Hohe Inflation, keine klaren Ansagen: Hat die EZB ein Kommunikationsproblem? / Warum SAP in der Midlife-Crisis steckt

Hohe Inflation, keine klaren Ansagen: Hat die EZB ein Kommunikationsproblem? / Warum SAP in der Midlife-Crisis steckt

Handelsblatt Today vom 14.04.2022
39 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Die EZB belässt die Zinsen wie erwartet auf dem bisherigen Niveau.
Doch es gibt keine klaren Hinweise auf mögliche Schritte zur
Inflationsbekämpfung. Angesichts der hohen Inflation im Euro-Raum
ist zuletzt der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB)
gewachsen, ihre Geldpolitik zu straffen. Doch auch nach der
heutigen EZB-Ratssitzung gibt es keine konkreten Aussagen darüber,
ob und wann es Zinserhöhungen in diesem Jahr geben könnte.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde beließ es einmal mehr bei
Andeutungen. Ab dem dritten Quartal könnte das Anleihekaufprogramm
beendet werden, doch auch hier wollte sich die EZB nicht auf ein
konkretes Datum festlegen. Jan Mallien, der geldpolitische
Korrespondent des Handelsblatts, hat die Beschlüsse der EZB in der
neuen Folge von „Handelsblatt Today“ eingeordnet. Einerseits kann
Mallien verstehen, dass die EZB weiterhin einen vorsichtigen Kurs
fährt, da die Konjunkturrisiken infolge des Ukrainekriegs gestiegen
sind und eine zu aggressive Geldpolitik die Rezessionsgefahr
erhöhen würde. Andererseits sieht er in der unklaren
Kommunikationsstrategie der EZB auch eine Gefahr: Es könnte der
Eindruck entstehen, dass die EZB gar nicht willens ist, die
Inflation entschieden zu bekämpfen, was wiederum Einfluss auf die
Inflationserwartungen hätte und beispielsweise in
Tarifverhandlungen einfließen könnte. Das wiederum könnte eine
gefürchtete Lohn-Preis-Spirale auslösen. Außerdem: Ausgerechnet zum
50. Geburtstag werden beim Softwarekonzern SAP die Probleme immer
präsenter: Der Umstieg auf cloudbasierte Produkte verläuft
schleppend, gleichzeitig greifen Wettbewerber wie Salesforce oder
Celonis den wichtigsten deutschen Tech-Konzern an. Der Vergleich
mit einer Midlife-Crisis liegt aus der Sicht des
Handelsblatt-Textchefs Christian Rickens nahe. Schließlich müsse
sich SAP nach vielen erfolgreichen Jahren nun neu erfinden. „SAP
hat den Anspruch, mit seiner Software alles abzubilden und
miteinander kompatibel zu machen“, sagt Rickens im Podcast. Die
Gefahr sei nun, dass die Spezialisten die Daten abgreifen, die SAP
in großen Mengen abwerfe und damit für die Kunden einen Mehrwert
schaffen. Eine ähnliche Situation habe es allerdings auch schon
während der Nullerjahre gegeben, gibt Rickens zu bedenken. Zu der
Zeit habe SAP-Mitgründer Hasso Plattner entscheidend dazu
beigetragen, dem Unternehmen aus der Krise zu helfen. Jetzt kämpft
SAP erneut darum, in einer Technologiewelt zu bestehen, in der
Software zur Dienstleistung aus der Cloud wird und Künstliche
Intelligenz Geschäftsprozesse von der Maschinenwartung bis zur
Buchhaltung verändert. „Die Frage ist, ob Plattner und SAP-Chef
Christian Klein diesen Wandel gemeinsam schaffen werden“, sagt
Rickens. *** Exklusives Angebot für Handelsblatt Today-Hörer:
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