"Die Angst ist noch präsent" – Gespräch auf der Kölner Kirchenbank zur Unwetterkatastrophe 2021

"Die Angst ist noch präsent" – Gespräch auf der Kölner Kirchenbank zur Unwetterkatastrophe 2021

Gespräch auf der Kölner Kirchenbank
16 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr
Unwetter und Hochwasser haben vor einem Jahr die Menschen in
Deutschland und auch in Nordrhein-Westfalen in große Not gebracht:
Häuser wurden weggespült, Flüsse sind über die Ufer getreten,
Menschen sind gestorben, Keller sind vollgelaufen, viele Menschen
haben ihr Hab und Gut verloren. Ihnen konnte aber auch von
unterschiedlichen Stellen geholfen werden. Auf der Kölner
Kirchenbank spricht Sammy Wintersohl mit Andrea Schnackertz. Sie
arbeitet beim Diakonischen Werk Köln und Region und begleitet
Betroffene in den Kölner Gebieten. Sie sagt: "Es gibt Menschen, die
über Versicherungsleistungen schon wieder in ihren Häusern sein
können oder auch nicht wirklich ausziehen mussten, bis hin zu
Menschen, die immer noch nicht wissen, ob sie zurückkönnen in ihre
Häuser, in ihre Wohnungen." Viele Menschen brauchten auch heute,
ein Jahr nach der Katastrophe, noch Unterstützung, weil sie weder
finanziell wieder hergestellt sind, noch psychisch. "Dazu ist auch
wichtig zu sagen, dass die Angst vieler Menschen sehr präsent ist
und vor allen Dingen dann, wenn es wieder regnet." Die Situation
sei bei vielen Menschen immer noch sehr belastend, "weil sich
vieles eben noch nicht klären ließ - zum Teil Versicherungen auch
noch nicht bezahlt haben, oder auch noch keine Beträge sagen - und
in der Folge kann man keine Anträge beim Land stellen und man kann
auch nicht sagen, welche Spenden man noch benötigt und das
bedeutet, dass die Menschen oft am Rande ihrer Kräfte sind." Andrea
Schnackertz macht "Tür-zu-Tür-Gespräche", das heißt, sie klopft als
Diakonie-Mitarbeiterin mit ihren Infomaterialien an die Türen der
Menschen in den betroffenen Gebieten und bietet Hilfe in Form von
zum Beispiel Beratungsgesprächen an. Auch über das Spendenportal
erhält sie Kontakte zu Menschen, die einen Antrag gestellt haben.
Kirchengemeinden vermitteln bei Bedarf ebenfalls Kontakte. Die
Gespräche bedeuten, dass "die Erinnerung wieder da ist, dass der
,Feind Wasser', wie es mal jemand beschrieben hat, wieder sehr
präsent wird und es sehr persönlich wird. Die Bereitschaft, weiter
darüber zu reden, ist ja unterschiedlich. Leute gehen wie immer
unterschiedlich mit Trauer um. Manche sagen, ja, ich weiß, ich
sollte darüber reden, vielleicht einen Therapeuten aufsuchen. Die
Stellen sind allerdings im Moment ziemlich selten zu bekommen." Die
gelernte Sozialarbeiterin bemängelt jedoch, "dass es doch relativ
viele Hilfsangebote gibt, aber wenn die Betroffenen nichts davon
wissen, dann kann man ihnen auch nicht helfen. Deswegen ist es so
wichtig, von Tür zu Tür zu gehen und den Leuten mitzuteilen, dass
es die Hilfen gibt." Denn: "Wir haben Erkenntnisse aus dem
Oderhochwasser 2013, und die Kolleginnen und Kollegen haben gesagt,
dass es Jahre dauert, bis Menschen wieder ein normales Leben nach
der Flut führen können." Mehr Informationen unter
www.diakonie-koeln.de

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