespannt, was vom Finanzamt kommt - und ob ich gewissenhaft
gearbeitet habe.


Wenn ihr das Thema noch vor euch herschiebt, mein Test ergibt,
dass die beiden Tools nun eine Reife haben, um an einem
Wochenende die Grundsteuer fertig zu bekommen und mit Mausklick
direkt ans zuständige Finanzamt zu übermitteln. Und über all
das, was mich beim Testen so richtig aufgeregt hat, spare ich
mir weitere Aussagen, schließlich sind die Macken auch dank
meiner sehr direkten E-Mails nun raus.


Aber, ich sage es abermals: Ihr müsst bei den Anbietern erst
eure Identität bestätigen lassen, also wartet nicht bis zur
letzten Sekunde mit der Erstellung!


All die Aufregung, die Beschwerden und das Rumgenerve: es ist
vollbracht! / Bild-/Quelle: buhl.de


Viel Erfolg, und sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt!
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